Unternehmen setzen auf SAP aus der Cloud


Trotz Bedenken bei den Themen Kosten, Integration und Datenschutz wächst die Akzeptanz von SAP S/4 Hana und SuccessFactors. Dies hebt eine neue Marktstudie hervor, die die Information Services Group, ein weltweit tätiges, AI-zentriertes Technologieforschungs- und Beratungsunternehmen, herausgegeben hat. Die Studie „2025 ISG Provider Lens SAP Ecosystem Report for Germany“ kommt zu dem Ergebnis, dass immer mehr Unternehmen skalier- und abonnierbare Cloud-Software aus Gründen der Kosteneffizienz, Agilität und schnellen Implementierung bevorzugen. Die Cloud–First-Strategie von SAP hat dazu beige-tragen, die Akzeptanz zu ihren Cloud–Lösungen, insbesondere zu SAP S/4 Hana Cloud und SuccessFactors, zu erhöhen. Doch ungeachtet der hohen Marktdynamik in Richtung Cloud sind deutsche Unternehmen noch immer zurückhaltend, wenn es um die Wahrung der Datenhoheit, die komplexe Integration mit Legacy-Systemen und die Einhaltung der DSGVO geht.
Datenschutz als Bremse
„Strenge Datenschutzgesetze lassen viele deutsche Unternehmen zögern, Daten in der Cloud zu speichern“, sagt Dr. Matthias Paletta, Director bei ISG Research und dort zuständig für den Bereich Technology Modernization. „Schrittweise Migrationen, die mit weniger kritischen Systemen beginnen, werden immer beliebter. Gleichzeitig bevorzugen einige Unternehmen nach wie vor die ihnen vertrauten On-premises-Lösungen.“ Das nahende Ende des Supports für On-premises-Umgebungen von SAP ERP Central Component (ECC) im Jahr 2027 hat die Dringlichkeit der Cloud-Migration erhöht. Eine Reihe von Unternehmen zögert jedoch noch. Wichtige Gründe hierfür sieht die Studie sowohl in kulturellen Widerständen als auch in Ressourcenbeschränkungen, die eng mit dem derzeit geringen Wirtschaftswachstum zusammenhängen. Insbesondere der deutsche Mittelstand hält sich aufgrund begrenzter Budgets und IT-Kompetenzen mit dem Umstieg zurück. SAP hat Paketangebote wie Rise with SAP in den Markt eingeführt, um das Kostenthema durch eine einfachere Migration und die Konsolidierung von Lizenzen, Hosting und Support zu entschärfen, so ISG weiter. Nach wie vor blicken viele Unternehmen jedoch mit Sorge auf die hohen anfäng-lichen Migrationskosten und die Aussicht auf eine teure, zeitaufwändige Neuge-staltung ihrer oftmals stark angepassten ECC-Systeme.
Clean-Core-Akzeptanz
Die Umsetzung der Clean-Core-Strategie von SAP ist aus dem deutschen SAP–Dienstleistungsmarkt nicht mehr wegzudenken. Beim „Clean Core“ geht es darum, nur minimale Anpassungen vorzunehmen und vorwiegend SAP-Standardfunktionen zu nutzen, um die ERP-Wartung, Up-grades und Skalierbarkeit zu vereinfachen. Durch die Beibehaltung eines standardisierten ERP-Kerns und die Nutzung von sogenannten Side-by-Side Extensions über SAP BTP haben deutsche Unternehmen eine verbesserte Systemflexibilität, Stabilität und Cloud-Tauglichkeit erreicht. Clean–Core-Praktiken ermöglichen einfache Upgrades, reduzieren die technischen Schulden und minimieren die System-ausfallzeiten bei Aktualisierungen, was die langfristigen Wartungskosten und Betriebsrisiken erheblich senkt. Diese Strategie vereinfacht insbesondere die Einführung fortschrittlicher Technologien wie KI, ML und prädiktive Analysen und fördert schnelle Innovationen ohne die Altlasten eines umfangreichen benutzerdefinierten Codes. Der Übergang von stark angepassten ERP-Altsystemen zu einer Clean-Core–Architektur ist jedoch mit erheblichen -Herausforderungen verbunden. Deutsche Unternehmen müssen ihre Geschäftsprozesse stark umgestalten, was erhebliche Vorabinvestitionen in Ausbildung, Tools und kulturelle Veränderungen erfordert.
SAP Joule als KI-Treiber
Im Bereich der SAP-Dienstleistungen spielt in Deutschland künstliche Intelligenz eine immer wichtigere Rolle. GenAI wirkt sich erheblich auf die deutsche SAP-Servicelandschaft aus, insbesondere durch den Joule-Assistenten von SAP, der tief in Anwendungen wie S/4 Cloud inte-griert ist. Laut ISG setzen die Anbieter KI-basierte Tools ein, um Transformationsprozesse zu automatisieren sowie Kosten und Zeitpläne zu optimieren. Zudem gewinnt der Einsatz von generativer KI im Bereich der SAP-Services an Bedeutung. Getrieben wird diese Entwicklung insbesondere durch den Joule-Assistenten von SAP. -Joule wurde entwickelt, um komplexe Arbeitsabläufe zu automatisieren, Interaktionen in natürlicher Sprache zu erleichtern und die Entscheidungsfindung in Unternehmen zu verbessern. „Mit anpassbarer GenKI können deutsche Unternehmen KI auf die Lösung spezifischer Branchenprobleme zuschneiden“, sagt Jan Erik Aase, Partner und Global Leader bei ISG Provider Lens Research. „Das Interesse an KI ist trotz Bedenken hinsichtlich Compliance und Skalierbarkeit nach wie vor groß.“ (rk)