Hier fehlt etwas
Das Ganze hat noch keinen Kopf
Die angestrebte Konsolidierung scheint mehr ein Aussortieren zu werden als ein Reparieren alter Baustellen. Was nicht einen deutlichen zweistelligen Deckungsbeitrag bringt, das wird getilgt. Der Rest bekommt noch eine weitere Chance. Ähnlich ging vor vielen Jahren auch Ex-SAP-CEO Léo Apotheker vor. Persönlich hatte er damit Erfolg: Er musste SAP verlassen und bekam einen noch besser bezahlten Job bei Hewlett-Packard. In der SAP-Community hinterließ er ein Blutbad. In seinem Konzept fehlten die Non-financial Assets. Es fehlte eine Metaebene, die dem Ganzen Halt geben sollte. Es fehlte der Kopf in seinem Konstrukt.
Ähnliches scheint nun SAP-CEO Christian Klein zu widerfahren. Sein Handeln ist von Aktionismus geprägt. Er hat viele gute Ideen, aber auch seinen Konzepten scheint ein übergeordnetes Konzept zu fehlen. Der Kopf der Sache ist nicht vorhanden. SAP taumelt von einer guten Idee zur nächsten ohne Strategie und Vision.
Fürwahr, es ist nicht leicht, den ERP-Weltmarktführer mit ruhiger Hand durch die IT-Disruptionen zu führen. Bereits vor Christian Klein versuchten die Ex-Co-CEOs Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott, dem Unternehmen sinnstiftend eine Richtung und Strategie zu geben. Auch Snabe und McDermott mussten sich letztendlich eingestehen, dass sie viele gute Ideen hatten, aber es nicht zu einer konsistenten Lösung schafften. Professor Hasso Plattner war nicht unzufrieden mit der Arbeit der Co-CEOs, aber ein ganzheitliches Bild ergab sich nicht, siehe Illustration.
Nun steht SAP wieder an einem Wendepunkt und bräuchte eine stringente und konsistente Antwort auf die zahlreichen Herausforderungen. Kopf ab, dachte sich wahrscheinlich Christian Klein und plant den Verkauf von Qualtrics und die Rücknahme der ambitionierten C/4-Hana-Pläne. CRM erscheint nicht mehr als strategisches Produkt, der neue Fokus liegt auf Logistik und Supply Chain Planning. Weil aber einmal CRM ein integraler Bestandteil des SAP’schen Universums war, macht sich der Anwenderverein DSAG bereits Sorgen bezüglich der Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems.
Ohne CRM fehlt etwas im ERP-Orchester. ERP und SCM sind eine gute Kombination. Ohne CRM und mit einem schwachen HCM fehlen aber dem SAP-System wesentliche Komponenten. Das Ganze hat noch keinen Kopf.