Open Source kann man nicht abschalten


Die digitale Resilienz nimmt in der aktuellen geopolitischen Lage eine herausragende Bedeutung ein. Davon sind nicht nur regulierte Industrien und Märkte betroffen. Vielmehr sollte jedes Unternehmen Krisenfestigkeit als zentrales strategisches Ziel verankern. Folglich muss die Wahrung der Unabhängigkeit oberste Priorität einnehmen und das gilt gerade in einer Zeit der zunehmenden Cloud-Nutzung. Mögliche Exitstrategien muss ein Unternehmen immer im Fokus haben.
Das Beispiel DORA kann das verdeutlichen. Das Regelwerk verpflichtet Finanzunternehmen, die Resilienz aller genutzten Technologien und die Betriebsstabilität digitaler Systeme sicherzustellen. Dabei wird insbesondere auch das Cloud-Konzentrationsrisiko thematisiert, also die Auslagerung geschäftskritischer Funktionen an einen einzigen Cloud-Anbieter. Wie kann hier die Resilienz sichergestellt werden? Die Antwort lautet: mit einer Open-Source- und Hybrid-Cloud-Strategie.
Open Source ist der Dreh- und Angelpunkt der digitalen Souveränität, denn sie bietet Transparenz, die proprietären Lösungen oft fehlt, und fördert gleichzeitig die kontinuierliche Innovation. Open Source sorgt für eine vertrauenswürdige Lieferkette, in der Risiken durch sichere Entwicklungspraktiken, eine transparente Distribution und eine kontinuierliche Überwachung aktiv gemindert werden. Open-Source-Lösungen sind deshalb ein strategischer Imperativ für eine echte technologische Autonomie.
Open-Source-Technologien spielen auch die zentrale Rolle bei der Konzeption und beim Betrieb von Hybrid-Cloud-Umgebungen, denn Open Source schafft die technologische Grundlage für Interoperabilität, Flexibilität, Transparenz und Kontrolle. Nutzer von Open Source erhalten eine größere Unabhängigkeit von Lieferanten und damit eine größere Flexibilität bei der Auswahl von Lösungen.
Eine Hybrid-Cloud-Infrastruktur bietet die Flexibilität, Anwendungen in verschiedenen Umgebungen konsistent auszuführen und zu skalieren – von Bare Metal über virtuelle Maschinen und Edge Computing bis hin zu Private Clouds und mehreren Public Clouds. Dabei bleibt zugleich die Anwendungsportabilität gewährleistet. Einerseits behalten Unternehmen so ihre Wahlfreiheit bei der Entscheidung für künftige Cloud-Optionen. Andererseits können sie eine Exitstrategie umsetzen, also die Anwendungen und Daten aus der Cloud in eine eigene Infrastruktur oder zu einem anderen Anbieter migrieren, ohne den Betrieb zu unterbrechen. All dies trägt zur Stärkung der digitalen Resilienz bei.
Open-Source- und Hybrid-Cloud-Ansätze werden auch für SAP-Anwender immer wichtiger, gerade im Hinblick auf die Migration und Modernisierung von SAP-Systemen, die in verschiedenste Geschäftsapplikationen und Cloud-Infrastrukturen integriert werden. Eine zentrale und offene Infrastruktur- und Applikationsplattform wie Red Hat OpenShift schafft die Voraussetzung für eine Modernisierung der SAP-Applikationen, denn damit können gemäß der „Keep the Core Clean“-Strategie von SAP zum Beispiel Abap-Eigenentwicklungen modernisiert und mit modernen Open-Source-Tools und -Frameworks weiterentwickelt sowie in beliebigen Infrastrukturen und Cloud-Umgebungen betrieben und später auch verschoben werden. Zudem stellt eine Hybrid-Cloud-Plattform beispielsweise auch den erforderlichen stabilen Unterbau für den Betrieb der geschäftskritischen SAP Edge Integration Cell (EIC) bereit.
Das Potenzial von Open Source und der Hybrid Cloud bei der Aufrechterhaltung von Unabhängigkeit und Souveränität haben viele Unternehmen bereits erkannt. Schließlich kann man Open Source nicht einfach abschalten und bietet die Hybrid Cloud die Flexibilität, auch Exitstrategien einfach und schnell zu verfolgen. Für die bisher noch Zurückhaltenden gibt es somit kaum Gründe, diese Wege nicht einzuschlagen. Denn eines sollte klar sein: Die digitale Resilienz muss in unsicheren
Zeiten auf der IT-Agenda jedes Unternehmens eine Toppriorität einnehmen.