Punit Renjen wird SAP-Aufsichtsratsvorsitzender
Punit Renjen war Global-CEO von Deloitte von 2015 bis zu seinem Ausscheiden Ende vergangenen Jahres. Als CEO hat Punit Renjen die Strategie entwickelt und umgesetzt, mit der Deloitte seinen Umsatz in nur sieben Jahren von 35 auf über 59 Milliarden US-Dollar steigerte. Heute ist Deloitte eines der führenden Dienstleistungsunternehmen und beschäftigt 415.000 Menschen in 150 Ländern. Punit Renjen ist Mitglied des Leadership Council des Weltwirtschaftsforums (WEF). Im Jahr 2022 wurde er von der Economic Times als „Global Indian of the Year“ ausgezeichnet. Geboren und aufgewachsen in Indien, zog Punit Renjen mit einem Stipendium der Rotary Foundation in die Vereinigten Staaten, um an der Willamette University zu studieren. Aktuell lebt er in Oregon, USA.
Für SAP wird der Aufsichtsratsvorsitz von Punit Renjen eine Zeitenwende sein und für die SAP-Community eine Chance der Erneuerung. Wer mit dem komplexen indischen Epos Mahabharata vertraut ist und spekuliert, dass auch Punit Renjen die Geschichte und Geschichten kennt, der kann für SAP nur das Allerbeste erwarten. Ähnlich wie es in der griechischen Mythologie auf viele verwirrende Fragen ausgleichende Antworten gibt, finden sich auch im Mahabharata viele Anweisungen, um komplexe Konflikte zu lösen.
Professor Hasso Plattner hinterlässt seinem Nachfolger eine wohlgestaltete SAP, die ihre Stärke und ihren Erfolg aus einer glorreichen Vergangenheit bezieht. Plattner, der SAP im Jahr 1972 gemeinsam mit Dietmar Hopp, Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector gegründet hat und seit 2003 den Aufsichtsratsvorsitz hält, wird der SAP-Community fehlen und gleichzeitig wird sich ein neuer Gestaltungsraum eröffnen. Ob Punit Renjen und CEO Christian Klein diesen Raum ausfüllen und gestalten können, wird sich zeigen. Die erwähnten SAP-Gründer bis hin zu CEO Professor Henning Kagermann und CFO Werner Brandt schufen ein starkes Fundament, das selbst die nachfolgenden CEOs Léo Apotheker und Bill McDermott nicht zum Einsturz bringen konnten. Selbst abenteuerliche Cloud-Versuche wie den Kauf und Verkauf von Qualtrics überlebte SAP nahezu unbeschadet – dank der umsichtigen Arbeit von Brand-Nachfolger CFO Luka Mucic.
Professor Kagermann hat SAP vor langer Zeit verlassen und ist nicht als Aufsichtsratsmitglied zurückgekehrt, ebenso wenig Werner Brandt. Ähnliches wird auch Luka Mucic planen. Er wurde im März dieses Jahres durch Dominik Asam als CFO abgelöst. Es schwindet immer mehr das Wissen um die vergangenen SAP-Erfolge und neue Gipfel wurden noch nicht erklommen. Seit zehn Jahren kämpft SAP um die Akzeptanz von Hana und S/4 bei den Bestandskunden.
Das Mahabharata ist sowohl Heldenepos ähnlich der griechischen Mythologie als auch ein bedeutendes religiöses und philosophisches Werk. Regisseur Peter Brook adaptiert in seinem dreiteiligen TV-Film 1989 diese umfangreichsten Geschichten der Menschheit (auf DVD verfügbar und wirklich sehenswert).
Die erste Herausforderung für Punit Renjen wird ein Kulturwandel im Aufsichtsrat sein. Die kommenden Aufgaben lassen sich nur gemeinsam lösen wie vieles im Mahabharata. Unter Professor Plattner galt oft nur sein Wort und viele erfahrene Aufsichtsräte blieben mit ihrem Wissen ungehört. Nach dem Visionär Plattner kann ein Pragmatiker, der als CEO ein vier Mal so großes Unternehmen wie SAP operativ führte, eine wahrhafte Bereicherung sein. In jedem Fall wird Punit Renjen mit seiner Lebenserfahrung eine hervorragende Ergänzung zu dem jungen und noch unerfahrenen Vorstandstrio Christian Klein, Jürgen Müller und Thomas Saueressig sein.
Die Wege von SAP waren in den vergangenen fünfzehn Jahren ähnlich verschlungen und komplex wie die Geschichte des Mahabharata, aus dem die Lehre gezogen werden kann: Es gibt niemals nur eine Antwort und Kompromisse sind das wahre Leben. Ebenso gilt, dass aufgrund der erfolgreichen zurückliegenden Jahre einer SAP alle Antworten bereits vorliegen – es gilt sie zu finden. Oder wie es im Mahabharata heißt: „Was hier gefunden wird, kann woanders auch gefunden werden. Was hier nicht gefunden werden kann, kann nirgends gefunden werden.“
Punit Renjen wird all seine Weisheit brauchen, um die notwendige Zeitenwende bei SAP zu orchestrieren. SAP steht an einem Wendepunkt und braucht einen organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Impuls. Auf technischem Gebiet hat Professor Hasso Plattner alles Menschenmögliche unternommen und dafür wird die SAP-Community ihm ewig danken. Mit der Kenntnis einer komplexen Mythologie wie dem Mahabharata sollte es Punit Renjen als Aufsichtsratsvorsitzenden gelingen, die SAP-Probleme ab 2024 zu überwinden.