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SolMan 7.2 und die Zukunft des NetWeaver-Stacks

Der Countdown läuft: Am 31. 12. stellt SAP den Support für NetWeaver 7.0 AS Java und demzufolge für den SolMan 7.1 ein. Wer seine Architektur weiterhin vernünftig administrieren möchte, sollte unbedingt das Upgrade auf 7.2 durchführen, denn die Zukunft steht auf Heterogenität.
Paul Berka, Itelligence
25. Oktober 2017
SolMan 7.2 und die Zukunft des NetWeaver-Stacks
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Unmittelbar vor dem neuen Millennium sprach SAP erstmals von Java und ihrer steigenden Popularität. Relativ zeitnah wurde Java 1.3 initial in der NetWeaver-Version 6.20 mit angeboten.

Schnell wurden Stimmen laut, dass Java die Zukunft sei, und unter der Hand munkelte man sogar davon, dass Java die Altlast Abap ablösen könnte. Laut dem 2001 eingeführten TIOBE Index liegt Java von Anfang an auf Platz eins der beliebtesten Programmiersprachen der Welt. Wohingegen Abap meist am Ende der Top 20 gelistet wird.

Java weist gegenüber Abap bis auf ein paar erweiterte Funktionen aber keine signifikanten Vorteile auf. Abap hingegen hat eine bessere Syntax und Programmiertechnik.

Für SAP liefert Java aber eine Alternative zur Abap-Sprache und bietet ein größeres Angebot an zur Verfügung stehenden Ressourcen, Entwicklern und Möglichkeiten. Über die Jahre hinweg wurde Java so in die R/3-Laufzeitumgebung bzw. AS NetWeaver integriert, wodurch ein Miteinander von Abap und Java in Form eines einzigen Systems, dem Dual-Stack-System, ermöglicht wurde. In dieser Form wird auch der SoMan angeboten.

Ende des Double-Stacks

Der SolMan 7.2 basiert auf dem NetWeaver 7.4. Die Architektur unterscheidet sich jedoch insofern, als der Solution Manager in der aktuellen Version nicht länger mit einer Double-Stack-Architektur betrieben wird, sondern die beiden Stacks (Abap und Java) in zwei unabhängigen Systemen betrieben werden.

Zusätzlich unterstützt die Basis des NetWeaver 7.4 den Einsatz von Hana als Datenbank, was den Einsatz des Solu­tion Manager in Verbindung mit einer Hana-­DB ermöglicht.

Diese beiden essenziellen architektonischen Unterschiede bringen allerdings neue Herausforderungen und vor allem viele Potenziale mit sich. Die Trennung des Stacks und die damit einhergehende Isolierung einer Technologie pro System hat SAP bereits mit dem NetWeaver-Stack 7.2 anvisiert und eingeführt.

So wurden in den Releases seit dem NetWeaver 7.0 keine Double-Stack-Lösungen mehr angeboten. Unter NetWeaver 7.0 gab es weitere Produkte, welche sich der beiden Technologien Abap und Java bedient hatten.

Das Business Warehouse als auch die Process Integration sind bereits schon seit längerer Zeit getrennt. Der Solution Manager ist das letzte Produkt in der Reihe, welches die Migration von NetWeaver 7.0 auf NetWeaver 7.4 vollziehen muss.

Für Kunden und Endanwender des SolMan 7.1 wird die Migration bis Ende des Jahres empfohlen, da sich der NetWeaver 7.0 nur noch bis dahin in einer gültigen Standardwartung befindet.

Die Gründe für dieses Wartungsende sind vielfältig. Neben den für SAP sehr aufwändigen Wartungspaketen kommt schwerwiegend die Verwendung der Java-4-Laufzeitumgebung hinzu.

Diese wird ebenfalls nicht länger von ­Oracle weiterentwickelt und damit auch nicht unterstützt. Seit dem NetWeaver 7.1 verwendet die SAP ihren eigenen Standard einer Java-Laufzeitumgebung, welche im Rahmen des Kernels als SAPJVM mit ausgeliefert wird.

