Sieh! Tue Gutes und rede darüber.
Harte Sparmaßnahmen vieler Unternehmen bringen die Chief Strategy Officers (CSOs) zusätzlich unter Druck. Unter diesen Bedingungen wird es daher immer wichtiger, die Arbeit der Strategieabteilungen sinnvoll zu messen und sowohl im Unternehmen als auch bei den Stakeholdern transparent zu kommunizieren.
Das sind die Ergebnisse der neuen Studie Revealing the chief strategist’s hidden value von Roland Berger und der Universität St. Gallen. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 109 Strategieleitern europäischer Unternehmen aus verschiedenen Branchen.
Mir gefällt es: transparent kommunizieren!
Bei SAP passiert das Gegenteil. Das strategisch wichtige S/4 wird nicht präsentiert, sondern als Marketing-Gag offeriert. Höhepunkt dieser intransparenten Entwicklung war die diesjährige Bilanzpressekonferenz.
SAP-Technikvorstand Bernd Leukert postulierte 2700 S/4-Kunden. Erst auf Nachfrage eines Analysten räumte Leukert ein, dass es nur 100 produktive Systeme gibt.
Ein System, das einfach, schlank und schnell zu customizen ist, wurde nicht einmal von 5 Prozent der S/4-Lizenzinhaber in Betrieb gesetzt: Run simple!
Bis Ende vergangenen Jahres stand S/4 mit null Euro in der SAP-PKL (Preis- und Konditionenliste). Die Bestandskunden unter den 2700 S/4-Lizenzinhabern haben also eine Option gezogen, die nichts gekostet hat.
Wie viele Neukunden SAP mit S/4 gewinnen konnte, wird nicht verraten. Bis zur CeBIT soll es eine eigene S/4-Preislsite geben.
Warum?
Weil laut schriftlicher Aussage von SAP das neue ERP-System S/4 kein rechtlicher Nachfolger irgendeines existierenden SAP-Systems ist. Das heißt: Neulizenzierung!
Und genau vor diesem Katastrophenfall hat Marco Lenck, Chef der DSAG e. V., bereits vor Monaten gewarnt. Es kann nicht sein, dass SAP-Bestandskunden über Jahre hinweg mit ihrer Pflegegebühr die Entwicklung neuer ERP-Software finanzieren und am Ende SAP dafür neue Lizenzgebühren verlangt.
Tue Gutes und rede darüber
Kommuniziere deine Strategie transparent. Höre auf Roland Berger. Offensichtlich werden diese Beschwörungsformeln in Walldorf nicht wahrgenommen.
Es wurde auf der SAP’schen Bilanzpressekonferenz nicht nur nicht kommuniziert, SAP-Chef Bill McDermott war nicht einmal persönlich anwesend! Er weilte zur gleichen Zeit im Winterkurort Davos.
Auf die Frage, wie denn das Weltwirtschaftsforum lief, meinte er selbstherrlich, dass er den US-Vizepräsidenten Joe Biden getroffen hat. Kein transparentes Wort zur düsteren Stimmung in Davos, kein Wort zu den Sorgen der Weltgemeinschaft: der wirtschaftlichen Schwäche Chinas – McDermott meint ohnehin, dass alles besten ist –, dem Absturz des Ölpreises, den Turbulenzen an den Finanzmärkten, den politischen Spannungen im Nahen Osten und natürlich auch kein Wort zur Flüchtlingskrise.
Wo lebt der SAP-Boss? Was sieht er noch? SAP braucht keinen ehemaligen Marketingleiter als Chief Digital Officer, sondern einen transparent kommunizierenden Chief Strategy Officer – damit es nicht auffällt, wenn Bill McDermott im fernen Winterkurort Davos sich umsieht.