Innovationsverlust bei SAP


SAP wurde aus einer einzigartigen betriebswirtschaftlichen Innovation geboren. Als IBM noch versuchte, sein Mainframe-Geschäft zu retten, Hardware als Umsatzträger funktionierte und Software kostenfreies Beiwerk war, setzten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter vollständig auf die Wunderkraft der Software – und gewannen!
Die Gründung von SAP war neben -Oracle, Microsoft und Apple ein Neustart der Informatikrevolution. Jahre später gab es einen weiteren Paradigmenwechsel durch Google (Alphabet), Amazon und Face-book (Meta). Aktuell besteht die Informatikindustrie aus Software wie ERP von SAP, Hardware wie KI-Chips von Nvidia und Dienstleistern für Social Media und Cloud.
Die Suche nach dem Ursprung der KI-Innovation ist komplex und ähnelt dem Henne-Ei-Problem. Erkennbar haben die KI- und Grafikprozessoren von Nvidia zum Erfolg einer KI wie ChatGPT beigetragen, aber vorgelagert gab es bereits die Algorithmen, naturgemäß weitgehend wertlos, weil es noch keine leistungsfähige Hardware gab, siehe Nvidia.

Aktuell entwickelt sich die Informatik als Pingpong-Spiel zwischen KI-Chips (Hardware) und KI-Algorithmen (Software) weiter. Von diesem innovativen Wettstreit profitieren IT-Plattformen und Dienstleister wie Meta, Alphabet, Microsoft und Apple. Neben vielen Graubereichen und Mischformen – auch Alphabet, Apple und andere produzieren Hardware in Form von Spezialprozessoren– stellt sich die Frage, wo IBM und SAP stehen.
IBM ist wahrscheinlich die extremste Form eines Informatikmischkonzerns: Von Quantencomputern bis zu KI und betriebswirtschaftlicher Beratung findet sich fast jedes IT-Geschäftsfeld in diesem über einhundert Jahre alten Konzern. Wo steht SAP? Wie steht es um die Innovationskraft von SAP?
Einst wurde berichtet, dass SAP das Internet „verschlafen“ hat. Gemeint ist damit, dass SAP viel zu spät die Bedeutung einer weltweiten Vernetzung und offenen Zusammenarbeit auf Basis des Internets erkannt hat. Das ERP-Programm SAP R/3 galt als „Black-Box“ ohne passende Schnittstellen zur Außenwelt. Nachgelagert war SAP wesentlich aufmerksamer und wacher: Rechtzeitig wurde das Potenzial von Cloud Computing erkannt und Ex-SAP-CEO Bill McDermott versuchte, einen drohenden Bedeutungsverlust mit zahlreichen, teils chaotischen Ankäufen zu kompensieren.
Eine ähnliche Strategie versucht der aktuelle SAP-CEO Christian Klein: Durch zahlreiche Partnerschaften mit KI-Anbietern, zuletzt mit Nvidia, möchte SAP den Anschluss an die globale Informatikentwicklung halten. Ob Kooperation ohne eigenständiges Handeln und Innovationen ausreichend sein wird, ist noch nicht beantwortet. Die Zusammenarbeit mit Nvidia soll jedoch mehr als eine Kooperation sein.
Aber SAP ist nicht sehr erfahren und erfolgreich in der Zusammenarbeit mit anderen IT-Konzernen. Vor der Haustür der SAP-Zentrale in Walldorf liegt der Ort Heilbronn: Heilbronn soll Europas KI-Zentrum werden. Mit Steuergeldern und Millionen Euro vom deutschen Handelsriesen Schwarz soll in Heilbronn der Innovationspark IPAI (Innovation Park Artificial Intelligence) entstehen. SAP ist mit dabei, aber übernahm noch keine führende Rolle und beteiligt sich lediglich mit einem kleinen Millionenbetrag.
Wie SAP in Zukunft dem Innovationsverlust im Bereich KI begegnen will, das ist auch für Insider der SAP-Community vollkommen unklar. Die Datenbank Hana war die letzte eigenständige SAP-Erfindung unter Führung von Professor Hasso Plattner und seinem damaligen SAP-Technikvorstand Vishal Sikka, siehe Karikatur. In Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan aus der Schweiz reklamierte SAP die Erfindung der In-memory-Computing-Datenbanken zur Gänze für sich. (pmf)