Open Source & Cloud Computing
Früher war es nicht besser, aber überschaubarer und geordneter. Ich schreibe hier nicht über meinen Schreibtisch im Besonderen und mein Büro im Allgemeinen: Besprechungen in meinem Büro beginnen immer mit einem Verschieben von Aktenbergen und dem Suchen neuer, freier Stellplätze.
Aber nach drei Minuten ist Platz genug für frischen Kaffee und notwendige Unterlagen und Pläne. Einer dieser Strategiepläne betrifft die Themen Open Source und Cloud Computing.
Open Source war früher nicht besser, aber aus SAP-Bestandskundensicht überschaubarer, weil auf Linux und MaxDB beschränkt. Cloud Computing gab es vor zehn Jahren noch nicht, da beschäftigte man sich mit Outsourcing, Hosting und Virtualisierung. Und niemals hätte ich vermutet, dass Microsoft und Suse ein harmonisches Paar werden – nicht ganz freiwillig, aber momentan äußerst erfolgreich.
Für uns ist diese Entwicklung nicht nur spannend, sondern auch entscheidend. In mehreren Sitzungen haben wir den Trend analysiert und den allgemeinen Teil unserer Erkenntnisse habe ich nun bei unserem SAP-Stammtisch vorgetragen, mehr Details gibt es auf dem DSAG-Jahreskongress von meinen Mitarbeitern und um eine kurze Zusammenfassung im E-3 Magazin hat mich Chefredakteur Färbinger gebeten.
Open Source ist eine bestimmende Kraft in der IT-Infrastruktur und Operations. Vor zehn Jahren wollte die Linux-Community eine „radikale“ Alternative zu Microsoft Windows und Office werden.
Heute sind Microsoft und Suse allerbeste Partner – auch dank SAP. Ausgangspunkt vor vielen Jahren war das Linux-Lab in Walldorf, der Paradigmenwechsel war aber Hana.
Eine Datenbank von SAP, die ausschließlich auf Linux läuft und die alleinige Plattform für zukünftige ERP-Versionen werden soll, mischte die Karten in der SAP-Community neu.
Hana war der Wendepunkt und fokussierte den Open-Source-Trend neu: Im Zentrum stehen innovative Lösungen für das Rechenzentrum und Cloud Computing.
Nach Linux kam Hadoop, Apache, OpenStack, Cloud Foundry und vieles andere mehr. SAP nahm alle diese Ideen und Produkte auf und integrierte sie in die eigene Roadmap.
Alle Mitspieler in der SAP-Community müssen sich daran orientieren – allen voran Microsoft. Zwei Herausforderungen gilt es zu lösen:
Erstens, wie bindet man die SAP-Bestandskunden mit Windows- und SQL-Server ans eigene Unternehmen, wenn zukünftig Hana und Linux die alleinige Plattform für ERP werden?
Zweitens, wie reagiert man auf den unübersehbaren Trend Cloud Computing, wo AWS und Google bereits einen relevanten Vorsprung besitzen?
Microsoft fand eine doppelte Antwort: Azure und Partnerschaft mit Suse! Für uns ist diese Erkenntnis und Entwicklung sehr bedeutend, weil eine beträchtliche Anzahl unserer ECC-6.0-Systeme auf Windows und damit auch zum Teil auf dem SQL-Server laufen.
Wir haben somit zwei Strategiegruppen aufgebaut: Eine trägt den Arbeitstitel „Open Source“, die andere „Cloud Computing“. Die erste Gruppe arbeitet bereits operativ und ohne Vorbehalte.
Was das Cloud Computing betrifft, sind wir eher konservativ und noch stellenweise beim Evaluieren. Unsere Erfahrungen mit IBM Power, Suse und Hana in unseren Rechenzentren (on-premise) sind nicht die schlechtesten.
Ein befreundeter CIO hat mir vor einiger Zeit erzählt, dass er, wenn er jemals wieder ein Hana-System freischalten muss, das nur in der Cloud machen würde – wahrscheinlich sogar in der SAP-Cloud.
Warum? Weil seiner Meinung nach der Hana-Code momentan noch so instabil ist, dass er sich mit dem Debuggen im eigenen Rechenzentrum nicht beschäftigen will. Für die SAP-Hana-Cloud hat er dann ein wasserfestes SLA. Ein starkes Argument für Cloud Computing bei SAP, AWS, Google oder Microsoft.
Als Zwischenergebnis sind aber die Cloud-Lösungen der mittelständischen SAP-Partner wie Itelligence, All for One etc. ausgeschieden: zu teuer, zu unflexibel, zu spezifisch, zu lokal.
Wenn Cloud Computing, dann mit einem Partner, der auch die eigene Infrastruktur verantwortet oder einen seriösen Partner hat, wie Microsoft Azure mit der Deutschen Telekom. Bereits das Auslagern von SAP’schen Cloud-Diensten an die über 100 Rechenzentren von Cloudflare bewirkt bei uns schwerste Sicherheitsbedenken.