Intelligent Enterprise
Mein Kommentar aus E-3 Mai hat viele und auch heftige Reaktionen verursacht – danke für das Engagement und die vielen wichtigen Kommentare!
Ich bleibe dabei, DSAG-Vorstand Andreas Oczko für seine hingebungsvolle Arbeit beim Thema „indirekte Nutzung“ zu danken (auch wenn Chefredakteur Färbinger und einige Mitglieder des Vereins IA4SP anderer Meinung sind).
Aus langjähriger Erfahrung weiß ich um die Schwierigkeiten und Aufwände bei Diskussionen und Verhandlungen mit SAP. Hier hat Vorstand Oczko Durchhalte- und Stehvermögen gezeigt. Und nein, zum Abschluss der DSAG/SAP-Gespräche haben Andreas Oczko und die DSAG nicht hinter vorgehaltener Hand eine Kartellrechtsklage in Berlin eingebracht.
Die Beschwerde beim Bundeskartellamt kommt von einer anderen Institution und scheint ähnlich erfolglos zu verlaufen wie das Ansinnen vor zwei Jahren: Gewogen und für zu leicht empfunden!
Es werden sich keine CIO-Kollegen finden, die negativ über SAP reden. Mittlerweile ist die „Macht“ von SAP zu umfassend. Keinem CIO kann man zumuten, allein gegen SAP zu argumentieren. Die einzige Chance sehe ich in unserem CIO-Arbeitskreis der DSAG.
Ein geschlossenes Vorgehen würde SAP die Chance rauben, einzelne Unternehmen und deren CIOs abzustrafen. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass SAP mit allen Mitteln und auch auf persönlicher Ebene gewillt ist, gegen Mitglieder der SAP-Community vorzugehen.
Kritik an SAP wird mit allen Mitteln bekämpft. Unser Hausjustiziar ist anderer Meinung! Ehemalige Studienkollegen haben die Kartellrechtsklage in Berlin eingebracht und er meint, dass diese Arbeit wasserdicht sei. Abwarten, zum DSAG-Kongress im Oktober in Leipzig werden wir Genaueres wissen.
Ganz SAP ist vom KI-Virus befallen. Die künstliche Intelligenz soll es zukünftig noch besser machen. Genaues weiß man noch nicht, aber mit Machine und Deep Learning sollen viele SAP-Prozesse optimiert werden.
Auch wir sind auf den KI-Trend aufgesprungen und haben mit den Kollegen von Siemens schon einige Prototypen erstellt. Hier ist Potenzial vorhanden!
Anlässlich eines Inhouse-Seminars zeigten Kollegen von Trumpf eine faszinierende Lösung: Über das Mikrofon eines Smartphones werden die Arbeitsgeräusche einer Werkzeugmaschine aufgenommen. Die anschließende Analyse zeigt, ob sich ein Gebrechen abzeichnet.
Realisiert wurde diese intelligente Lösung basierend auf den Aufzeichnungen der Trumpf-Servicemitarbeiter und der Anwendung von Machine-Learning-Algorithmen eines großen Cloud-Anbieters – natürlich nicht SAP.
Und das ist mein Kritikpunkt: SAP will sich mit KI-Lorbeeren schmücken, wenn man aber auf die Mitbewerber wie Microsoft, Google und Amazon schaut, investieren diese nicht nur wesentlich mehr, sondern haben auch früher begonnen.
SAP hat momentan keine Strategie, das Versäumte nachzuholen. Im Gegenteil: Was als „KI-Lösung“ aus Walldorf kommt, ist bescheiden. Selbst SAP-Bestandskunden wie Daimler, Siemens, Bosch und wir investieren mehr in KI und haben mehr Anwendungsfälle.
Der Maschinenhersteller Trumpf hat sich bewusst für ein eigenes Cloud-System für den intelligenten Service der Werkzeugmaschinen seiner Bestandskunden entschieden. Durch die akustische Schnittstelle gelangen „Maschinendaten“ in die Trumpf-Cloud ohne Verletzung von IP-Rechten bei den Anwendern.
Ohne physische Verbindung zu den Maschinen kann hier dennoch erstklassiger Service geboten werden. Die strikte Trennung von Werkzeugdaten und Servicedaten ist für Anwender und Anbieter ein hohes Sicherheitsplus – das ist digitale Transformation!
Unsere SAP hofft auf das „Intelligent Enterprise“, hat dazu aber wenig Ideen und noch weniger Kompetenz. Würde die alte Zusammenarbeit, der Zusammenhalt in der SAP-Community noch funktionieren – wie es zu R/2- und R/3-Zeiten einst war –, dann würde ich mir keine Sorgen machen.