Die SAP-Modernisierung nimmt weiter Fahrt auf
Digitale Transformation
SAP-Service-Partner können Unternehmen bei der Etablierung solcher Zielarchitekturen adäquat unterstützen und sich damit neue Umsatzquellen erschließen.
In vielen Unternehmen hat in den letzten zwölf Monaten die Modernisierung der SAP-Landschaft und damit die Stärkung der Innovationskraft einen hohen Stellenwert eingenommen. Eine wichtige Rolle spielt dabei Open Source, deren Nutzung im letzten Jahr weiter dynamisch gewachsen ist. So lautet auch ein zentrales Ergebnis der Studie „The State of Enterprise Open Source 2022“ von Red Hat, an der weltweit fast 1300 IT-Führungskräfte teilnahmen. Die Infrastrukturmodernisierung ist für 62 Prozent ein entscheidender Treiber für die Open-Source-Einführung. Darüber hinaus nennen 54 Prozent die digitale Transformation, 52 Prozent die Applikationsentwicklung und 48 Prozent die Applikationsmodernisierung.
Der verstärkte Einsatz von Open Source korrespondiert auch mit der steigenden Bedeutung neuer Technologien. 80 Prozent der Unternehmen planen, Open Source in Bereichen wie KI (künstliche Intelligenz), ML (maschinelles Lernen), Edge Computing oder IoT (Internet of Things) einzusetzen. Die Untersuchung zeigt zudem, dass quelloffene Software nicht mehr wie in früheren Jahren in erster Linie als kosteneffiziente Alternative zu proprietärer Software gesehen wird. Vielmehr werden bei der Frage nach den relevanten Faktoren für den Einsatz mit jeweils 32 Prozent die bessere Sicherheit und höhere Softwarequalität genannt.
Gerade auch im SAP-Bereich ist diese Entwicklung einer zunehmenden Bedeutung von Open Source zu erkennen. Open Source hat hier schon längst keinen experimentellen Charakter mehr, sondern ist eine vielfach bewährte Strategie. Seit Längerem geht SAP selbst verstärkt den Open-Source-Weg, belegt durch SAP-Cloud-Angebote, durch Linux als einziges Betriebssystem für SAP HANA und durch die neue SAP-LinuxLab-Initiative zum Thema SAP-Automatisierung. Um Innovationen und neue End-to-End-Prozesse mit SAP zu integrieren und ABAP-Eigenentwicklungen zu migrieren, sind Open Source und die agile Nutzung moderner cloudnativer Entwicklungsmodelle wichtige Komponenten.
Vor allem im Hinblick auf Nicht-SAP-Umgebungen und neue Technologien beziehungsweise Entwicklungs- und Bereitstellungsmodelle ist Open Source ein zentraler Erfolgsfaktor und der Innovationstreiber schlechthin. Beispiele sind Cloud, Container, Microservices und Edge Computing, Industrie 4.0 und IoT, Big Data und Data Analytics oder KI und ML. Und die Nutzung solcher Betriebsmodelle, Architekturen und Technologien ist auch für SAP-Anwender in der heutigen Zeit ein absolutes Muss. Sie sind etwa die Basis für innovative Factory-Edge-Implementierungen, bei denen eine Echtzeitintegration von Daten in SAP-Systeme stattfindet. Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich Energieversorgung sind die Millionen von Smart-Meter-Daten, die in der Cloud verwaltet, analysiert und vorverarbeitet werden, bevor sie dann in SAP-Kernprozesse einfließen.
Die Open-Source-Relevanz für SAP-Partner
Die verstärkte Nutzung neuer Technologien und die steigende Bedeutung von Open Source betreffen nicht nur SAP und die SAP-Anwender, sondern auch die SAP-Partner, und zwar nicht nur die großen, sondern gerade auch die kleinen und mittleren mit lokaler Präsenz. Schließlich ist ihre Rolle für viele SAP-Nutzer von zentraler Bedeutung. Nicht umsonst heißt es etwa auch bei SAP: „Für einige, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, ist die direkte Zusammenarbeit mit einem Großunternehmen wie SAP nicht praktisch. Es ist einfach nachvollziehbar, dass Sie zahlreiche Vorteile aus der Zusammenarbeit mit einem nahen Partner ziehen, denn er kennt Ihren Heimatmarkt, spricht Ihre Sprache und ist mit Ihrer Kultur sowie den Gesetzen und Regularien vertraut.“
Für SAP-Partner stellt sich angesichts dieser Entwicklung somit die Frage, wie sie am besten den Open-Source-Weg einschlagen können. Dafür gibt es einige Grundvoraussetzungen und wichtige Maßnahmen. Auf den ersten Blick kann Open Source für potenzielle Nutzer abschreckend wirken. Der Grund ist die Vielfalt der Projekte mit Tausenden Frameworks oder Tools. Open Source bedeutet allerdings nicht, dass ein Nutzer alles selber konfektionieren und pflegen muss. Gerade hinsichtlich der Infrastruktur- und Technologiebasis sind „Enterprise-ready“-Lösungen verfügbar, die aufeinander abgestimmte, gehärtete und zertifizierte Software beinhalten – in Kombination mit Support und SLAs (Service Level Agreements). Natürlich benötigt ein SAP-Partner im Open-Source-Bereich auch ein solides Fachwissen. Hierbei kann er auf die Trainingsangebote von Open-Source-Spezialisten zurückgreifen, etwa im Hinblick auf die Containerisierung von Fachanwendungen und Backend-Services.
