Nicht systemrelevant
SAP ist ein Glücksfall für Deutschland, Europa und die globale IT-Industrie. Mit SAP gibt es im deutschsprachigen Raum nicht nur einen autonomen IT-Weltmarktführer, sondern auch einen Katalysator für Wissenschaft und Forschung.
Deutschland ist nicht arm an IT-Innovationen, aber nur SAP hat die Balance zwischen Genie und Betriebswirtschaft gehalten und ist damit zu einem der erfolgreichsten Unternehmen weltweit aufgestiegen.
Die Ideen und Produkte von Nixdorf, Ixos, CSC Ploenzke, IDS Scheer und Software AG u. a. m. waren und sind nicht schlechter, die erfolgreiche Kombination aus Betriebswirtschaft, Organisation und Technik schaffte nur SAP.
Warum SAP nicht selbstsicher und kooperativ auftritt – tue Gutes und rede darüber –, sondern arrogant und selbstherrlich ist, erscheint als großes Geheimnis.
Nach Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen SAP und DSAG e. V. war dieses Jahr auf den DSAG-Technologietagen kein Vertreter des SAP-Vorstands anwesend, auch aus der erweiterten Geschäftsführung – dem Global Managing Board – war niemand zugegen.
Zufall? Taktik? Missstimmung? Mit großer Spannung wurde das Programm zum DSAG-Jahreskongress erwartet. Technikvorstand Bernd Leukert wird von SAP-Seite her eröffnen und am zweiten Tag folgt ihm Michael Kleinemeier, jetzt noch Mitglied des Global Managing Boards und designierter Nachfolger von Gerd Oswald, dieser aber will sich offensichtlich kein letztes Mal auf einem Jahreskongress blicken und feiern lassen. Zufall? Taktik? Missstimmung?
Leichtfertig könnte man dieses strategische Geplänkel als atmosphärische Störung zwischen SAP und DSAG abtun. Hört man sich jedoch um, dann wird sehr schnell die wenig kooperative und abschottende Art der SAP bestätigt.
Zahlreiche SAP-Partner haben mir von Versuchen erzählt, mit SAP gemeinsam Projekte und Öffentlichkeitsarbeit zu realisieren. In fast allen mir bekannten Fällen hat SAP den eigenen Partnern eine Absage erteilt – und wenn es auch nur der Wunsch nach einem gemeinsamen Interview war.
Mittlerweile wissen die meisten SAP-Partner, dass sie die Last der Öffentlichkeitsarbeit alleine tragen müssen. SAP schweigt. Anfragen werden nicht beantwortet. Im Vertrauen vernimmt man, dass das Interview nicht relevant, dass das E-3 Magazin nicht systemrelevant ist.
Offensichtlich zählt das Communitymagazin für SAP nicht zu den strategischen Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das war nicht immer so: Der vor zwei Jahren zur UBS in die Schweiz gewechselte SAP-Pressesprecher Hubertus Külps bestätigte mir persönlich, dass aus Sicht von Walldorf das E-3 Magazin ähnlich relevant ist wie die FAZ.
Seither hat sich bei SAP sehr viel verändert. Was sich jedoch aus meiner Sicht nicht verändert hat, ist die systemrelevante Funktion der DSAG und des E-3 Magazins innerhalb der deutschsprachigen SAP-Community – in Walldorf sehen das offensichtlich einige Leute ganz anders.