SAP Hybrid Cloud und KI-Strategie


Über die Entwicklung und Roadmap „S/4-Conversion“ hat das E3-Magazin mit Hussein Keilani und Volker Sommer von Fsas Technologies sowie mit Jens Adam und Friedrich Krey von Suse gesprochen. Beide Unternehmen sind langjährige SAP-Partner und mit nahezu allen Entwicklungen, Trends und Innovationen der SAP-Community vertraut. Der Mehrwert liegt nun in einer offenen und transparenten Beratung mit folgendem Ausgangspunkt: Die SAP-Landschaft ist in SAP S/4 Hana und SAP BTP gegliedert. Im Bereich Hana und S/4 stellt Suse die SLES-for-SAP-Applikationen als optimierte Linux-Plattform zur Verfügung. Aufseiten der Business Technology Platform (BTP) wird die SAP Integration Suite betrieben, die als On-prem-Extension die Edge Integration Cell ansteuert. Genau hier wird die Suse-Kubernetes-Plattform mit Suse Rancher für SAP-Applikationen zum Einsatz gebracht. Sowohl für SAP auf Linux als auch SAP auf Kubernetes sind die Themen Hochverfügbarkeit, Automation und Sicherheit relevant. Damit stellt Suse die Plattformen für eine hybride ERP-Architektur zur Verfügung.
DSAG-Investitionsreport 2025
Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG e. V.) hat anlässlich des aktuellen Investitionsreports die Frage aufgeworfen, wie die S/4-Hana-Cloud-Strategie von SAP für Unternehmen respektive Organisationen zu beurteilen ist. Eine empirische Untersuchung ergibt, dass lediglich 38 Prozent der Bestandskunden von SAP eine positive Einstellung gegenüber dem Unternehmen und seinen Produkten und Dienstleistungen äußern. Gemäß den Ergebnissen der Studie ist die Einstellung von 56 Prozent der Studienteilnehmer neutral bis sehr negativ. Sechs Prozent der Befragten gaben an, keine Angaben zu machen. Die Resultate legen eine gesteigerte Disposition der SAP-Bestandskunden nahe, zukünftig signifikante Investitionen in richtungsweisende Techniken, wie künstliche Intelligenz und Plattformen, sowie partiell in SAP-Lösungen zu tätigen. Die zunehmende Relevanz von künstlicher Intelligenz und Cybersecurity veranschaulicht die gegenwärtigen Herausforderungen und Möglichkeiten, mit denen Unternehmen konfrontiert sind. Die zunehmende Nutzung von Cloud-Diensten, die positive Entwicklung der S/4-Cloud-Strategie sowie die wachsende Bedeutung von KI verdeutlichen die Dringlichkeit, eine technologische Weiterentwicklung voranzutreiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig zeigt sich ein zunehmend differenziertes Bild bei der Nutzung von On-prem-Lösungen (ERP/ECC 6.0 und S/4 Hana), sodass der SAP-Ansatz „Cloud only“ nicht länger akzeptiert wird. Bei der Nutzung von ERP-Systemen zeigen SAP-Bestandskunden eine deutliche Präferenz für hybride Systeme.
„Eine hybride ERP-Architektur mit Fsas Technologies und Suse kann eine anwendungsspezifische Umgebung sein, die Anwendungen und Daten entweder vor Ort, in der Cloud oder in einer privat verwalteten Cloud oder in einer Kombination davon unterstützt“, erklärt Hussein Keilani, SAP Solutions Business Manager bei Fsas Technologies, zu Beginn des E3-Gesprächs. „Das Konzept der hybriden Umgebung ist nicht neu, aber das Datenmanagement und die anwendungsspezifischen Funktionen sind einzigartig und anders. Sie können eine hybride Umgebung auf Daten- und Anwendungsebene verwalten, steuern und bewerten, nicht nur auf Ebene der virtuellen Server. Die Vorteile der Hybridlösung liegen darin, dass sie den Kunden die Möglichkeit bietet, eine sichere datengesteuerte Umgebung zu schaffen, die Vorschriften einzuhalten und von KI zu profitieren, ohne dass sie sich vollständig der öffentlichen Cloud aussetzen müssen, und das wichtigste Merkmal ist die Kontrolle der Kosten, insbesondere der laufenden Kosten.“
Friedrich Krey, Director SAP Market EMEA Central bei Suse, erklärt die Vorteile einer hybriden IT-Architektur ähnlich: „Der Cloud-Anteil einer ERP-Architektur liefert hohe Standardisierung und Automation, der On-premises-Anteil der Architektur deckt Funktionen ab, die spezielle Anforderungen an Latenz, Hochverfügbarkeit und Sicherheit haben.“ Und sein Kollege Jens Adam, Global Sales Director der Fujitsu Alliance bei Suse, präzisiert dazu: „Die hybride SAP-ERP-Architektur bedient sich exakt der Vorteile aus einer Cloud- und On-prem-Architektur, sodass das ERP aus verschiedenen Komponenten zusammengestellt werden kann, die im jeweiligen Anwendungsszenario Sinn machen. Das Composable ERP ist ein modulares, cloudbasiertes ERP. Der Hauptunterschied zwischen hybrider SAP-ERP-Architektur und Composable ERP liegt in der Modularität und Flexibilität: Während eine hybride SAP-ERP-Architektur auf der bestehenden SAP-Plattform basiert und sich schrittweise in die Cloud bewegt, ist ein Composable ERP ein agiler, cloudbasierter Ansatz, der von modularen, unabhängigen Lösungen lebt.“

