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Neue Schikane

SAP führt für ihre Cloud-Dienste eine automatische Preiserhöhung ein. Die Gebühren sollen jedes Jahr fix um 3,3 Prozent steigen, wie es in den Vertragsbedingungen heißt, die der Konzern vor einigen Wochen ohne Ankündigung veröffentlicht hat.
E-3 Magazin
25. Oktober 2022
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SAP erhöht die Preise für Cloud-Dienste

Peter Hartmann von der Interessengruppe SAP Schweiz hat nachgerechnet: Das macht bei einem Fünfjahresvertrag rund 18 Prozent Kostensteigerung – Listenpreiserhöhungen nicht eingerechnet. Mit der „stillen“ Preiserhöhung während der Sommerferien sieht man Ähnlichkeiten mit dem Vorgehen im Jahr 2008, als SAP einseitig die Wartungsgebühren um 30 Prozent erhöhen wollte, erklärte Peter Hartmann als Vorsitzender der IG SAP: „Wir erwarten, dass die Regelung rückgängig gemacht wird.“

Cloud wird teurer

SAP teilte ihren Bestandskunden mit, dass der Konzern bestrebt ist, den Wert der Cloud-Lösungen kontinuierlich zu steigern. Dazu gehören: die Verbesserung von Service-Leveln, die Entwicklung neuer Funktionalitäten und Innovationen sowie die Sicherstellung der höchsten Standards für Datensicherheit. Die Bereitstellung von kontinuierlich verbesserten und agilen Cloud-Lösungen, die SAP anbietet, bedarf einer umfangreichen und komplexen Arbeit. Dieser Aufwand bringt steigende Kosten mit sich, argumentiert der ERP-Weltmarktführer. Die Preisanpassung soll diesen zusätzlichen Wert widerspiegeln, den SAP geliefert hat und weiterhin liefern will. Aus diesem Grund wurde vom Vorstand rund um SAP-Chef Christian Klein die strategische Entscheidung getroffen, jährliche Preisanpassungen für das SAP-Cloud-Lösungsportfolio auf globaler Ebene für Neuverträge vorzunehmen und an die branchenüblichen Preismechanismen im Markt anzupassen.

Damit ergibt sich für SAP-Bestandskunden eine zusätzliche Hürde für den Wechsel in die Cloud: Nachdem sich Schweizer Bestandskunden gemäß einer Umfrage der IG SAP von Peter Hartmann schon vor der Preis-erhöhung sehr kritisch gegenüber dem Wechsel in die Cloud und allgemein gegenüber den aktuellen Services äußerten, kann das zur Retourkutsche für SAP werden. Eine automatische Kostenerhöhung unabhängig von Interesse und Nutzung neuer Funktionalitäten ist jedenfalls fragwürdig. Die Attraktivität des SAP-Cloud-Angebots wird durch diese zunehmende Bevormundung der Kunden weiter geschmälert. Dazu kommt, dass mit geringer Inflation und dem weiter erstarkten Franken die Preise in der Schweiz in die andere Richtung zeigen müssten – nämlich nach unten!

Vor allem bei den Wartungskosten der (noch) SAP-ECC-Betreiber stimmen das Preis- und Leistungsverhältnis schon lang nicht mehr. Die Wartungskosten sind in Bezug auf Leistung und fehlende Weiterentwicklung viel zu hoch, meint man bei der Interessengruppe SAP Schweiz. „Ebenso sind die Kunden nicht bereit, für Cloud-Dienste das x-Fache im Vergleich zu vorher, On-prem, zu bezahlen, nur um den Betrieb der Software in die Cloud abzugeben. Denn abstrakt betrachtet bietet SAP oft eher ein Outsourcing-Angebot als eine Cloud-Lösung“, fasst Peter Hartmann die aktuelle Stimmung zusammen.

Marktmacht und Zwang

Der Vorwurf lautet: SAP nutzt ihre Marktmacht! SAP-Bestandskunden haben keine Wahl mehr zwischen On-prem- oder Cloud-Lösungen. Zum Beispiel IBP, Integrated Business Planning for Supply Chain. Diese SAP-Software löst den bekannten APO (Advanced Planner and Optimizer) ab, soll zwar wesentlich leistungsfähiger und funktionaler sein, ist aber nur als Cloud-Angebot erhältlich. „Ebenso bekommen wir widersprüchliche Feedbacks bezüglich Anrechnung der Lizenzen bei einem Wechsel von ECC nach S/4“, weiß Peter Hartmann von den zahlreichen Mitgliedern der IG SAP Schweiz. „Eine Anrechnung von 100 Prozent der Wartungsbasis ist ein Muss, schließlich musste der Kunde jahrelang Wartung für die Weiterentwicklung der SAP-Produkte bezahlen! Hier will SAP ihre Marktmacht ausnutzen und Kunden werden zum Wechsel in die Cloud gezwungen.“

Vor einem Jahr hat die IG SAP mittels einer Kundenumfrage Problempunkte und Herausforderungen im SAP-Umfeld erhoben und die konkreten Erwartungen an SAP adressiert. Leider sind die Feedbacks von SAP mehr als ein Jahr nach der Publikation der Ergebnisse spärlich. „Viele Fragen sind offen und es bestätigt sich generell die aktuelle Meinung gegenüber SAP aus der Presse. Aber SAP hat Feedback und Dialog zum kommenden IG-SAP-Treffen am 17. November 2022 in der Autohalle in Andelfingen, Schweiz, versprochen“, fasst Peter Hartmann, Geschäftsführer des Beratungsunternehmen BizCon sowie Führung und Ansprechpartner der IG SAP CH, zusammen. „Wir geben SAP im Meeting genügend Zeit zur Stellungnahme und dem direkten Austausch mit den Kunden.“

Ein Update zu den Kundenmeinungen folgt im E-3 Magazin Februar 2023. Fakt ist, dass SAP-Strategie und Erwartungen von Bestandskunden divergieren. Zwar ist der Anteil an S/4-Betreibern leicht gestiegen, aber vieles bleibt für die IG-SAP-Mitglieder unklar: Produkte-Roadmaps fehlen, mangelnde Integration und Durchgängigkeit der S/4-Produkte, ungenügendes Preis- sowie Leistungsverhältnis in den Wartungsmodellen und insbesondere Mängel in der Service-Qualität.

Die IG SAP CH ist aktuell die einzige unabhängige Vereinigung in der SAP-Community mit Fokus auf rechtliche und kommerzielle Themen (ergänzend und unterstützend zu den Initiativen der DSAG e. V.). Die IG wurde 2008 gegründet und besteht aktuell aus 124 Firmenmitgliedern mit 250 registrierten Teilnehmern. Die vereinigte SAP-Lizenzsumme beträgt 650 Mill. CHF.

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