Wahlfreiheit bei SAP
Der bekannte Automobilproduzent Henry Ford hat die Wahlmöglichkeit auf sehr elegante Weise gelöst.
Von ihm ist folgendes Zitat bekannt:
„Jeder Kunde kann sein Auto in einer beliebigen Farbe lackiert bekommen, solange die Farbe, die er will, Schwarz ist.“
In Walldorf heißt das, jeder Kunde kann sein SAP ERP mit jedem beliebigen Server, Betriebssystem und Datenbank betreiben, solange es ein Intel-x86-Server, Linux-Betriebssystem und die Hana-Datenbank ist.
Was früher für einen SAP-Bestandskunden selbstverständlich war, ist heute unmöglich: Mit dem IT-Architektur- und Infrastruktur-Lieferanten seines Vertrauens baut man sich das Rechenzentrum seiner Träume.
Heute träumen viele IT-Anwender vom Wolkenkuckucksheim. Cloud Computing ist angesagt und damit soll dem Anwender jede Sorge und Obacht um sein Rechenzentrum abgenommen werden.
Jeder vertraut aber nicht den Rechenzentren in der weltweiten Wolke. Security und Intellectual Property sind ernste Themen.
Auch wer auf Private oder Hybrid Cloud setzt, landet am Ende des Tages wieder im eigenen Rechenzentrum.
Die Frage nach der optimalen IT-Architektur ist somit noch lange nicht gelöst.
Die Qual der Wahl wird einem durch SAP abgenommen. Dieser positiven Meldung steht eine totale Abhängigkeit und Konformität gegenüber.
Es mag sehr viel für Intel x86, Linux und Hana sprechen – aber es ist doch ein Unterschied, ob diese IT-Komponenten freiwillig gewählt und konzipiert oder vom ERP-Hersteller diktiert werden!
Wahlfreiheit ist eben nicht nur ein physischer Vorgang, sondern auch ein psychisches Wohlbefinden. Wer agiert schon gerne unter Zwang?
Respekt für SAP: Jahrelang hat der Walldorfer ERP-Konzern einen bunten Zoo an Software- und Hardware-Kombinationen für R/3 zugelassen.
Dieser Ansatz wurde auch für ERP/ECC 6.0 und die SAP Business Suite 7 (S/7) beibehalten.
Damit verbunden ist ein enormer Verwaltungs- und Supportaufwand. S/4, die neue Business Suite auf Basis von Intel x86, Linux und Hana, gibt sich eben bescheidener – keine Software- und Hardware-Wahlfreiheit mehr!
Oder wie SAP-Chef Bill McDermott es immer wieder gerne formuliert:
Run Simple.
Aber für die SAP-Bestandskunden ist es in keiner Weise „simple“, von den erprobten, erfolgreichen und gewachsenen IT-Strukturen auf S/4 und der monolithischen Architektur, Intel, Linux und Hana, umzusteigen.
Die Wahlfreiheit muss für Neukunden nicht unbedingt gelten, aber sie aufzugeben ist für Bestandskunden eine sehr große Herausforderung. Das erste neue Auto mag die Farbe Schwarz haben.
Wer aber jahrzehntelang abwechselnd ein grünes und rotes Auto gefahren ist, für den bedeutet der Verlust der Wahlfreiheit einen Kulturschock.