Trend zu hybridem ERP
Zurückkommend auf den aktuellen DSAG-Investitionsreport, in dem sich aufgrund von Mehrfachantworten ein Trend zu hybriden ERP-Systemen ablesen lässt, liefert Friedrich Krey im E3-Gespräch eine Interpretation: „Hybride Architektur und Cloud schließen sich nicht aus. Zu sehen ist das am Beispiel der Edge Integration Cell, wo die Cloud-Architektur durch containerisierte Anwendungen in einer Cloud-Umgebung und in einer On-prem-Lösung möglich ist. Gewisse Anteile werden im Standard einer SaaS-Architektur zur Verfügung gestellt, eine Erweiterung dieser Architektur basiert auf Containern und kann in eine On-prem-Implementierung fortgeführt werden. Es findet dort statt, wo die Anwendung durch die On-prem-Implementierung ergänzt werden kann.“ Open-Source-Plattformen zeichnen sich durch die Verwendung offener Standards aus und stellen daher einen integralen Bestandteil von Cloud-Architekturen wie Linux und Kubernetes dar. In hybriden Architekturen haben sie sich als etablierte Standards bewährt. In einer hybriden ERP-Architektur wird die Kombination verschiedener Technologien angestrebt, um die Vorzüge von On-prem- und Cloud-Systemen zu vereinen. Obwohl Open Source nicht zwangsläufig ein Bestandteil einer hybriden ERP-Architektur ist, kann es durchaus eine wichtige Rolle spielen, insbesondere in Verbindung mit Linux und Kubernetes in SAP-Umgebungen.
Ein SAP-Bestandskunde kann einen völlig anderen Ansatz als den hybriden verfolgen, „aber unser Ansatz ist ein anwendungsorientierter Ansatz, und wir helfen dem Kunden, die beste Lösung für seine Leistung, Daten und Anwendungen zu finden“, sagt Volker Sommer, Head of SAP Business Europe bei Fsas Technologies, im E3-Interview und er ergänzt: „Denken Sie daran, dass die Implementierung aller Systeme in einer Umgebung manchmal riskant und kostspielig sein kann. Deshalb helfen wir bei der Verbesserung von Prozessen, der Sicherung von Daten und der Reduzierung von Kosten durch eine hybride Umgebung.“ Sein Kollege Hussein Keilani erklärt: „Unser Ansatz ist einfach, mit der Cloud mitzuhalten. Ja, wir unterstützen unsere Kunden dabei, in die Cloud zu wechseln, aber wir wollen den Wechsel in die Cloud auf intelligente Weise durch eine hybride Umgebung vollziehen – denken Sie daran, dass Fsas Technologies neben der On-prem-Plattform auch die Flexframe-Technologie anbietet, die ebenfalls eine privat verwaltete Cloud ist.“

Private Managed Cloud
Hybrid kann vor Ort oder in der Cloud sein, aber am interessantesten ist die privat verwaltete Cloud, die reibungslos mit der öffentlichen Cloud zusammenarbeiten kann. „Unsere Private Managed Cloud Flexframe verfügt über leistungsstarke anwendungsbezogene Funktionen“, ergänzt Volker Sommer gegenüber dem E3-Magazin, denn die Kosten sind eine Sache, die Datensicherheit und die Offenlegung der Daten eine andere. Außerdem sind die Einschränkungen in der öffentlichen Cloud ein Problem. Auch die nicht vorhandenen SAP-Systeme spielen dabei eine große Rolle. Es ist evident, dass der kommerzielle Vorteil einer Suite, insbesondere bei SAP, bei einer Komplettlösung aus einer Hand klar ersichtlich wird. Sowohl technisch als auch wirtschaftlich – also transparente Kostenstrukturen und Vertragsmodelle. Da eine SAP Business Suite nicht alle heutigen Anwendungsfälle abdecken kann, ist im Rahmen der SAP-Clean-Core-Strategie eine langfristige Unterstützung von Partnerlösungen erforderlich. Diese Schlussfolgerung stützt sich auf die S/4-Wartungszusage von SAP bis 2040 und liegt im gemeinsamen Interesse der Partner, Anwenderunternehmen und SAP selbst.
Business Suite und BTP
In der angekündigten Geschäftsstrategie, die im Rahmen des SAP-Business-Unleashed-Events im Februar dieses Jahres präsentiert wurde, fokussiert sich SAP auf die Kernelemente Prozesse, Daten und KI mit dem Ziel, effiziente Prozessketten bereitzustellen. Darüber hinaus werden in der Cloud vermehrt End-to-End-Prozesse angeboten, die auf der Business Technology Platform basieren und unterschiedliche Technikstacks sowie Cloud-Services integrieren. „Obwohl SAP zweifellos an der Harmonisierung und Integration des Lösungsportfolios arbeitet, ist eine konsistente Architektur von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der angekündigten Business Suite. Um dies zu gewährleisten, ist es essenziell, dass SAP eine kontinuierliche Harmonisierung der Produktlandschaft vornimmt und konsequent einheitliche Standards implementiert, etwa im Bereich der Datenmodelle und der Identity- und Security-Services. Eine Suite erfordert demnach nach Definition die nahtlose Integration der darin enthaltenen SAP-Lösungen, einheitliche Betriebsmodelle und auf dem Weg dorthin klare Migrations- und Umsetzungsstrategien“, erklärte Sebastian Westphal, DSAG-Fachvorstand, auf den Technologietagen 2025 in Wiesbaden.