Darüber hinaus ist für die erfolgreiche Open-Source-Nutzung auch Know-how in Bereichen wie agiles Arbeiten, Methodik oder Fehlerkultur erforderlich. Zudem unterstützen die Partner auch die sogenannten Open Source Policies, die auf eine optimale Nutzung von Open Source und die Minimierung aller technischen, rechtlichen oder geschäftlichen Risiken abzielen. Konkrete Beispiele und Templates für eine Open Source Policy sind zum Beispiel auf GitHub verfügbar. Nicht zuletzt können SAP-Partner auch von der neuen Open-Source-Initiative des SAP LinuxLab profitieren, die die automatisierte Erstellung und Verwaltung von SAP-Umgebungen vereinfacht. Basis dafür sind vereinheitlichte und modulare Codes und Tools, die von SAP-Technologiepartnern kontinuierlich entwickelt und bereitgestellt werden. Dazu gehören etwa Red Hat, Suse, IBM oder SVA. Das SAP-LinuxLab-Angebot deckt ein breites Spektrum SAP-spezifischer Aufgabenstellungen ab: von der SAP-zertifizierten Infrastruktur über die SAP-Installation bis hin zum SAP-Sizing und -Betrieb. SAP-Partner können durch die Nutzung Kosten und Zeit einsparen und damit Freiräume gewinnen, um eigene Mehrwert-Services zu konzipieren und zu vertreiben.
Die Hybrid Cloud als optimale Zielarchitektur
Neben Open Source wird auch das Thema Cloud die SAP-Welt künftig stärker prägen. Vor allem Hybrid-Cloud-Modelle, die On-premises- und Off-premises-Ressourcen verknüpfen, werden dabei an Relevanz gewinnen. Dabei profitieren Unternehmen einerseits von der Skalierbarkeit einer Public Cloud und andererseits von der Flexibilität einer Private Cloud hinsichtlich der Umsetzung interner oder regulatorischer Vorgaben in den Bereichen Sicherheit, Datenhaltung und -verarbeitung. Dass die Cloud eine immer wichtigere Rolle spielt, zeigt selbst der bisher eher reservierte Public-Bereich. Ein Beispiel dafür ist die VS(Verschlusssachen)-Cloud. So konzipieren Secunet, IBM und Red Hat eine Cloud-Lösung, die auf Sicherheitstechnologie „Made in Germany“, Enterprise Open Source Software und professionellen Services basiert. Die Unternehmen wollen damit die erste hochsichere Cloud-Lösung auf dem deutschen Markt zum Einsatz für Verschlusssachen der Einstufung VS-NfD (Verschlusssachen – Nur für den Dienstgebrauch) bereitstellen. Damit werden die Aktivitäten der öffentlichen Hand hinsichtlich der digitalen Souveränität entscheidend unterstützt.
Hybrid-Cloud-Plattformen werden auch in der SAP-Welt zunehmend genutzt. So werden SAP-Business-Anwendungen containerisiert und das SAP-Ökosystem modernisiert sich hin zu Cloud-Architekturen. SAP-Anwender werden immer stärker auf einen Mix aus On-premises-, Private- und Public-Cloud-Services setzen – nicht nur für SAP-, sondern auch für Nicht-SAP-Workloads.
Bezogen auf SAP-Lösungen werden On-premises-Umgebungen weiterhin ihre Berechtigung behalten. Darauf deutet auch der DSAG-Investitionsreport 2022 hin. So nutzen aktuell 32 Prozent der befragten Unternehmen S/4HANA primär On-premises, unter anderem auch deshalb, weil Cybersecurity für die Unternehmen eine entscheidende Rolle spielt. So fordert die DSAG im Report mit Blick auf SAP-Landschaften: „Es braucht qualitativ hochwertige Software- und Cloud-Lösungen, die den gestiegenen Anforderungen an Betrieb und Sicherheit gerecht werden sowie ein funktionales Äquivalent zu bisherigen On-premises-Lösungen bieten.“
Cloudagnostisch durch Red Hat OpenShift
In diesem Kontext ist vielen SAP-Anwendern und Partnern noch nicht ausreichend bekannt, was Red Hat OpenShift bietet. Es ist eine Enterprise-Kubernetes-Plattform für die Konzeption, Automatisierung, Skalierung und Verwaltung von containerbasierten Applikationen. Sie unterstützt dabei die Entwicklung auf einer beliebigen Infrastruktur, also einen hybriden Multi-Cloud-Mix einschließlich On-premises-Implementierungen. Red Hat OpenShift ist zudem freigegeben für den Betrieb von SAP-Workload wie zum Beispiel SAP Data Intelligence. Dabei besteht eine Plattformunabhängigkeit, sodass ein Vendor-Lock-in in Bezug auf den Cloud-Provider vermieden wird. Das heißt, Red Hat OpenShift fungiert quasi als Abstraktions- und Integrationslayer für Hyperscaler-Plattformen mit ihren nativen Services sowie der SAP-BTP (Business Technology Platform)-Umgebung. Nutzern steht so eine einheitliche Entwicklungsumgebung mit Open-Source-Technologien zur Verfügung, sodass auch SAP-Programmierer problemlos in die Welten von Continuous Integration, Continuous Delivery und Continuous Deployment sowie DevSecOps oder Pipelining einsteigen können.
