Die On-prem-Cloud
Nachfrage nach cloudbasiertem SAP S/4 Hana in Deutschland weiter zögerlich
Was zu Beginn wie eine Entweder-oder-Entscheidung aussah, hat sich im Laufe einer einstündigen Diskussionsrunde als „das Beste aus beiden Welten“ dargestellt. Das Thema sind Cloud-Funktionalität und S/4 Hana vom eigenen Server, wobei es dann auch wieder offenbleibt, wo der S/4-Hana-Server steht – im eigenen Rechenzentrum, bei einem Outsourcer oder Hoster oder auch bei einem spezialisierten Cloud-Anbieter. Wer die Hoheit über die eigenen Daten und Geschäftsprozesse behalten will, sollte das Architekturmodell von SAP und HPE evaluieren.
Wer seine SAP-Anwendungen in die Cloud bringen will, muss ERP/ECC 6.0 und S/4 Hana nicht in ein fernes Cloud-Rechenzentrum verlagern. Der SAP-Bestandskunde kann sein ERP auch im eigenen Rechenzentrum weiterlaufen lassen. Die Grundlage dafür sind On-prem-Cloud-Modelle wie HPE GreenLake. Dieses Architekturmodell bietet dieselben Vorteile wie die Public Cloud – etwa Einfachheit, Flexibilität und verbrauchsabhängige Abrechnung –, aber im Rechenzentrum des Kunden oder an einem anderen Ort seiner Wahl. Betrieben werden die Systeme von HPE, auf Wunsch bis hinauf zum App-Basisbetrieb.
Warum dieses Konzept für die SAP-Community ein weiterer Wettbewerbsvorteil ist, kann hier im kostenfreien Videostream nachgesehen werden. Es diskutieren DSAG-Vorstandsmitglied Sebastian Westphal, im Hauptberuf Manager bei Swiss Post Solutions in Frankfurt/M., Peter Gibbels, Head of Presales Enterprise Services SAP Hosting bei Datagroup, und von HPE Albrecht Munz, Business Development Manager Data Solution, und Mike Wenner, Distinguished Technologist.
On-prem oder Cloud
Die Diskussion zum Thema Cloud Computing in der SAP-Community verkürzte sich in den vergangenen Jahren oft auf entweder On-prem oder Cloud. Von HPE in Zusammenarbeit mit SAP gibt es jedoch auch Orchestrierungen, die Autonomie und Selbstbestimmung mit betriebswirtschaftlicher Standardsoftware und Cloud Computing zusammenbringen. Vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz einfach, aber die E-3 Diskussion hat deutlich gezeigt, dass es möglich und auch notwendig ist: Die Skepsis gegenüber Cloud Computing im ERP-Umfeld ist noch immer hoch und zusätzlich wächst das Angebot an cloudbasierter Infrastruktur für SAP Hana derzeit rasant. Somit haben sich durch weitere Option auf die Software/Infrastruktur-as-a-Service-Version S/4 die Rahmenbedingungen für den Umstieg signifikant verändert.
Doch insbesondere deutsche Unternehmen zögern weiterhin, auf Cloud umzusteigen. Auch insgesamt meldet die neue Vergleichsstudie „ISG Provider Lens SAP Ecosystem Report Germany 2022“, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Information Services Group (ISG) veröffentlicht hat, dass S/4-Migrationen generell nur langsam vorankommen. Bei deutschen Unternehmen herrscht eine große Unsicherheit über das beste Vorgehen bei der S/4-Conversion. Viele Fragen werden aktuell in der SAP-Community diskutiert: Geht es um eine umfassende Überarbeitung der Prozess- und Systemarchitektur? Soll der Übergang in eine cloudbasierte Infrastruktur Bestandteil der S/4-Conversion sein? Und hat zunächst die Umstellung der Anwendungen Priorität oder erst einmal die Migration auf eine neue Infrastruktur?
Bei der Frage nach der Bedeutung von SAP- und Non-SAP-Lösungen, sowohl On-prem als auch in der Cloud, haben für die derzeitigen IT-Landschaften bei 93 Prozent der befragten DSAG-Mitgliedsunternehmen SAP-On-prem-Lösungen eine hohe und mittlere Bedeutung. Für Non-SAP-On-prem-Lösungen trifft diese Aussage bei 75 Prozent der Umfrageteilnehmer zu. Für die Cloud-Lösungen gilt: Non-SAP-Cloud-Lösungen haben für 61 Prozent eine hohe und mittlere Bedeutung, bei SAP-Cloud-Lösungen sind es lediglich 42 Prozent. Viele SAP-Bestandskunden sehen nach wie vor die Vorteile einer eigenen, individuellen IT. Als Argumente hierfür werden Transparenz, die Hoheit über das eigene Rechenzentrum und die teils nur schwer planbaren Gesamtkosten bei externen Lösungen genannt. Folglich läuft unter Anwendern aktuell die Diskussion, inwieweit das Bewirtschaften eines eigenen Rechenzentrums sinnvoll ist beziehungsweise der Kernprozess IT ganz oder teilweise in eine Cloud-Umgebung ausgelagert werden kann und soll.
