What’s Next Vivaldi?
Der Albumtitel „What’s Next Vivaldi?“ kann von Zuhörern doppelt interpretiert werden, sowohl künstlerisch und musikalisch als auch technisch hinsichtlich der Aufnahmetechnik in einem HiRes-Format. An beiden Aspekten könnte sich SAP und besonders CEO Christian Klein ein Vorbild nehmen. Die Vorbildfunktion wird jedoch nicht einsetzen, weil die Salzburger Festspiele jeden Sommer durch Siemens, Audi, BWT, Rolex und die Kühne-Stiftung gesponsert werden. Die Affinität für Innovationen, Kultur und Zukunftsfragen ist bei SAP weniger ausgeprägt. Hier setzen die Verantwortlichen mehr auf Formel 1 und die Gaming-Community (Ich darf diese Kritik hier anbringen, weil ich den SAP Head of Sponsorship gut kenne und ihn vor einigen Jahren nach Salzburg eingeladen hatte.)
Patricia Kopatchinskaja ist eine moldauisch-österreichisch-schweizerische Geigerin. Bei den Salzburger Festspielen gab sie gemeinsam mit der Camerata Salzburg im Großen Saal des Mozarteums eine überwältigende und viel bejubelte Vorstellung. Neben einer sensationellen Geigerin ist Kopatchinskaja auch Tonkünstlerin und brachte mit ihrer Stimme, Performance und der wie immer hervorragenden Camerata Salzburg Stücke von John Cage, PatKop, Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart und György Ligeti zur Aufführung.
Im Salzburger Programmheft ist nachzulesen: „Mit einer Kombination aus Tiefe, Brillanz und Humor bringt Patricia Kopatchinskaja eine unnachahmliche Theatralität in ihre Auftritte. Ob ein Violinkonzert von Tschaikowski, Ligeti oder Schönberg oder bei der Präsentation eines originellen szenischen Projekts, das Beethoven, Ustwolskaja oder Cage dekonstruiert – ihr unverwechselbarer Ansatz vermittelt immer den Kern des Werks.“
Wie wäre es, wenn auch SAP-Chef Christian Klein immer den Kern der eigenen betriebswirtschaftlichen Standardsoftware vermitteln würde und diese mit eigener Kompetenz weiterentwickeln könnte? Stattdessen experimentiert SAP mit Betriebsmodellen wie Cloud Computing, vertieft sich in technische Details eines IT-Stacks und erfindet eine eigene Datenbank oder schließt zweifelhafte Kooperationen, weil offensichtlich die eigene Kernkompetenz verloren gegangen ist. Das Alleinstellungsmerkmal von SAP ist betriebswirtschaftliche und organisatorische Kompetenz einer unternehmerischen Aufbau- und Ablauforganisation. So wie Patricia Kopatchinskaja nach dem „Next“ fragt, soll auch Christian Klein bemüht sein: What’s Next S/4 Hana? Was kommt nach 2040?
Noch etwas könnte Christian Klein von Patricia Kopatchinskaja lernen: Musik ist ein wertvolles Gut, sodass die bestmöglichen Aufnahmetechniken zu verwenden sind. Eine CD mit 16 Bit Auflösung und 44,1 kHz Abtastrate ist eine Beleidigung für die Ohren. „What’s Next Vivaldi?“ wurde mit 24 Bit, also der achtfachen Auflösung einer CD, und mit 192 kHz Abtastrate aufgenommen – käuflich zu erwerben, um etwa 20 Prozent mehr als ein durchschnittlicher CD-Preis. Wie viel wären die SAP-Bestandskunden bereit zu zahlen, wenn die Softwarequalität passen würde?
Es gibt zwei Aspekte, die von SAP beachtet werden sollen: Content und Innovation. Was kommt als Nächstes? Die SAP-Community braucht eine inhaltliche und technische Antwort auf das nächste S/4 Hana.