Information und Bildungsarbeit von und für die SAP-Community

Order-to-Cash, Procure-to-Pay, Static Read – 
neue Lizenzpolitik verwirrt die Anwender

Es sollte doch alles einfacher werden und verständnisvoller. 2015 wurde in den Keynotes der Sapphire das Motto „Run Simple“ und „Make Digital Simple“ ausgegeben. 2016 und 2017 sprach SAP-CEO Bill McDermott in Orlando von „Empathy“.

Jana Jentzsch, Jentzsch IT
31. August 2017
Lizenzen
avatar

We can still show greater empathy for you“, versprach der SAP-Chef. Der Duden beschreibt den Begriff Empathie mit: „Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen“. Heißt also: Die SAP möchte ihren Kunden zuhören, sich entwickeln, sich verbessern. Unmittelbar darauf folgte dann auch noch die Ankündigung der vereinfachten Lizenzgebühren („And today I announce simplified pricing“).

Grob gesprochen sollen Lizenzgebühren für indirekte Nutzung nun – freilich nur in bestimmten Konstellationen – auf Basis von Bestellungen berechnet werden und dann nicht mehr wie gewohnt über definierte Nutzer. Dies soll jedenfalls gelten, wenn Nutzer von Drittanwendungen keine Mitarbeiter des SAP-Kunden sind, sondern zum Beispiel Endkunden.

Es sieht danach aus, dass über das neue Pricing all das abgefangen werden soll, was man bisher mit User-Typen wie „NetWeaver Foundation for Third Party Applications“ nicht eintreiben konnte, weil zu viele Kunden es ablehnen. Mit welcher Berechtigung muss ein Kunde an SAP gesonderte Lizenzgebühren zahlen, wenn ein Verbraucher in einem Drittsystem eine Bestellung aufgibt – wenn alle Nutzer des SAP-Systems doch bereits über Lizenzen verfügen?

Die aktuellste PKL umfasst im Übrigen noch immer stolze 202 Seiten und Regelungen wie die des „NetWeaver Foundation for Third Party Applications“ finden sich darin noch immer – nach „simplified pricing“ sucht man vergebens. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Zahlreiche Ausnahmen

Bill McDermott sagte im Mai 2017 auch: „Static Read access in third party systems is your data.“ Für einen Moment lang glaubte man, dass das Versprechen der Vereinfachung und der Empathie nun doch Einzug halten könnte in die Lizenzpolitik der SAP.

Inzwischen liegen deutliche Hinweise vor, dass es von diesem Prinzip zahlreiche Ausnahmen geben soll und der SAP-Kunde beispielsweise in verschiedenen Konstellationen auch (weiterhin) für den reinen Export von Daten aus SAP heraus, wohlgemerkt Daten, die er selbst generiert hat, durch den Erwerb zusätzlicher Lizenzen zahlen soll.

Es ist unbestritten, dass SAP als Hersteller berechtigte Interessen an einer angemessenen Vergütung für seine modernen Softwareprodukte hat und dass einige Anwender mitunter ohne Rechtfertigung unterlizenziert sind.

 

SAP sollte aber einsehen, dass Lizenzgebühren nicht grenzenlos und zigfach für dieselben Handlungen gefordert werden können; es bedarf eines legitimen Anknüpfungspunktes für eine Lizenzpflicht. Die Anwender sind zur bestimmungsgemäßen Nutzung der Software berechtigt.

Es mag im Übrigen bezweifelt werden, dass die SAP durch die jetzige Lizenzpolitik wirtschaftlich erfolgreicher wird als mit einem klaren Bekenntnis zu fairen, transparenten und rechtlich belastbaren Bedingungen.

Ein Waterloo für SAP

Das Austarieren immer neuer Grenzen für die Lizenzpflichtigkeit, die immer intensiver werdenden Eingriffe in die Sphäre der Kunden und die kalte Forderung nach Partizipation am Datenaustausch in vernetzten Systemen, erscheint nicht nur an verschiedenen Stellen rechtlich bedenklich, sondern schreckt auch viele Kunden vor Neuinvestitionen ab.

Wir stellen in unserer Beratungspraxis eine deutlich wachsende Bereitschaft fest, sich gewissen Forderungen der SAP zu widersetzen.

Am Ende leben wir glücklicherweise immer noch in einem Rechtsstaat und nicht in einer Autokratie, wo nur das Recht des Stärkeren gilt. Dass man das lieber früher als später bedenken sollte, erfährt gerade sehr schmerzlich unsere wertvolle und wichtige Autoindustrie.

Für SAP könnte es jetzt noch rechtzeitig sein, umzudenken, und sich deutlich von bisherigen Positionen, insbesondere zur indirekten Nutzung, zu verabschieden. Ansonsten besteht das Risiko, dass das Thema rechtlich und wirtschaftlich zu einem echten Waterloo der SAP werden könnte.

avatar
Jana Jentzsch, Jentzsch IT

Jana Jentzsch ist Geschäftsführerin von Jentzsch IT


Schreibe einen Kommentar

Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren. Alle Informationen zum Event finden Sie hier:

SAP Competence Center Summit 2024

Veranstaltungsort

Eventraum, FourSide Hotel Salzburg,
Am Messezentrum 2,
A-5020 Salzburg

Veranstaltungsdatum

5. und 6. Juni 2024

Reguläres Ticket:

€ 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Eventraum, Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

28. und 29. Februar 2024

Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2024, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.