Das Beste aus On-prem & Cloud
SAP-Bestandskunden, die das Beste aus On-prem und Cloud bekommen wollen, können die SAP-Umgebung in ein On-prem-Cloud-Modell mit HPE GreenLake überführen. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Der SAP-Bestandskunde kann das mit SAP tun oder mit HPE. Die jeweiligen Angebote unterscheiden sich jedoch beträchtlich und es hängt von der IT-Strategie, der Historie und sonstigen Präferenzen ab, welches Angebot für welchen Kunden das richtige ist. Der Unterschied kurz zusammengefasst: GreenLake als Teil des SAP-Angebots ist ein fest vordefinierter Infrastruktur-Service. GreenLake direkt von HPE bietet erheblich mehr Flexibilität und Auswahloptionen. Konkret nutzt SAP das Konzept GreenLake für ihr Angebot S/4 Hana Cloud, Private Edition, Customer Data Center.
Wie aus dem Namen hervorgeht, kann man dieses Angebot nur für S/4 nutzen. Der Kunde hat keine Wahl bezüglich Hypervisoren oder Managementwerkzeuge, auch Applikationen anderer Anbieter können nicht auf dieser Plattform betrieben werden. HPE GreenLake wird bei SAP geordert und ist Bestandteil des Rise-Gesamtvertrags. HPE ist dabei mit GreenLake bis zur Hypervisor-Ebene für den Betrieb der IT-Infrastruktur (IaaS) verantwortlich. SAP betreibt darauf die Applikationsservices und tritt als Gesamtauftragnehmer für den vollständigen Stack auf. Wer dagegen auf Architekturanpassungen und damit auf ein individuelles SAP-System nicht verzichten möchte, wer außerdem die gleiche On-prem-Cloud-Plattform auch für andere Anwendungen nutzen möchte, für den ist GreenLake mit HPE die bessere Lösung.
Die Wahlfreiheit und Autonomie scheinen vielen SAP-Bestandskunden wichtig zu sein, denn nach der Bedeutung der Software-Lösungen für die zukünftigen IT-Landschaften befragt, bescheinigen 85 Prozent der DSAG-Mitglieder den SAP-On-prem-Lösungen eine hohe und mittlere Relevanz. Die erwähnte ISG-Studie weist explizit auch auf das Problem nur begrenzt verfügbarer personeller Ressourcen hin. Das bislang eher mäßige Tempo der S/4-Conversion führe dazu, dass die Anzahl der parallel laufenden SAP-Projekte in den Unternehmen mit Blick auf Ende 2027 signifikant zunehmen werde, da dann die Standardwartung für das Vorläuferprodukt ECC 6.0 auslaufen soll. Eine konsolidierte Planung der S/4-Infrastruktur erscheint somit als ein Gebot der Stunde. Die notwendige Anzahl an Know-how-Trägern mit strategischem und gesamtarchitektonischem Weitblick muss erst einmal gefunden oder ausgebildet werden.
Das Angebot von SAP und HPE erscheint umso mehr relevant, wenn nochmals die DSAG-Umfrage herangezogen wird: Es wird davon ausgegangen, dass On-prem-Lösungen an Bedeutung verlieren und Cloud-Lösungen an Bedeutung gewinnen – sowohl im SAP- als auch im Non-SAP-Bereich. Die Bedeutung von SAP-On-prem-Lösungen wird zwar weiter abnehmen, aber dennoch auf einem hohen Niveau verharren. Da aber die SAP-Cloud-Lösungen gleichzeitig wichtiger werden, bestätigt dies die Tendenz: Die Zukunft ist hybrid und der SAP-Bestandskunde verlangt offensichtlich eine Cloud-Funktionalität mit den Vorteilen einer On-prem-Infrastruktur. Dabei sei es wichtig, dass die SAP-Bestandskunden von SAP und Partnern wie HPE mit entsprechend durchgängigen und bezahlbaren Szenarien auf der Basis adäquater Datenmodelle sowie Prozessen unterstützt werden.
