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Horizontale versus vertikale KI

Bei horizontaler KI werden KI-Lösungen über verschiedene Anwendungen und Geschäftsbereiche hinweg integriert. Dagegen konzentriert sich vertikale KI auf spezifische Aufgaben oder Branchen. Worin liegen die Vorteile der beiden unterschiedlichen Ansätze?
Christian Strebe, Gisa
6. Juni 2025
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Horizontale KI bietet auch für SAP-Anwender neue Möglichkeiten – und stellt Unternehmen gleichzeitig vor neue Herausforderungen. Systeme wie ChatGPT oder Perplexity sind längst mehr als Spielereien: Sie bieten konkrete Unterstützung im Arbeitsalltag, etwa bei der Dokumentenerstellung, bei der Auswertung großer Datenmengen oder der automa-tisierten Kommunikation. Gerade im SAP-Umfeld, das traditionell stark strukturiert und prozessorientiert ist, können horizontale KI-Technologien dabei helfen, Routineaufgaben effizienter zu gestalten. Die zugrunde liegenden Systeme sind in der -Regel cloudbasiert, was bedeutet: Ein In-ternetzugang reicht aus, um KI-gestützte Text-, Bild- oder Analysefunktionen zu nutzen. Auch ohne tiefere technische Kenntnisse können Nutzerinnen und Nutzer damit komplexe Aufgaben erledigen – von der Texterstellung über die Bildgenerierung bis hin zur Beantwortung komplexer Fragen. Die Nutzung erfolgt meist im Rahmen transparenter Abo-Modelle, was die Kosten gut kalkulierbar macht.

Mangelnde Spezialisierung

Doch bei aller Vielseitigkeit offenbaren horizontale KI-Systeme auch Schwächen. Ihre größte Stärke – die Allgemeingültigkeit – ist zugleich ihre größte Einschränkung. Denn spezifisches Branchenwissen oder tiefgreifende Fachkenntnisse fehlen in der Regel. Für Unternehmen, die hochspezialisierte Anforderungen haben, können horizontale KI-Lösungen daher schnell an ihre Grenzen stoßen. Hinzu kommt ein wachsender Verwaltungsaufwand: Wer mehrere KI-Tools parallel einsetzt, muss deren Nutzung koordinieren und kontrollieren – was schnell zu erhöhter Komplexität führt. Besonders kritisch wird es beim Thema Datenschutz. Die Eingabe sensibler Informationen, etwa personenbezogener Daten von Kundinnen und Kunden, in nicht freigegebene KI-Anwendungen kann gravierende Folgen haben. Verstöße gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind nicht nur rechtlich riskant, sondern auch imageschädigend. Horizontale KI ist damit ein mächtiges Werkzeug, das mit Augenmaß eingesetzt werden sollte. Ihr Nutzen ist unbestritten – vorausgesetzt, die Grenzen der Technologie werden erkannt und im Rahmen klar definierter Richtlinien berücksichtigt.

Vertikale KI: Joule

Im Gegensatz zu allgemein einsetzbaren, horizontalen KI-Systemen zielt vertikale KI auf maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Branchen oder Unternehmensbereiche. Sie basiert auf unternehmensspezifischem Wissen und greift auf interne Daten zurück, um konkrete Herausforderungen zu adressieren und branchentypische Prozesse zu verbessern. Das Ergebnis: eine präzisere, zielgerichtetere Nutzung von KI, die deutlich näher an den realen Arbeitsabläufen und Anforderungen liegt.

Typische Beispiele für vertikale KI sind Microsoft 365 Copilot oder SAP Joule. Microsofts Lösung ist tief in die bekannte Office-Umgebung integriert und bietet intelligente Funktionen in Word, Excel oder PowerPoint. Ob Textvorschläge, automatisierte Datenanalysen oder die Erstellung von Präsentationen auf Basis interner Inhalte – Copilot versteht sich auf die individuellen Abläufe eines Unternehmens und bietet Unterstützung dort, wo Mitarbeiter täglich arbeiten. SAP Joule geht noch einen Schritt weiter: Als KI-Komponente innerhalb der SAP-Welt analysiert sie interne Geschäftsprozesse, erkennt Muster und gibt datengestützte Empfehlungen. So entsteht ein intelligentes Assistenzsystem, das Entscheidungen beschleunigt, Ressourcen effizienter einsetzt und die Gesamtleistung von Unternehmen messbar verbessern kann.

Die Stärken vertikaler KI liegen vor allem in der Tiefe ihres Fachbezugs. Diese Systeme liefern keine allgemeinen Antworten, sondern setzen auf spezifisches Wissen. Dadurch entstehen hochrelevante Lösungen, die nicht nur schneller, sondern auch qualitativ hochwertiger arbeiten als universelle KI-Modelle. Die maßgeschneiderte Funktionalität sorgt zudem für eine stärkere Einbindung in bestehende Arbeitsprozesse und eine höhere Akzeptanz bei den Nutzern. Doch die Entwicklung solcher Systeme ist aufwendig und verlangt nach fundiertem Fachwissen, enger Abstimmung mit den jeweiligen Fachbereichen und einer robusten technischen Infrastruktur. Auch die Integration in bestehende IT-Landschaften kann komplex sein – insbesondere dann, wenn Prozesse stark individualisiert oder legacyorientiert sind.

Fazit

Die Wahl zwischen horizontaler und vertikaler KI hängt von den spezifischen Anforderungen und Zielen eines Unternehmens ab. Während horizontale KI-Systeme vielseitig und leicht zugänglich sind, bieten vertikale KI-Systeme maßgeschneiderte Lösungen mit spezialisierten Funktionen und Wissen. Die sichere Nutzung von KI erfordert jedoch eine sorgfältige Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen, insbesondere des EU AI Act, der sicherstellt, dass KI-Systeme den Schutz der Grundrechte und die Einhaltung von Sicherheits- und Datenschutzanforderungen gewährleisten.

Durch die Implementierung einer durchdachten KI-Strategie und die Berücksichtigung der unterschiedlichen Vorteile und Herausforderungen können Unternehmen die transformative Technologie der KI effektiv nutzen, um ihre Prozesse zu verbessern und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Zum Partnereintrag:

Gisa CI

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Christian Strebe, Gisa


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

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Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

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Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.