Open Source mit Support
Zum Start eine kleine Open-Source-Anekdote aus unserem Unternehmen: Im Juni haben wir unser 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Einer der Redner war Peter Hassenbach vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Warum war er da? Er hat unsere Lösung Enmeshed, die außerhalb des SAP-Kosmos läuft, in ein großes Projekt für die Digitalisierung im Bildungssektor geholt. Und was sagte er in der Rede? „Wir haben uns für Enmeshed entschieden, weil es Open Source ist. Sonst wäre es nicht infrage gekommen.“ Die öffentliche Verwaltung und die Kommunen wollen weg von den Tech-Giganten und Hyperscalern. Aber wie soll dieser hohe Entwicklungsaufwand organisiert und personell abgedeckt werden? Hier könnte das GitHub-Sponsor-Programm interessant werden.
Nutznießer und Mitentwickler
Die Idee des freien Codes ist genial und ohne sie hätten wir heute nicht so gute Software. Open-Source-Software-Anwender sollten sich aber nicht nur als Nutznießer, sondern immer als Mitentwickler verstehen. Sie sollten vielmehr ermutigt werden, selbst an der Software mitzuentwickeln, sei es mit dem Dokumentieren, Beheben von Problemen oder dem einfachen Melden von Fehlern. Natürlich ist nicht jede Software sofort für jeden leicht zugänglich, um direkt einen Mehrwert leisten zu können – und oft fehlt schlicht die Zeit, diese zu verbessern oder zu erweitern. Was muss der Anwender tun, um sich Hilfe zu suchen? Er kontaktiert das jeweilige Entwicklungsteam, um Support zu bekommen. Bis jemand gefunden ist, der Zeit für ein Debugging oder eine komplette Anpassung hat, können wertvolle Wochen verstreichen.
Und hier kommt die neue GitHub-Funktion Sponsoring ins Spiel. Neu deshalb, weil sie bisher noch nicht häufig genutzt wird. Das Programm GitHub Sponsors, das im ersten Jahr zuerst nur Einzelpersonen zum Sponsern zur Verfügung stand, ist seit 2020 auch für Unternehmen nutzbar. Noch haben zwar hauptsächlich einzelne Entwickler die Sponsoring-Funktion aktiviert. Es besteht die Möglichkeit eines einmaligen oder monatlichen Sponsorings. Häufig starten die Sponsorings bereits mit drei Euro für einen Kaffee. Manche Sponsoren erkaufen sich für diese Minimalbeträge jede Menge Sponsor Badges für ihr Profil. Mehr Spielerei als Monetarisierung.
Sponsors-only Repository
Seit dem GitHub-Sponsors-Programm ist es für Software-Entwickler einfach möglich, mehr planbare Zeit für die Entwicklung und Wartung der Software vorzusehen. Mit dem neuen Sponsors-only-Repositories-Bereich erhalten auch individuelle Entwicklungen für Unternehmen ihren Space. Dabei entstehen proprietäre Lösungen, die nicht jedem die Chance bieten, auf der neuesten Version aufzubauen. Auf den ersten Blick unterläuft dieses Verhalten den ursprünglichen Open-Source-Gedanken.
Jetzt kommt das große Aber: Das Sponsoring-Programm kann den Zugang zu guten (bezahlten) Lösungen erleichtern. Es lassen sich auf GitHub fest bepreiste Workshops und Support-Pakete anbieten. Das heißt: Ich kann mir mit einem Klick den Support buchen, den ich dringend brauche. Kein Angebot, Rechnung durch GitHub, es muss nur noch der Termin abgesprochen werden. Gerade in großen Konzernen beschleunigt diese Buchungsvariante die Vorgänge. Es ist in vielen großen Unternehmen nicht nötig, den Weg über den Einkauf zu nehmen. Preis- und Vertragsverhandlungen entfallen. Es existiert ein Angebot zu einem festen Preis. Es wird gebucht. Fertig.
Aus Sicht des Unternehmens, das Support für die von ihm entwickelte Open-Source-Lösung anbietet, ist das Angebot ebenso positiv. Die Mitarbeiter, die den Support anbieten können, planen sich den Auftrag ein. Der zeitliche Aufwand steht fest. Sie sind Experten, müssen sich nicht mehr einarbeiten. Wann der Termin stattfindet, wird direkt mit den Teilnehmern besprochen.