Infrastrukturservices
Der durch HPE bereitgestellte und betriebene Infrastrukturservice GreenLake wird innerhalb des Rise-Angebots bei SAP geordert und ist Bestandteil eines Gesamtvertrags. SAP betreibt darauf wiederum die Applikationsservices des Bestandskunden und tritt als Gesamtauftragnehmer für den vollständigen Stack auf. Wie die E-3 Diskussion zeigte, ist das Interesse an solchen On-prem-Lösungen groß und wird nicht zuletzt durch die Umfrage des Anwendervereins DSAG bestätigt. Der Großteil der befragten Unternehmen kann mit den Veränderungen durch Digitalisierung, Transformation und Zeitenwende nach eigenen Angaben Schritt halten.
Bei der Bedeutung der Lösungen jetzt und in Zukunft liegt jedoch der On-prem-Ansatz immer noch unangefochten an der Spitze. Mehr Transparenz lautet der Wunsch der SAP-Bestandskunden und der Teilnehmer der E-3 Diskussion bei Cloud-Verträgen, Roadmaps und der Produktstrategie. Außerdem muss der komplexe Transformationsprozess noch deutlich besser von SAP begleitet werden.
Mit On-prem-Clouds verändern sich die Spielregeln. SAP-Bestandskunden bekommen damit die Eigenschaften der Cloud, doch unter ihren Bedingungen und unter ihrer Kontrolle. Die Public Cloud bleibt nach wie vor ein wichtiger Bestandteil in jedem IT-Mix, aber jetzt haben Kunden eine Alternative. Das gilt auch für die SAP-Applikation – die Anwendung also, die in vielen Unternehmen die geschäftskritischen Kernprozesse steuert und die wichtigsten Firmendaten umfasst. Die Einführung einer Multi-Cloud-Strategie ist für den Erfolg moderner Unternehmen unabdingbar.
Sie fördert Wachstum und Innovation, indem sie die Flexibilität erhöht und gleichzeitig die notwendigen Sicherheits- und Compliance-Anforderungen erfüllt. Gleichzeitig steigt die Notwendigkeit, Anwendungen über öffentliche und private Clouds hinweg oder an Edge-Standorten konsistent bereitzustellen, zu operationalisieren und zu verwalten, um die exponentiell wachsende Komplexität zu beherrschen.
Klar ist: Für Anwendungsmodernisierung gibt es keine einheitlichen Blaupausen. Unternehmen brauchen die Freiheit, die richtige Cloud, die richtigen Software-Artefakte und Services für die richtige Anwendung auszuwählen, die auf ihre individuellen Anwendungsanforderungen zugeschnitten sind. Da Unternehmen jedoch auf neue Cloud-Modelle und IaaS expandieren, um neue Services für sich nutzen zu können, sind häufig mehrere Betriebsmodelle gleichzeitig in Anwendung. Der Fachkräftemangel und die dadurch fehlenden Ressourcen, Sicherheit, Compliance und die Komplexität des Managements beim Betrieb über verschiedene On-prem- und Cloud-Architekturen hinweg entwickeln sich dabei oft zu den größten Herausforderungen.
Motor der Digitalisierung
Die Public Cloud war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Motor der digitalen Transformation. Mit zunehmender Nutzung sind den Anwendern dabei auch deren Schattenseiten immer klarer geworden – etwa im Hinblick auf Datenhoheit, Latenz und Integration mit Inhouse-Anwendungen. Auch hat sich die Annahme nicht bewahrheitet, dass die Public Cloud generell kostengünstiger sei als der Inhouse-Betrieb, denn Flexibilität hat eben ihren Preis.
HPE GreenLake bietet Kunden in vielerlei Hinsicht Gestaltungsfreiraum. Es ist zum Beispiel nicht erforderlich, dazu auf S/4 zu migrieren. Der Kunde kann sein existierendes ERP-System in das GreenLake-Modell überführen und wenn er migrieren möchte, kann er das innerhalb dieses Modells tun. Das bedeutet auch, dass der Kunde seine vorhandenen SAP-Modifikationen, -Datenbanken, -Managementwerkzeuge usw. in das GreenLake-Modell mitnehmen kann. Weiterer Vorteil: Der Kunde kann auch andere Applikationen in derselben GreenLake-Umgebung betreiben lassen – das kann zum Beispiel dann sinnvoll sein, wenn diese Applikationen eng mit dem SAP-System verflochten sind.
Flexibilität bietet GreenLake auch in Bezug auf die Betriebsverantwortung. Auf Wunsch übernimmt HPE die Verantwortung inklusive SLA-Vereinbarungen bis hinauf zum Applikationsbasisbetrieb – wenn aber der Kunde mehr in eigener Verantwortung machen möchte, kann er die HPE-Dienstleistungen auch nur bis zu einer beliebig definierten Ebene in Anspruch nehmen und individuell mit HPE abstimmen. Außer Betriebsdienstleistungen bietet HPE auch ein umfassendes Portfolio an Beratungs-, Migrations- und Integrationsleistungen im SAP-Umfeld an.