Selektion und Auslese
Eröffnet wurde SAP Select im noblen Ritz-Carlton, wo diesmal meine Frau und ich nächtigten. Normalerweise bevorzugen wir das Hotel Orania, weil es eine Kooperation mit unserem absoluten Lieblings-Hideaway Schloss Elmau in Bayern hat. Im großen Ballsaal des Ritz-Carlton dann die große SAP-Show für handverlesenes Publikum:
Die Bühne betrat Frau Nicola Leske von der SAP-Unternehmenskommunikation und sie versuchte zu erklären, dass es keine Keynote geben wird – was logisch klang nach dem Abgang von Bill „Superlativ“ McDermott. Nur was dann kam, war ein Fehlstart!
Das „neue“ SAP-Konzept sah vor, dass die Keynote durch eine Fragestunde ersetzt wird. Nachdem Frau Leske erklärte, dass es im Saal Mikrofone gibt, betrat Co-CEO Jennifer Morgan etwas unsicher die Bühne, knapp hinter ihr folgte Co-CEO Christian Klein, wie ein junger Lehrling.
Zu dritt setzte man sich dann auf tiefe, weiße Fauteuils, was weder der Optik noch der Dynamik hilfreich war – wahrscheinlich sollte es ein Ausdruck der Lässigkeit sein.
Auch meine Frau war überrascht von dieser Offenheit, als ich ihr später zum Abendessen bei Tim Rau davon erzählte.
„SAP meint es offensichtlich ernst mit dem Generationswechsel“
kommentierte sie.
„Aber warum war deine DSAG nicht auf der Bühne?“
Die Veranstaltung war ähnlich, wie Chefredakteur Färbinger immer wieder lamentiert: Die Richtung stimmt, die Umsetzung ist zweifelhaft. Die seltsam planlose Langzeitstrategie bei SAP hält an!
Die Deadline 2025 wird für ERP/ECC 6.0 nicht halten. Wir gehen in die Verlängerung! Natürlich wurde diese „frohe“ Botschaft in Berlin im noblen Ritz-Carlton nicht verkündet.
Den Paukenschlag will man sich für später aufheben: vielleicht zur Sapphire Anfang Mai in Orlando oder dann zum DSAG-Jahreskongress in Leipzig.
Ein US-Kollege von mir kennt den Analysten und intimen SAP-Kenner Josh Greenbaum gut und hat erfahren, dass bei SAP engagiert über das Ende von Suite on Hana inklusive NetWeaver diskutiert wird.
Diese Diskussion ist nicht neu, weil es eine SAP-Service-Note gibt, die genau das zum Ausdruck bringt: Supportende für den Java-Stack mit 2024 und für den Abap-Stack mit 2025.
Parallel dazu bestätigte mir IBM, dass alle Service- und Nutzungsverträge bezüglich DB2 gekündigt wurden – Gleiches gilt für Oracle und SQL-Server.
Schon vor vielen Wochen wurde mir vom SAP-Vorstand übermittelt, dass ein Ende von SoH noch lange nicht final ist und SAP mit unserem Anwenderverein DSAG hierzu noch in Diskussion steht, was unlängst auch DSAG-Vorstand Andreas Oczko bestätigte.
Meinen DSAG-Kollegen Oczko verstand ich so, dass die Business Suite, SoH, einen Aufschub bekommt. Über das AnyDB-Ende will SAP nicht reden, was verständlich wäre:
Die Datenbankverträge sind gekündigt und eine Wiederaufnahme würden sich die drei Anbieter, IBM, Oracle und Microsoft, versilbern, wenn nicht vergolden lassen. Soweit ich Andreas Oczko richtig verstanden habe, will unsere DSAG aber auch über AnyDB mit SAP verhandeln.
Auf der SAP Select in Berlin war davon natürlich nicht die Rede. Dort feierten wir uns selbst und am Tag zuvor 20 Jahre HPI in Potsdam gemeinsam mit Professor Hasso Plattner.
Die Eliminierung der „Deadline 2025“ will unsere DSAG erst am Jahreskongress in Leipzig verlautbaren, als Mehrwert und „Geschenk“ an die Community.
Dieser Plan unseres Vorstands mag markentechnisch eine gute Idee sein und Co-CEO Christian Klein könnte gemeinsam mit Andreas Oczko die „frohe“ Botschaft von der Bühne verkünden – aber fair ist es nicht!
Die Kapitulation der „Deadline 2025“ ist eine viel zu weitreichende und damit wichtige Entscheidung, sodass man diese „frohe“ Botschaft auch nur einen Tag länger als notwendig zurückhalten darf.
Mein Vorschlag: Anfang kommenden Jahres auf dem Field-Kick-off-Meeting (Fkom) sollen Jennifer Morgan und Christian Klein die neuen Umstände dem eigenen Vertrieb darlegen und ein paar Wochen später auf einer internationalen Pressekonferenz die globale SAP-Community über das Ende des 2025-Endes zeitnah informieren.
Dafür sollte SAP unsere DSAG mit Marco Lenck und Andreas Oczko einladen, die eigentlich schon auf der Bühne der SAP Select in Berlin hätten sein sollen, wenn Morgan und Klein eine echte Diskussion gewünscht hätten – so aber war es ein Fehlstart.