Klaus-Tschira-Medaille an Österreicherin verliehen
Mit Christiane Floyd ehren die Gesellschaft für Informatik (GI) und die Klaus-
Tschira-Stiftung (KTS) eine beeindruckende Wissenschaftlerin und Informatikpionierin, die erste und bahnbrechende Impulse für ein vielfältiges Bild der Informatik gesetzt hat.
Die nach dem SAP-Mitgründer benannte Medaille wird alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit für ihre besonderen Verdienste um die Nutzung und Weiterentwicklung informatischer Methoden in unterschiedlichen Anwendungsgebieten verliehen.
Christiane Floyd studierte Mathematik und Philosophie an der TU Wien.
Nach ihrer Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Algebra arbeitete sie an der Entwicklung eines Algol-60-Compilers bei Siemens in München. Nach weiteren Stationen an der Stanford University und bei Softlab in München übernahm sie 1978 als erste Informatikprofessorin im deutschsprachigen Raum den Lehrstuhl für Softwaretechnik an der TU Berlin.
1991 wechselte sie an die Universität Hamburg und blieb dort bis zu ihrer Emeritierung. Unter ihrer Leitung wurde die bislang ausschließlich auf technische und formale Aspekte fixierte Betrachtung der Softwareentwicklung auf soziotechnische Fragestellungen erweitert. Bekannt wurde sie dabei mit „STEPS – Softwaretechnik für evolutionäre, partizipative Systementwicklung“, mit der sie die Idee des agilen Arbeitens bereits frühzeitig erforschte. Gleichzeitig setzte sie sich für eine ethische und philosophische Betrachtung technischer Systeme ein und forderte von jeher eine möglichst menschengerechte Gestaltung informatischer Systeme.
1984 gründete Christiane Floyd zusammen mit anderen Informatikerinnen und Informatikern das „Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“ (FIfF). Als eine der Gründungsvorsitzenden des FIfF forderte sie, dass sich ihre Zunft mit Ethik ebenso beschäftigen muss wie mit Mathematik. Fortwährend setzte sie sich gegen den Missbrauch von Technologien wie künstlicher Intelligenz ein und war auch damit ihrer Zeit voraus.