Digitalbranche sieht erste Silberstreifen
Für 2020 erwartet der Digitalverband Bitkom für die Branche einen Umsatzrückgang von 3,3 Prozent auf 163,5 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr soll dies zum großen Teil wieder aufgeholt werden. 2021 wächst der Markt laut Prognose um zwei Prozent auf 166,7 Milliarden Euro. Die Beschäftigtenzahl soll 2020 konstant bei 1,2 Millionen bleiben und im Folgejahr um 20.000 zusätzliche Jobs ansteigen.
Das berichtet Bitkom auf Basis aktueller Berechnungen unter der Annahme, dass es nicht erneut zu einem flächendeckenden Lockdown kommt. „Mitten in der Krise mit ihren vielen Unbekannten bieten Prognosen vor allem Orientierungswerte. Sicher ist: Der Digitalisierungsschub bringt der ITK-Branche langfristiges Wachstum“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
„Viele der Kunden, mit denen ich mich unterhalten habe, fordern Flexibilität und eine schnelle Wertschöpfung. Durch die Coronakrise hat sich dies noch verstärkt“, erklärt SAP-CTO und Vorstandsmitglied Jürgen Müller.
„Wenn beides erreicht werden soll, kommt Technologie ein noch höherer Stellenwert zu. Und SAP kann dabei helfen, diese Herausforderungen besser zu bewältigen. Wir haben alle wichtigen Komponenten unserer Business Technology Platform erheblich erweitert. So möchten wir unsere Kunden in allen Branchen dabei unterstützen, die Hindernisse zu überwinden, die durch die Datenflut, die Komplexität der IT und durch ein volatiles Geschäftsumfeld entstehen.“
Nach langen Jahren kräftigen Wachstums bestimmten rückläufige Umsätze in der Informationstechnik das Minus auf dem Gesamtmarkt. Die Umsätze in diesem größten Teilmarkt sinken laut Bitkom-Prognose 2020 um 5,6 Prozent auf 88,2 Milliarden Euro. IT-Hardware schrumpft am kräftigsten mit einem Minus von 7,5 Prozent auf 24,4 Milliarden Euro, was maßgeblich auf das zurückgehende Geschäft mit Halbleitern zurückzuführen ist.
Andererseits werden aber etwa mehr Laptops, Headsets und weitere Produkte für das mobile Arbeiten verkauft. Ebenfalls rückläufig ist der Markt für IT-Services inklusive Projektgeschäft und IT-Beratung (38,7 Milliarden Euro, –5,4 Prozent) sowie Software (25,2 Milliarden Euro, –4,0 Prozent).
„Die Sonderkonjunktur in einigen Bereichen, etwa bei Videokonferenzsoftware, reicht nicht aus, um Rückgänge an anderer Stelle zu kompensieren. Unternehmen in Kurzarbeit benötigen meist weniger IT-Ressourcen als unter Volllast“
sagt Berg.
„Die Kunden von Softwareanbietern sind auf Liquiditätssicherung bedacht und reduzieren Ausgaben für Lizenzen und Wartungsverträge auf das Nötigste. Die Rückgänge in diesem Bereich werden auch durch ein weiter kräftiges Wachstum des Cloud-Geschäfts nicht aufgewogen“, sagt Präsident Berg.
Im Juni beurteilten die ITK-Unternehmen ihre Geschäftslage deutlich besser als noch im April und Mai, wie Erhebungen von Bitkom und ifo Institut zeigen. Der Index stieg um 9,3 Zähler auf 11,6 Punkte. Im Durchschnitt beurteilen die Unternehmen die Geschäftslage tendenziell eher positiv.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate kletterten um 12,3 Zähler auf –8,0 Punkte. Der Bitkom-ifo-Digitalindex, der sich aus Lage und Erwartungen berechnet, dreht im Juni erstmals seit Februar wieder ins Plus und notiert mit 1,5 Punkten nun 11,0 Zähler höher als im Vormonat.
„Für die Unternehmen der Digitalbranche hat sich die Geschäftslage den zweiten Monat in Folge verbessert. Die Hoffnungen sind groß, dass der konjunkturelle Tiefpunkt der Coronakrise für die digitale Wirtschaft überwunden ist und der allgemeine Digitalisierungsschub die Nachfrage nach digitalen Lösungen ankurbelt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
In der Telekommunikation setzt sich der Trend moderaten Wachstums auch im Krisenjahr 2020 fort. Dieses Jahr wird eine Steigerung um 0,4 Prozent auf 67,1 Milliarden Euro erwartet. Mit Telekommunikationsdiensten werden nach Bitkom-Berechnungen 48,8 Milliarden Euro umgesetzt, das entspricht einem Plus von 0,7 Prozent.
Das Geschäft mit Endgeräten geht auf 11,2 Milliarden Euro zurück (1,1 Prozent). Die Investitionen in die Infrastruktur steigen um 0,5 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro.
„Die Telekommunikation ist der Stabilitätsanker der Branche. In der Coronakrise ist die Nachfrage nach Telekommunikationsdiensten gestiegen. Negativ wirken sich vor allem sinkende Roaming-Einnahmen aus, denn Auslandsreisen bleiben aus“, sagt Berg.
„Dennoch investieren die Netzbetreiber Milliarden in Frequenzen und in den Aufbau der 5G- und Breitbandnetze.“
Mittelfristig stehen die Zeichen für die Digitalbranche insgesamt wieder auf Wachstum. Bitkom-Präsident Berg appelliert an jene Unternehmen, die bislang keinen Grund sahen, in die digitale Transformation zu investieren. Nach einer repräsentativen Bitkom-Studie plant nur jedes vierte Unternehmen quer durch alle Branchen (24 Prozent), in diesem Jahr in digitale Geschäftsmodelle zu investieren.
„Die Wochen des Lockdowns sollten ein Weckruf gewesen sein, auch für Bremser und Bedenkenträger“, sagt Berg.