Digital Access: Hervorragend für SAP-Umsatz
Erfolgsmodell Cloud Computing? Nicht so bei SAP. Bei SAP im Jahr 2018 beliefen sich die Neuaufträge aus der Cloud auf 1,81 Mrd. Euro, ein Plus von 25 Prozent. Cloud-Abonnements stiegen um 30 Prozent und erreichten 10 Mrd. Euro.
Zugegeben, die in der SAP-Bilanz ausgewiesenen Zuwachsraten sind beeindruckend, aber das SAP-Cloud-Wachstum kommt überwiegend aus den zugekauften Unternehmen wie SuccessFactors, Ariba, Concur, Fieldglass usw.
Gehen wir mal davon aus, dass wir mit der Position der SAP übereinstimmen, dass Non-SAP-Systeme, die auf den Digital Core zugreifen, „Digital Access“ und somit lizenzpflichtig sind, obwohl diese Annahme auf dem Markt noch diskutiert wird (siehe 2. Kartellrechtsbeschwerde von Voice e. V.).
Bereits im April 2018 gab SAP bekannt, wie man zukünftig mit indirektem Zugriff umgehen sollte, oder „Digital Access“, wie SAP es ab diesem Zeitpunkt für aktuelle und zukünftige Kunden bezeichnet.
Nachdem der letzte SAP-Hinweis (2644139) nicht sehr hilfreich war, hat SAP zu Beginn dieses Jahres zwei neue Notes veröffentlicht: 2657803, Digital Access: central packages, und 2669358, Vorbereitung für Hinweis 2657803 Basierend auf dem sogenannten SAP Passport (technical identifyer) ist es nun möglich, relativ genau zu identifizieren, welche Dokumente in SAP generiert wurden. Es gilt das Ausschlussverfahren: Der Rest wird dann indirekt erzeugt.
Ich komme gerade von der SAMS 2019 in Berlin und mir wurden dort viele Fragen zum Thema Digital Access gestellt, die wichtigsten möchte ich hier kurz darstellen.
Wenn SAP Digital Access vermisst, indem sie sagen, „das ist direkt erzeugt, also muss alles andere indirekt sein“, gibt es eine Unschärfe durch User, die indirekt auf das System zugreifen, aber doch einen SAP-User haben?
Könnte man meinen, ist aber nicht so! Beim Wechsel der Lizenzierung von „User“ auf „Digital Access“ wird ein grundsätzlicher Wechsel der Lizenzierung von Named-User auf „Digitale Dokumente“ vorgenommen. Leider geschieht dies nur zum Vorteil der SAP.
In der Praxis bedeutet dies: Ein User benötigt eine User-Lizenz für den Aufruf von Transaktionen in SAP (z. B. Professional User) und das Unternehmen benötigt weitere Lizenzen für alle digitalen Belege, die der bereits lizenzierte User erzeugt.
Greift der lizenzierte User über einen technischen Nutzer auf das System zu (3rd-Party-Anbindung), dann benötigt das Unternehmen für diesen Benutzer keine Nutzerlizenz mehr, sondern nur die Lizenzen für die angelegten Dokumente. De facto kommt es hier zu einer Doppellizenzierung von Usern!
Was passiert, wenn sich die Anzahl der Dokumente verringert? Kann ich die Anzahl reduzieren, für die ich auch noch Wartung zahle? Nein, leider nicht. Es funktioniert also genauso wie bei Usern und Engines. Man kann immer gerne mehr kaufen, aber zurückgeben geht nicht.
Wie gehen sie mit Belegstornierungen um? Wenn ich Belege storniere, werden mir diese trotzdem berechnet? Ja, auch ein Storno wird in Rechnung gestellt. Die Zählung erfolgt beim Anlegen der Dokumente. (Das wird ein Problem sein, da ich einige Kunden kenne, die regelmäßig Massenbelegstornierungen im Rahmen des Standardprozesses durchführen.)
Was passiert dann eigentlich mit den Platform- Usern, NetWeaver Foundation License for Third Party Applications etc., die man für „indirekte Nutzung“ gekauft hat? Die SAP-Plattform-Lizenzen bleiben von der Umstellung unberührt. Das Unternehmen kann sie aber eintauschen gegen Lizenzen für digitale Belege (Werterhalt der getätigten Investition). Die NWFTPA-Lizenzen sind von dem ganzen Vorgang nicht betroffen.
So weit dazu. Wir dürfen aber weiter gespannt sein, denn im Frühjahr 2019 wird das nunmehr dritte (und letzte?) Lizenzmodell für „indirekte Nutzung“ vorgestellt: Dieses ist transaktionsbasiert und stellt jeden Programmzugriff unter Lizenzpflicht, der extern ausgelöst wird.
Reiner Datenaustausch soll lizenzfrei werden. Damit soll das im Moment noch dokumentenbasierte Lizenzmodell wohl wieder auf Basis von Transaktionen umgestellt werden. Warten wir es ab.