Sebastian Westphal, Technologie-Fachvorstand, DSAG
Friedrich Krey war auch auf den DSAG-Technologietagen in Wiesbaden und meint, dass eine SAP Public Cloud auf einem vorgegebenen Standard mit schnellen Innovations- und Update-Zyklen basiert: „Die Architektur wird ergänzt durch den BTP-Ansatz, um individuelle Anpassungen vornehmen zu können. Die Erweiterung von SaaS-Komponenten von der BTP in das On-prem-System ermöglicht, weitere Anwendungsszenarien abzubilden im Bereich Latenz, HA und Sicherheit. Damit ergibt sich nicht die Frage, ob das eine oder andere, sondern: In welchem Bereich setzt man auf hohe Standardisierung, wo setzt man auf individuelle Anpassungen und wo nutzt man die Vorteile des On-prem-Ansatzes? Mit allen Ansätzen lässt sich eine optimale Hybrid-Architektur abbilden.“ Jens Adam präzisiert: „SAP BTP ist existenzieller Bestandteil einer Hybrid-Cloud-Architektur für eine SAP-Landschaft. Sie ermöglicht die individuelle Anpassung der Prozesse und Anbindung externer Systeme an das SAP Core ERP, um den ‚Keep the Core Clean‘-Ansatz umsetzen zu können. Die SAP BTP ist die Brücke zu möglichen On-prem-Anteilen der SAP-Applikations-Landschaft, wie man am Beispiel der Edge Integration Cell sehen kann.“
„BTP verfügt über mehrere Tools, die beim Aufbau der Unternehmensarchitektur helfen, die hybride Technologieplattform ist eine der Säulen“, weiß Hussein Keilani aus seiner beruflichen Praxis. „Zum Beispiel hilft SAP LeanIX bei der Unternehmensarchitektur und dem Anwendungsfluss, um die Unternehmensstrategie auf einer Plattform zu unterstützen, SAP Signavio hilft dem Verarbeitungssystem für ein Unternehmen. Also ist die Antwort Ja, aber es ist viel mehr als nur die Bewertung der hybriden Umgebung.“ Sein Kollege Volker Sommer von Fsas Technologies erklärt: „Die Strategie von SAP ist eine reine Cloud-Strategie, aber das Konzept der Private Managed Cloud ist in den Büchern von SAP
auch eine Cloud. SAP unterstützt die On-prem-Lösungen nicht vollständig. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cloud mehrere Konzepte umfasst. Bitte beachten Sie, dass die SAP-Strategie Rise with SAP und Grow with SAP lautet.“
Das Cloud-Betriebsmodell
Das Ziel eines Cloud-ERP-Systems im Rahmen der „neuen“ SAP Business Suite, sei es als Public- oder Private-Cloud-Edition, soll durch ein Rise oder Grow der SAP-Bestandskunden erreicht werden. Das Problem besteht darin, dass das Rise-Produkt nicht zwingend mehr Cloud als ein SAP-System ist, das bereits auf einer Cloud-Infrastruktur läuft, wie SAP selbst einräumt. Daher ist eine konsequente Weiterentwicklung zu einem einheitlichen Betriebsmodell für alle genutzten SAP-Services und -Dienstleistungen erforderlich. „Die hohe Integrierbarkeit in bestehende Betriebs- und Serviceprozesse der Anwenderunternehmen stellt demnach einen wichtigen Erfolgsfaktor dar“, definierte Sebastian Westphal als DSAG-Technologievorstand in Wiesbaden dieses Jahr. Für mittelständische Unternehmen ist es von besonderer Relevanz, dass ihre Unternehmensarchitekturen übergreifend und einheitlich betrieben werden können. Aus Perspektive der DSAG ist es positiv zu vermerken, dass das im vergangenen Jahr initiierte Programm Rise Migration and Modernization auch für das Jahr 2025 unter neuem Namen für die Kundschaft fortgesetzt werden soll.

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