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Die sehr teure SAP Cloud

Es ist eines der meistdiskutierten Themen der SAP-Community: Lizenzkosten der SAP Cloud ERP Suite. SAP und die Hyperscaler behaupten, dass Cloud Computing auch Ersparnisse für die Anwender bringt. Aussagen von SAP-Chef Christian Klein lassen etwas anderes vermuten.
Peter M. Färbinger, E3-Magazin
22. Mai 2025
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Von ERP-On-prem zur SAP Cloud ERP Suite

Bereits vor über zehn Jahren haben die Analysten von Gartner auf einer Konferenz in Barcelona davor gewarnt, leichtfertig die eigenen SAP-Lizenzen aufzugeben. Bis heute hat SAP dagegen kein wirkliches Argument gefunden. Die SAP-ERP-Lizenzen als Asset sind ähnlich einem Versicherungsschein. Der SAP-Bestandskunde kann sich frei zwischen On-prem, Hybrid-, Private- oder Public-Cloud entscheiden und er weiß, dass er mit den eigenen Lizenzen immer rechtskonform und unabhängig ist.

Das SAP-Modell Cloud ERP Suite basiert auf einem totalen Abhängigkeitsgefüge. Für länger planbare Umsätze will der ERP-Weltmarktführer seine Bestandskunden in ein Subskriptionsmodell drängen, das aktuell noch keine Exit-Strategie kennt.

Kostenfaktor SAP Cloud Computing

In den vergangenen Jahren wurde in der SAP-Community viel über den Cloud-Kostenfaktor diskutiert. Die Hyperscaler und SAP argumentierten, dass Cloud Computing in den allermeisten Fällen preiswerter im Vergleich zu On-prem ist. Vielfach wurden dabei nur die direkten operativen Kosten herangezogen. Langfristige Effekte, Abhängigkeiten und fehlende Flexibilität werden bei diesen Kalkulationen selten eingepreist.

Tatsache ist, dass sich ein SAP-Cloud-Bestandskunde gegen nachgelagerte Kostensteigerungen kaum wehren kann, weil es noch keine Cloud-Exitstrategie gibt. Die EU-Bürokratie hat Besserung versprochen. Eine kommende Vorschrift soll die Möglichkeit eines Cloud-Exits regeln und für Cloud-Anbieter verbindlich machen. Noch gibt es dafür keine Vertragsentwürfe und auf die abschließende Ausformulierung wird die SAP-Community noch bis Herbst dieses Jahres warten müssen.

SAP-Chef Christian Klein erklärt Cloud Computing

Auf der SAP-Hauptversammlung dieses Jahres wurde CEO Klein von einem Aktionär gefragt, wie die Vertragswandlung von On-prem zu Cloud First bestellt sei. Die Antwort befriedigte die Investoren und bestätigte die Skeptiker in der SAP-Community: Christian Klein sprach in seiner Antwort von einem Faktor 2x bis 3x und meinte damit, dass das Vertragsvolumen der neuen Cloud-Verträge das Zwei- bis Dreifache der alten On-prem-Verträge ausmacht – also sehr gute Aussichten für den SAP-Aktienkurs und die Aktionäre!

Alle Lizenzexperten aus der SAP-Community fühlten sich bestätigt, weil sie immer schon behaupteten, dass ein Umstieg von ERP-On-prem zu Cloud Computing mit deutlichen Mehrkosten verbunden ist. Cloud ist mittel- und langfristig eben teurer als das eigene Rechenzentrum. Mit seiner Antwort auf der Hauptversammlung scheint SAP-Chef Christian Klein diese Ansicht zu bestätigen, oder nicht?

SAP-Mehrwert oder ERP-Mehrkosten

Die teure SAP Cloud ERP Suite muss nicht zwangsläufig höhere Lizenzpreise reflektieren. Theoretisch könnten die einzelnen Gebühren pro ERP-Arbeitsplatz im Vergleich zu On-prem auch niedriger sein, aber der SAP-Bestandskunde braucht in der Cloud mehr Services, Apps und Engines – sodass es am Ende des Tages schon wieder teurer ist.

ERP ist nicht kompliziert, aber komplex: Naturgemäß kann SAP argumentieren, dass die reinen ERP-Kosten für einen Anwender der SAP Cloud ERP Suite niedriger sind als ein Erfahrungswert aus jahrzehntelangem On-prem-Betrieb im eigenen Rechenzentrum.

Ein modernes S/4 ist aber nicht ausreichend und vollständig, sodass die reinen S/4-Lizenzkosten nicht die ganze Wahrheit widerspiegeln. Mehrkosten entstehen auch aus Mehrwert! Nach einem SAP-Clean-Core-Prozess besitzt der Bestandskunde ein ERP-System nahe am Standard, aber die aktuellen und zukünftigen Modifikationen und Add-ons brauchen dann eine neue Heimat.

Mit BTP (SAP Business Technology Platform) und BDC (SAP Business Data Cloud) stehen zwei Plattformen zur Verfügung, die Agilität, Individualisierung und Daten-Orchestrierung sehr gut aufnehmen können. Diese Plattformen stellen gegenüber ERP/ECC-Systemen einen Mehrwert dar, es gibt diese Funktionalität aber von SAP nicht kostenfrei. In der BTP können erhebliche Lizenzgebühren entstehen in Abhängigkeit der genutzten Apps.

SAP Cloud ERP Suite

In Summe erscheint somit SAP Cloud ERP Suite als ein sehr teures Projekt, weil viele Randbedingungen zum Tragen kommen. SAP spricht nur noch von Suite First und AI First, was aus Sicht von SAP und Investoren erklärbar ist. Die Aussagen von Christian Klein auf der SAP-Hauptversammlung zeigen genau diesen Trend zu einer Cloud mit Mehrwert, die das Zwei- bis Dreifache von ERP-On-prem-Systemen kostet. Ob für die SAP-Bestandskunden die Mehrkosten auch einen Mehrwert darstellen, ist noch nicht entschieden, aber jeder ERP-Anwender darf sich aktuell bereits auf wesentlich höhere SAP-Lizenzgebühren einstellen.

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Peter M. Färbinger, E3-Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


1 Kommentar

  • Bei anderen Mitbewerbern sieht es ja nicht besser aus. Vor diesem Hintergrund habe ich mich gefragt: Warum tun sich eigentlich nicht ein paar grosse Top-Companies zusammen und entwickeln ein Open Source ERP System?

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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

FourSide Hotel Salzburg,
Trademark Collection by Wyndham
Am Messezentrum 2, 5020 Salzburg, Österreich
+43-66-24355460

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 10. Juni, und
Donnerstag, 11. Juni 2026

Early-Bird-Ticket

Reguläres Ticket

EUR 390 exkl. USt.
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 22. April und
Donnerstag, 23. April 2026

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket
verfügbar bis 1.10.2025
EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2026, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.