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Die deutsche Perfektion

Social Collaboration (SC) in Deutschland: Unternehmen müssen den Hang zur 
deutschen Perfektion aufgeben.
Nicole Dufft, PAC
11. Juli 2013
[shutterstock:473098834, sdecoret]
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In der aktuellen PAC-Studie „Social Collaboration in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 2013“ zeigt sich Deutschland beim Thema Social Collaboration eher als Nachzügler.

Nur jeder fünfte Fachbereich berichtet von teilweise oder vollständig umgesetzten Initiativen in diesem Feld.

Schade! Denn eine effektive Zusammenarbeit ist gerade für Unternehmen, die vielfach Wissen als ihre wichtigste strategische Ressource bezeichnen, global agieren und von ihrer Innovationskraft leben, essenziell.

Der von den Fachbereichsleitern in Deutschland berichtete Handlungsbedarf bei Kernthemen wie interdisziplinäre Vernetzung, gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten oder effizientes Aufgabenmanagement bestätigt dies.

Dabei ist die große Skepsis deutscher Fachbereiche bei der Einschätzung des Umfelds nur teilweise berechtigt. Denn in puncto offene Kommunikationskultur oder Selbstbestimmung der Mitarbeiter müssen sich Unternehmen nicht verstecken.

Größte Bremse sind vielmehr ausgeprägte Sicherheitsbedenken sowie – auch damit verbunden – überdurchschnittlich hohe Anforderungen an die Realisierung. Dieser typisch deutsche Hang zur Perfektion ist bei Teilthemen sicher nachvollziehbar.
 Aber er ist auch gefährlich. Denn Social Collaboration muss sich entwickeln, es lässt sich nicht perfekt planen.

Wer aber zunächst abwartet und auf Verbote setzt, bis das Umfeld perfekt ist, der riskiert, im Wettbewerb zurückzufallen.

  • Der Bedarf an Social Collaboration zur Prozessverbesserung und zur Unterstützung der Vernetzung ist signifikant!Fachbereiche berichten hier von hohem oder sehr hohem Handlungsbedarf bei Themen wie Identifikation von Experten und Wissen (66 Prozent), gemeinsame Dokumentenbearbeitung (61 Prozent) oder Förderung der interdisziplinären Vernetzung (57 Prozent).
  • Aber Deutschland hinkt hinterher!Nur 21 Prozent der Fachbereiche haben SC-Projekte (teilweise) umgesetzt – zum Vergleich: in Großbritannien sind es 38 Prozent. Ein Drittel der Befragten berichtet von Initiativen in der Test- oder Planungsphase.Knapp jeder zweite Fachbereich hat noch gar keine Initiative in diesem Feld gestartet.
  • Umfeld wird kritisch bewertet – das Engagement des Managements fehlt!
    Befragte in Deutschland zeigen sich auch überdurchschnittlich kritisch bei der Bewertung des Social-Collaboration-Umfelds.Bei vielen Kriterien erscheint die Skepsis unbegründet. Aber: Nur in elf Prozent der deutschen Unternehmen engagiert sich das Management aktiv – in Großbritannien sind dies 35 Prozent.
  • Strategische Planung und integrierte Lösungen? In Deutschland oft Fehlanzeige!Deutschland hinkt auch bei der praktischen Umsetzung von Social Collaboration hinterher.Jedes zweite Projekt in Deutschland wird nicht langfristig strategisch geplant, vielfach werden verschiedene Einzelanwendungen genutzt. Hier besteht aus Sicht von PAC enormer Nachholbedarf.

Anschauungsunterricht für Social Collaboration in der Praxis lieferten in diesen Tagen die zahlreichen freiwilligen Fluthelfer in den deutschen Hochwassergebieten. Im Blogbeitrag „Social Collaboration: Schaut auf diese Stadt!

Was deutsche Unternehmenslenker von Dresdner Fluthelfern lernen können“ bringt unser Dresdner Kollege Andreas Stiehler die daraus ableitbaren Lehren für Unternehmenslenker auf den Punkt:

  1. Unternehmen kommen dauerhaft nicht um Social Collaboration herum
  2. Social Collaboration erfordert Vertrauen und die Bereitschaft, Veränderungen in der Kultur zuzulassen
  3. Wer Social-Collaboration-Initiativen im Unternehmen alternativlos unterbindet, beraubt sich der Zukunft
  4. Verbote sind keine Lösungen, Alternativen müssen geschaffen werden
  5. Social Marketing und Customer Services erfordern ein „Social Enterprise“

Unser Fazit:

Jede Social-Media-Initiative ist vergebliche Mühe, wenn das Unternehmen nicht als Social Enterprise agiert. Und hierzu bedarf es Social Collaboration.

Deutsche Unternehmen müssen sich stärker öffnen und dieses Thema proaktiv begleiten. Proaktivität bedeutet nicht, gedankenlos Tür und Tor für Netzwerke zu öffnen, sondern Social-Collaboration-Initiativen strategisch zu planen, die Nutzung entsprechender Anwendungen durch die Mitarbeiter gezielt zu fördern, Regeln zu definieren und die soziale Vernetzung technisch und organisatorisch in die Abläufe zu integrieren.

Das Management trägt hierfür eine besondere Verantwortung. Dabei reicht es nicht aus, nur neue Initiativen oder Pilotprojekte ins Leben zu rufen. Führungskräfte müssen selbst aktiv die neuen Möglichkeiten nutzen – sprich: Social Collaboration vorleben. Großbritannien zeigt, dass dies möglich ist und funktioniert.

Nicole Dufft analysiert seit mehr als zehn Jahren die Marktentwicklungen und Trends in der ITK-Branche, mit Fokus auf die Themenbereiche Cloud, Collaboration und Mobility. Als Mitglied der Geschäftsleitung von PAC Deutschland leitet sie die Business Unit PAC/Berlecon in Berlin sowie das PAC-Marktforschungsteam in Hamburg.

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Nicole Dufft, PAC

Board Member der INOMICS GmbH


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