Die Plattform enthält alle benötigten Funktionen und Services, um eine Container-Management-Plattform für unternehmenskritische Anwendungen auf unterschiedlichen Infrastrukturen zertifiziert zu betreiben. Dazu gehören etwa Aspekte wie SLAs, mehrere Sicherheitslayer, die Automatisierung oder das Cluster-Management. Anwender können mit Red Hat OpenShift als Basis zum Beispiel containerisierte Applikationen unter Beibehaltung der Funktionalität zwischen Clouds verschieben. Die Plattform ist inzwischen auch als vollständig gemanagter Cloud-Service auf allen führenden Public Clouds oder auch als selbst verwaltete Software für Unternehmen verfügbar. In puncto Sicherheit und Funktionalität erfüllt Red Hat OpenShift somit eine zentrale Forderung der DSAG. Und die Plattform stellt sicher, dass Unternehmen ihre strategische Flexibilität behalten.
Wichtig ist dabei, dass Red Hat Open-Shift viel mehr als Kubernetes bietet. Kubernetes orchestriert und automatisiert den Betrieb von Linux-Containern und beseitigt viele manuelle Prozesse, die für das Deployment und die Skalierung von containerisierten Applikationen erforderlich sind. Allerdings kann Kubernetes allein nicht alle Herausforderungen bewältigen, die mit unternehmenskritischen Workloads verbunden sind. Unabdingbar sind zudem Tools und Services, die unter anderem folgende Bereiche abdecken: Registry, Netzwerk, Storage, Metrics, Monitoring, Authentifizierung und Autorisierung – und nicht zuletzt die Sicherheit. Und genau dieses Gesamtpaket liefert Red Hat OpenShift.
Mit einer Enterprise-Kubernetes-Plattform wie Red Hat OpenShift und dem damit verbundenen Open-Source-Infrastruktur- und Software-Ökosystem kann zudem ein zentrales Problem heutiger IT-Umgebungen adressiert werden: die IT-Silos, die Unternehmen nach wie vor bei der flexiblen und zukunftsgerichteten Gestaltung der IT-Infrastruktur behindern. Eine Hybrid-Cloud-Architektur und ein Open-Source-Ökosystem schaffen eine einheitliche technische Basis, die eine nahtlose, hyperscalerübergreifende Verbindung vorhandener und neuer Applikationen und Services unterstützt. IT-Silos werden damit aufgelöst und es entstehen auch keine neuen. Zudem wird so die Brücke geschlagen von SAP-Systemen zu Nicht-SAP-Anwendungen und damit die Automatisierung der gesamten Prozesslandschaft vorangetrieben.
Die End-to-End-Automatisierung von Prozessen auch über klassische IT-Grenzen hinweg ist schließlich das Ziel, wie eine Vielzahl von Ausschreibungen und zentralen IT-Projekten in 2022 belegt. Unternehmen können damit den Administrationsaufwand reduzieren, mögliche Fehlerquellen durch manuelle Tätigkeiten eliminieren und repetitive Aufgaben beseitigen. Nicht zuletzt führt ein automatisiertes Workflow-Management in vielen Fällen auch zu einer signifikanten Kostensenkung.
Unternehmen, die kritische Systeme in offenen Hybrid-Cloud-Umgebungen einsetzen, benötigen ein zuverlässiges Betriebssystem, das auf allen Plattformen getestet und validiert ist. Red Hat Enter-prise Linux dient bereits als vertrauenswürdiges Backbone für viele der globalen Fortune-500-Unternehmen und auch als Basis für SAP-Infrastrukturen.
Insgesamt betrachtet dürfen SAP-Anwendungen schon länger nicht mehr als isolierte, anforderungsspezifisch adaptierte Systeme gesehen werden. Open-Source-basierte Hybrid-Cloud-Plattformen, cloudnative Entwicklungsmodelle, integrierte End-to-End-Architekturen und Automatisierungstechnologien sind der Schlüssel zum Erfolg bei der Modernisierung und
digitalen Transformation. SAP-Anwender können damit sowohl ABAP-Eigenentwicklungen migrieren als auch neue Prozesse mit SAP integrieren. Nicht zuletzt gewinnen sie durch die cloudagnostische Multi-Hybrid-Cloud-Nutzung eine maximale strategische Flexibilität – ganz im Sinne des Leitmotivs „Develop once – deploy anywhere“.