Worte, sie passen nicht mehr!
Meine Frau liest die ersten Zeilen meiner Kolumne und schaut kritisch: „Lass doch den armen Doktor Faust in Ruhe.“ Ich aber muss Goethe zitieren, weil mir gegen SAP nichts anderes mehr hilft – oder ist Lachen beim Sex erlaubt?
Mit dieser Frage hat die beste Ehefrau der Welt nun nicht gerechnet! „Bitte, was soll erlaubt sein?“, schmettert sie mir skeptisch zurück. „Ja, du hast schon richtig gehört, Klaus Boldt, Chefredakteur des deutschen Wirtschaftsmagazins Bilanz, fragte McDermott in Walldorf, ob man beim Sex lachen darf.“
Meine Frau ist vielem gegenüber sehr aufgeschlossen, aber was diese Lifestyle-Frage mit SAP und einem Interview in einem Wirtschaftsmagazin zu tun hat, ist ihr unverständlich. „Hoffentlich nimmt sich dein Freund Färbinger daran kein Beispiel“, war ihr abschließender Kommentar.
Ich habe das Wirtschaftsmagazin Bilanz in Frankfurt am Flughafen gekauft auf meiner Dienstreise nach Turin: Chefredakteur Boldt stellt in dem Interview unserem SAP-Chef 137 Fragen – unter anderem: „Bill, wären Sie gern Ihre Frau?“
Eine der 136 Antworten ging mir jedoch wirklich durch Mark und Bein. (Die Antwort auf „Was lieben Sie am meisten an Ihrer Heimat?“ verweigerte Bill McDermott.) Aber er sagt: „Unser Innovationstempo ist einfach unglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen.“
Innovationstempo bei SAP? Ja, hierbei hat McDermott vollkommen recht. Noch nie zuvor in der über vierzigjährigen Geschichte von SAP haben so viele neue Produkte in so kurzer Zeit das Licht der SAP-Community erblickt – kleiner Nebeneffekt: Die Bestandskunden bekommen keine fertigen, getesteten Produkte, sondern halbfertige Ware, die erst mühsam enträtselt und getestet werden muss.
Über das Hana-Fiasko berichtete unser E-3 Chefredakteur Färbinger schon öfter. Der Übergang von Hana 1 zu Hana 2 ist ein Glücksspiel, bei dem alle zwei Wochen die Spielregeln verändert werden.
Als Group-CIO mache ich mir damit nicht mehr die Hände schmutzig, aber ich eile von einem Eskalationsmeeting zum nächsten und versuche die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen, denn unser operativer Betrieb muss in jedem Fall sichergestellt werden – auch wenn uns SAP momentan massenhaft Prügel zwischen die Beine wirft.
„Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.“ Ich glaube nicht, dass sich McDermott in seinem Bilanz-Interview etwas gedacht hat, als er sagte: „Unser Innovationstempo ist einfach unglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen.“
Leider hat Chefredakteur Boldt nicht nachgefragt, sich dafür als Lieferant von Wörtern bezeichnet – wahrscheinlich ist ihm bewusst, dass dieses Interview kein journalistischer Text ist.
Eine Antwort erscheint dennoch für die SAP-Community interessant. Klaus Boldt fragte Bill McDermott: „Ihre erfolgreichste Entscheidung bei SAP?“ Und dieser antwortete:
„Ich glaube, das war in meinen Anfangstagen als Co-CEO im Jahr 2010. Es brauchte eine unternehmerische Vision, die Welt und das Leben der Menschen zu verbessern, in den Mittelpunkt zu rücken.
Und ich habe den Schwerpunkt dabei nicht nur auf die großartige Tradition und Vergangenheit des Unternehmens gelegt, sondern mich gefragt, welche die wichtigen Themen des 21. Jahrhunderts sein werden und wie wir diese zeitnah in Angriff nehmen können.“
Run simple – aber „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, sagte bereits Helmut Schmidt im Spiegel über Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf 1980.
Der Sommer war nicht durch kontinuierliches Arbeiten geprägt, sondern eine Krisensitzung reihte sich an die nächste: indirekte Nutzung, SoH mit Hana 2 und langjährige Lieferanten, die in die verkehrte Richtung laufen.
Einen falschen Weg geht HP mit The Machine: Aufgrund vermuteter hoher Datenmengen setzt man den Fokus auf Memory-driven Computing. Wir haben das Konzept, dass die Millionen von Sensordaten (IoT) niemals in das ERP/MRP gelangen dürfen.
Die Antwort heißt: Edge Computing. Dort, wo die Sensoren sind, sind auch spezialisierte Prozessoren und Algorithmen, die die Daten aussortieren und paketieren. HP orientiert sich an den quantitativen Herausforderungen und vernachlässigt die qualitative Arbeit.