Somit geht die SAP mit dem Ende der NetWeaver 7.0 stärker einen Schritt in die Richtung, Software und Applikation aus einer Hand anbieten zu können. Darüber hinaus stehen die Verminderung von Abhängigkeiten von der Konkurrenz und die eigene Gestaltung sowie Nutzung interner Schnittstellen im Fokus.

Paul Berka

Hana-Unterstützung

Wie bereits erwähnt, ist ein wesentlicher Vorteil in der Architektur des NetWeaver 7.4 die Unterstützung der Hana-Datenbank. Im Gegensatz zum NetWeaver 7.4 unterstützt das NetWeaver-Release alle Datenbanken, also auch die bekannten Anbieter der relationalen Datenbankarchitekturen, allerdings eben auch die In-Memory-DB-Architektur, wie sie in der Hana-DB und von Oracle angeboten werden.

Der SolMan 7.2 kann mit Hana genutzt werden und so von einer gestiegenen Performance profitieren. Es ist aber auch weiterhin der Einsatz einer Oracle-Datenbank möglich.

In der neuen NetWeaver-7.4-Version ist der SolMan 7.2 daher bestens gerüstet für Hana, aber auch für die Cloud, Fiori, SAPUI5 und mobile Technologie. Sie bildet damit die Grundlage für die Business Suite ­powered by Hana.

Mit weiteren Technologien wie dem NetWeaver Gateway Support ist es möglich, sämtliche Applikationen und Dashboards auf einer Vielzahl von Plattformen wiederzugeben.

Unterstützt werden dabei alle gängigen Plattformen, inklusive Apple iOS, Google Android und Microsoft Windows Phone 8 und aufwärts. Durch die wichtigste Neuerung, der Unterstützung von Hana, lassen sich mithilfe dieser In-Memory-Datenbank Daten nahezu in Echtzeit abfragen und verarbeiten, wodurch der SolMan 7.2 einen erheblichen Performancezuwachs erlangt.

Laut SAP soll die Datenbankzukunft gänzlich im Zeichen von Hana stehen. SAP hat einer Wartungszusage bestehender SAP-Produkte sowie aller Datenbanken bis 2025 zugestimmt.

SAP nutzt im Rahmen der Hana-DB-optimierten Produkte wie der Suite S/4 Hana den NetWeaver 7.5, welcher grundsätzlich nur noch als Unicode-Variante zur Verfügung steht. Darin legt SAP den Fokus auf S/4 Hana, Internet of Things und SAP-Fiori-Performanceoptimierungen.

Mit der im NetWeaver 7.5 hinzugekommenen Java-8-Laufzeitumgebung wird die Verwendung von Java-basierten Hubs wie SAP Enterprise Portal, SAP Process Orches­tration und SAP Business Process Management unterstützt. Durch die direkte Kommunikation zwischen Sensoren von Maschinen mittels TCP/IP-Support und via Abap mittels Abap Channels ebnet Net­Weaver 7.5 den Weg zu Industrie-4.0-Szenarien.

Diese Verschmelzung von Daten über Produktionseinheiten und -prozesse in der realen Welt erlauben die Echtzeitauswertung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.

Die Migration des SolMan von Version 7.1 auf 7.2 gestaltet sich sehr umfangreich. Die technische Ebene wird vor allem durch einen Stack Split charakterisiert und beinhaltet die Trennung bzw. die Auslagerung der Java-Instanz aus dem Double-Stack-System in ein eigenes Single-Stack-System.

Dieser Vorgang wurde von SAP mit NetWeaver 7.3 eingeführt und war ursprünglich für den Dual Stack Split von PI-Landschaften gedacht. Auf Applikationsebene sind Vor- und Nacharbeiten im Kontext der Content Activation notwendig.

