Digitale Defragmentierung
Wenn Produktion, Handel und Logistik immer schwieriger und unüberblickbarer werden, sollte eine umfassende IT zumindest etwas Ordnung in das Geschehen bringen und den Anwendern rudimentäre Übersicht versprechen. Theoretisch sollte jetzt die SAP ihren Umsatz pro Quartal verdoppeln. Warum gehört SAP nicht zu den Krisengewinnern?
Die Antwort liegt auf der Hand: SAP-Software war nie für dynamisches und agiles Handeln in unvorhersehbaren Situationen vorgesehen. Eine perfekte Aufbau- und Ablauforganisation mit überwiegend planbaren Geschäftsprozessen lässt sich hervorragend mit einem SAP-System – von R/3 bis S/4 – customizen. Das Ergebnis ist ein effizientes IT-System, das viele Ressourcen einspart und Gewinn abwirft – fast jeder Business-Suite-7-Bestandskunde ist dafür eine Referenz. Für eine defragmentierte, automatisierte und chaotische Wirtschaftslage fehlt einem SAP-System aber die agile Intelligenz.
Vielleicht hätte das Framework „Leonardo“ so ein dynamisches und selbstlernendes System werden können. Ex-SAP-Chef Bill McDermott schwörte einst, dass „Leonardo“ ein noch größeres Geschäft werden könnte als Suite 7 und S/4. Aber diese Chance auf ein agiles ERP-System der nächsten Generation hat SAP leichtfertig verspielt. Andere werden die Herausforderungen der digitalen Defragmentierung aufnehmen und KI-basierte IT-Systeme für Produktion, Handel und Logistik entwickeln. Zu befürchten ist, dass SAP weiterhin versucht, ein starres ERP-System in eine dynamische Umgebung wie das Cloud Computing zu heben – Rise and Fall with SAP.