Empire of the Geeks
Meine Gäste überraschten mich mit einer fantastischen Auswahl an T-Shirts aus einem Geek-Online-Laden. Die aufgedruckten Sprüche ein optischer und sprachlicher Leckerbissen:
„There are only 10 types of people in the world: Those who understand binary and those who don’t.“
Das Resultat war, dass uns CIOs eine Gruppe skeptisch blickender Ehefrauen gegenüberstand – eben die erwähnten zwei Gruppen. Meine Frau meinte amüsiert und resignierend:
„Er bringt ganz Walldorf gegen sich auf. Warum soll es bei seinem Grillfest anders sein?“
Ich versöhnte sie aber sofort mit dem T-Shirt:
„There’s no place like 127.0.0.1“
Ihre Körperhaltung verriet mir, dass sie an mir auch positive Seiten sah, sich aber im Moment nicht ganz sicher war. Ich lieferte schnell die dazugehörige Übersetzung:
„Zu Hause ist es am schönsten!“
Kenner meiner E-3 Kolumne können erahnen, mit welchem T-Shirt ich das herrliche Gartenfest verbrachte:
„21 is only half the truth“
Dazu die Erklärung aus Wikipedia:
„Die Antwort ,42‘ ist das kürzeste und bekannteste Zitat aus dem Roman ,Per Anhalter durch die Galaxis‘ von Douglas Adams. Es ist die Antwort auf die gestellte Frage ,nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest‘, die in dem Roman der zweitgrößte existierende Computer des Universums zu errechnen hat und ,42‘ als mit absoluter Sicherheit korrekt darstellt. Letztlich können die Protagonisten und Leser des Romans mit der Antwort nichts anfangen, weil niemand weiß, wie die eigentliche Frage lautete.“
Ein Kollege brachte zum Gartenfest eine aktuelle Ausgabe des britischen Wirtschaftsmagazins The Economist mit. Auf dem Cover ist ein menschliches Gehirn abgebildet, dessen Regionen keine Körperfunktionen, sondern IT-Unternehmen zugeordnet sind.
Letztendlich handelt es sich um eine grobe Darstellung des Silicon Valley – ergänzt um Unternehmen, die dort nicht ihre Zentrale haben, wie beispielsweise IBM.
Der Economist-Titel:
„Empire of the geeks and what could wreck it“
Sofort stürzten sich ein paar CIO-Kollegen über dieses Cover, um zu sehen, wo die Experten von The Economist neben Google, Amazon und Salesforce letztendlich SAP verorten. Aber SAP war auf dieser IT-Brain-Map nicht zu finden!
Es entstand eine lebhafte Diskussion, wo SAP nach all dem Desaster, das Bill McDermott angerichtet hat, nun wirklich steht. Wie wird es mit SAP in Walldorf weitergehen, wenn die graue Eminenz Gerd Oswald kommendes Jahr ab- und Michael Kleinemeier die Nachfolge antritt?
Auf dem DSAG-Kongress wird Kleinemeier die Generalprobe halten – wahrscheinlich ohne Gerd Oswald an seiner Seite. Wo also lässt sich unsere SAP verorten? Was wird man in Bremen diskutieren?
Offiziell wird es um die spekulative Einfachheit und Schnelligkeit von Hana gehen. Seit dem Abgang von Vishal Sikka vor über einem Jahr wurde das Thema Hana-Geschwindigkeit nur noch behutsam vorgetragen, aber dafür umso intensiver die Einfachheit betont – Bill McDermott: Run Simple!
Aber weder die Attribute Geschwindigkeit noch Einfachheit liefern per se einen nachweisbaren Geschäfts- oder Wettbewerbsvorteil. Die Hana-Diskussion und -Präsentation durch den neuen SAP-Technikvorstand Bernd Leukert wird nicht ausbleiben – ich kann darauf verzichten!
Inoffiziell und in den Arbeitskreisen wird es aber wieder eine Diskussion über das neue SAP-Lizenzmodell – ohne Limited Professional User – und die Pflegegebühr im Allgemeinen geben.
Bereits vergangenes Jahr haben sich Gerd Oswald und DSAG-Vorstand Andreas Oczko ein zeitlich versetztes Wortgefecht geliefert, als jeder mit seiner Keynote in den Wunden des anderen bohrte.
Bisher hat sich unsere DSAG nicht öffentlich zum Verlust des Limited Professional User geäußert, auf dem Jahreskongress wird es aber unvermeidlich sein.
Abgesehen von den „kosmetischen“ Änderungen der SAP-Preisliste ist das existierende Klima in der Community wesentlich beunruhigender. Aus einem gemeinsamen Wunsch des produktiven Miteinanders wurde eine feindselige Umsatzmaximierung.
Noch nie standen sich unsere DSAG und die Walldorfer ähnlich misstrauisch und feindselig gegenüber.
Was immer noch nicht funktioniert, sind die Business und Use Cases! Man sammle Social-Media-Daten, kombiniere diese mit den Wetterdaten und ergänze sie um die eigenen Daten aus ERP, CRM und BW – mit Hana kalkuliert, weiß man innerhalb weniger Millisekunden, wie viele Ventilatoren und Weinkühlschränke man in diesem heißen Sommer noch braucht. Run Simple!
Leider fand ich in den umliegenden Baumärkten keine Ventilatoren mehr. Antwort: Die Zentrale will keine 3000 Stück mehr ordern und es fehlt auch der Lagerplatz. Hier verzichtet jemand auf ein Zusatzgeschäft, weil die Rahmenbedingungen andere sind.
„Run simple“ funktioniert eben nur in den Köpfen der SAP-Mitarbeiter, die wirkliche Welt ist komplexer. Auch Weinkühlschränke gab keine mehr.