Rimini Street: SAP-S/4-Hana-Umfrage


Aus der Sicht eines Informatik-Professors erscheint die In-memory-Computing-Datenbank Hana als Paradigmenwechsel. Immer neue Rekorde gelingen Hasso Plattner mit seinen Studenten am HPI in Potsdam (Hasso-Plattner- Institut).
Gleichzeitig fragt sich die SAP-Community, ob dieser Aufwand notwendig ist, und wartet auf eine validierte Roadmap. „ERP/4 Customer: Mehr als schnell und einfach?“ Mit diesem Motto hat die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) den kommenden Jahreskongress überschrieben.
Was damit gemeint ist, erläutert der DSAG-Vorstandsvorsitzende Marco Lenck:
„Damit S/4 Hana zum ERP/4 Customer und vom Markt akzeptiert wird, brauchen Kunden zunächst die darauf basierenden Business Cases, die dann den Einsatz von S/4 Hana nach sich ziehen. Geschwindigkeit allein motiviert Unternehmen nicht, ein neues Produkt einzuführen.“
Somit wird bei der kommenden Diskussion über den S/7-Nachfolger (SAP Business Suite 7) das von der DSAG gesetzte Fragezeichen eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Die jetzt angestoßene S/4-Diskussion basiert auf der bekannten Überlegung, dass nicht jedes Unternehmen derzeit den Bedarf sieht, neuartige Geschäftsmodelle abzubilden.
SAP-Kunden halten an bewährten Geschäftsprozessen fest und wollen diese anhand von bestehenden ERP-Systemen verbessert wissen, so weit das von der DSAG erhobene Stimmungsbild in der Community.
Es gibt aber auch Pioniere, die mit einer gewissen Risikobereitschaft vorangehen und die ersten Projekte rund um die Digitalisierung umsetzen, schränkt der Verein berechtigterweise ein. Glaubt man jedoch den Zahlen der SAP, dann sind es erst sehr wenige Bestandskunden.
Die aktuelle Rimini-Street-Umfrage kommt zu ähnlichen Ergebnissen und zeigt deutlich, dass 85 Prozent der Befragten keine Vorteile für ihr Geschäft durch die neue S/4-Hana-Anwendungen sehen.
Insgesamt können 68 Prozent keinen klaren Business Case für sich erkennen und schaffen es nicht, den ROI für den Einsatz der neuen Software zu berechnen, um die Investitionen zu rechtfertigen.
Ganze 72 Prozent der befragten Unternehmen beabsichtigen, auf ihrer bestehenden stabilen und ausgereiften ERP/ECC-6.0-Plattform zu verweilen. Nur drei Prozent der aktuellen ECC-Anwender nutzen einen geringen Teil eigener Hana-Lösungen, um ihre Auswertungen und das Reporting zu beschleunigen.
Die Umfrage ergab außerdem, dass drei Viertel der Unternehmen ihr ECC-6.0-System mit einem Enhancement Pack 6 oder vorangegangenen EhP-Versionen im Einsatz haben. Nur wenige Unternehmen planen die Nutzung und das Upgrade auf das neueste Enhancement Pack 7.
„Rimini Street hat diese Umfrage durchgeführt, um die primären Anwendungsstrategien von SAP-Anwendern auf der ganzen Welt besser zu verstehen“
sagte David Rowe, Senior Vice President und Chief Marketing Officer, Rimini Street.
„Die Ergebnisse dieser Studie sind im hohen Maße deckungsgleich mit zahlreichen Kommentaren von Analysten auf internationaler Ebene und vergleichbaren Branchenbefragungen zu diesem Thema.
Sämtliche Ergebnisse bezeichnen Hana und S/4 Hana als unstetig und spekulativ mit wenig oder geringen Mehrwerten im Verhältnis zu den hohen Kosten und Risiken für eine praktische Nutzung.
Nach Meinung vieler Befragter stellen die In-memory-Computing-Datenbank Hana und S/4 Hana ein unnötiges Risiko ohne klare Geschäftsvorteile dar.“
SAP-Bestandskunden bevorzugen bewährte Lösungen wie ERP/ECC 6.0 und R/3-4.x-Anwendungen für ihr Unternehmen. Die große Mehrheit der befragten Unternehmen hat sich klar dazu entschieden, auf den vorhandenen ausgereiften SAP-Anwendungsplattformen zu verbleiben, statt diese durch S/4 zu ersetzen.
Fast die Hälfte, 43 Prozent, möchte die bewährten ECC- und 4.x-Systeme nicht austauschen, weil die vorhandenen Systeme optimal auf die jeweiligen Geschäftsanforderungen des Unternehmens ausgerichtet sind.
Für ganze 37 Prozent ist der Aufbau einer neuen Lösung nicht erschwinglich und 23 Prozent wollen erst einmal abwarten und später entscheiden, ob sie auf eine neue Lösung wechseln.
„SAP versucht mit ihrem S/4-Hana-Produktansatz das primäre Ziel, sich als Player im Cloud-Markt zu positionieren, weiter vorwärtszutreiben. Stellvertretend für weltweit mehrere Zehntausend Unternehmen bestätigt diese Studie den Weg der SAP-Business-Suite-Anwender, die künftig weiter ihre Vorteile und Mehrwerte aus den stabilen und ausgereiften ECC-6.0- und 4.x-SAP-Anwendungen erhalten wollen“
resümiert Dave Rowe.
„Rimini Street hat sich der Aufgabe verschrieben, Unternehmen bei den heutigen Herausforderungen mit schwierigen und wechselnden Softwarelandschaften zu helfen.
Gezielte Dienstleistungen für Innovation und Service Roadmaps sowie ein erstklassiges Support-Modell ermöglichen SAP-Bestandskunden, den Nutzen aus ihren aktuellen SAP-Systemen zu erhalten und zu optimieren. Dazu gehört die Freisetzung von Finanzmitteln für neue Innovationen, die auf den Geschäftserfolg aufbauen.
Zum anderen wollen wir bestehende Investitionen absichern ohne das Risiko des Wartens und mit steigenden Wartungsgebühren über einen unbestimmten Zeitraum, bis die neuen Produkte verfügbar und ausgereift sind.“
S/4 Hana ist ein Thema, das den SAP-Markt und die Bestandskunden seit 3. Februar dieses Jahres beschäftigt. Die befragten Unternehmen bewerten Hana und S/4 Hana als „junges“ und „spekulatives“ Produkt mit bisher wenig bis keinen überzeugenden Mehrwerten. Zudem werden die anstehenden Aufwände sowie nicht überschaubare Kosten sehr hoch eingeschätzt.
Für viele SAP-Bestandskunden stellen die Hana- und S/4-Strategien ein unnötiges Risiko ohne klaren Geschäftsvorteil dar. Der DSAG-Jahreskongress wird sich des Themas annehmen. Nicht nur bei Rimini Street ist man überzeugt: Hier muss SAP nacharbeiten und ihren Kunden valide Business Cases für einen Umstieg liefern.