Diese in Vorbereitung, Upgrade und Aktivierung aufgeteilten Schritte sind notwendig, da unter anderem das Solu­tion-Documentation-Szenario im SolMan 7.2 von Grund auf neu gestaltet worden ist.

Szenarien wie Change Request Management, Project Management, Automated Testing oder das Business Process Monitoring benötigen ebenfalls eine Content-Aktivierung. Im initialen Schritt wird mittels Scoping festgelegt, welche Szenarien durch die Migration betroffen sind und resultierend daraus welche Notes und Konfigurationen in der eigens dafür angelegten Transaktion PREPARE_ACTIVATION implementiert und ausgeführt werden müssen.

Danach folgt das eigentliche Upgrade des Solution Manager auf 7.2. Im SOLMAN_SET­UP wird dann der abschließende Schritt, die Aktivierung, durchgeführt. Aufgrund des daraus resultierenden Aufwandes gilt hier die Empfehlung, eine Neu-Implementierung des SAP-Systems durchzuführen.

Dieser als Greenfield bekannte Ansatz ermöglicht es dem Kunden, Altlasten loszuwerden und die neuen Funktionen der Software vollumfänglich auszunutzen. Wollen Kunden z. B. ihre eigenen Anpassungen beibehalten, so bietet der Brownfield-Ansatz eine Alternative für eine schrittweise Transformation der bestehenden Landschaft in eine neue.

Als Resultat erhält man einen SolMan bestehend aus zwei technisch grundlegend verschiedenen Systemen. Abap stellt weiterhin den Kern der SAP Busi­ness Suite dar und führt das Management der Transaktionsverarbeitung weiter aus.

Java, einst auch als Entwicklung für die Benutzeroberfläche genutzt, ermöglicht nur noch die Funktion der Schnittstellenverarbeitung der SMD-Agenten, speziell im Falle des Solution Manager. SAP setzt in ihrer NetWeaver-Architektur in der Zukunft somit auch weiterhin auf Abap und wird so schnell davon nicht abweichen.

Ein weiteres Indiz für diese Vorgehensweise ist ein neues Produkt mit dem Namen „Fo­cused Run“. Dieses ist an den SolMar angelehnt, kommt aber komplett ohne eine Java-Instanz aus.

Klassischer Ablauf des Dual-Stack Split
Klassischer Ablauf des Dual-Stack Split

Focused Run

Der Focused Run basiert komplett auf Abap sowie der NetWeaver-7.5-Version und nutzt als Datenbank ausschließlich Hana. Die Kommunikation der neuen Simple-Dia­gnostics-Agenten läuft nun lediglich über HTTP, direkt zum Abap und ermöglicht somit eine Entlastung in der Kommunikation, da im herkömmlichen Solution Manager jeder SMD-Agent in der Auslastung wie ein eigenständiger User wirkt.

Dies liegt mitunter an der alten technischen Infrastruktur und führte bei einigen Kunden mit mehreren Tausend Agenten zu erheblichen Performanceeinbrüchen oder gar kompletten Ausfällen der Java-Instanz. Zu der Zeit konnte man noch nicht erahnen, in welchem Ausmaße der Solution Manager genutzt werden würde.

Das soll nicht heißen, dass SAP sich im NetWeaver-Bereich vollumfänglich von Java verabschiedet. Ganz im Gegenteil: Im Bereich der Cloud werden kundenspezifisch entwickelte Funktionalitäten weiter in Java und Javascript ausgeführt. Das heißt, die Zukunft steht auf Heterogenität.

SAP wirbt zudem mit „Bring your own language“ für die Unterstützung weiterer Sprachen und erlangt damit automatisch Zugriff auf weitere Ressourcen, Perspektiven und höchstwahrscheinlich auch auf weitere Kunden.

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Paul Berka, Itelligence

Paul Berka arbeitet als Professional Consultant bei Itelligence.


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