DevOps by SAP
Ich war sehr gespannt auf die erste Sapphire nach Bernd Leukerts Rauswurf. Bei meinem vergangenen Besuch in Walldorf hat man mir bereits angedeutet, dass nicht Technikvorstand Jürgen Müller, sondern der McDermott-Vertraute Christian Klein auf der Sapphire-Bühne sein wird.
Somit habe ich meine Assistentin angewiesen, beim Erscheinen des COO Klein den Lautsprecher aufzudrehen. Gemeinsam bewunderten wir im Livestream den Überlebenskampf des COO auf der Sapphire-Bühne. Ob es ein ähnlicher Kampf auch im September in Nürnberg auf unserem DSAG-Jahreskongress wird, werden wir sehen.
Christian Klein ist nicht dumm, aber unerfahren, somit hat er mit einigen Ansätzen unrecht und war auf der Bühne in Orlando vollkommen überfordert. Letztendlich hat er uns in sehr blumigen Worten erzählt, was sein sollte, könnte und vielleicht wird. Einer der Kerngedanken der fünf SAP-Gründer ist „Integration“ – also: The Single Point of Truth.
Klein hat von McDermott den Auftrag bekommen, die Integration der zugekauften Cloud-Anwendungen endlich zu einem Ende zu bringen (nachdem offensichtlich mein Freund Bernd Leukert damit gescheitert ist).
Das Kuriose für mich an dieser gespenstischen Situation: Ein Nichttechniker (McDermott) gibt einem Nichttechniker (Klein) einen sehr diffizilen und technischen Integrationsauftrag und daneben steht Technikvorstand Jürgen Müller und sieht tatenlos zu. Wo bleibt das Korrektiv von Hasso Plattner und Aufsichtsrat Gerd Oswald?
Vorstand Christian Klein wird verheizt, ausgebeutet und missbraucht. Jedes bereichsübergreifende Thema wird ihm verantwortet. Er muss in München die gemeinsam mit Red Bull errichtete Mehrzweckhalle eröffnen und bei einem lächerlichen Gewinnspiel um den Namen der SAP-Halle mitentscheiden.
Chief Operating Officer Klein muss in Hannover Bundeskanzlerin Angela Merkel über den SAP-Stand führen, weil weder SAP-Chef McDermott selbst noch sein Technikvorstand Müller auf der weltgrößten Industriemesse zur Verfügung standen.
Wenn Christian Klein bis zu seiner geplanten DSAG-Keynote nichts Besseres einfällt, wird es das erste Pfeifkonzert bei einem DASG-Kongress geben. Denn mit seiner Sapphire-Keynote wird er in Nürnberg scheitern. Auf unserer wichtigsten Veranstaltung ist er mit kritischen und konstruktiven Basisleuten und CIOs, die sehr nahe an der Basis sind, konfrontiert.
Mit Visionen, Versprechen und Möglichkeiten wird er das DSAG-Publikum nicht überzeugen. Aus meinem Mitarbeiterstab werden acht Personen nach Nürnberg fahren und ich erwarte, dass sie mit konkreten und glasklaren Antworten zurückkommen.
Unser DSAG-Chef Marco Lenck hat in einem Sapphire-Statement die Latte für Christian Klein schon einmal hoch gelegt:
„Ariba, Hybris, Concur, Fieldglass, Callidus und zuletzt Qualtrics: Die Akquisitionspolitik von SAP hat in den vergangenen Jahren zu einem massiven Bedarf geführt, Systeme und Stammdaten zusammenzuführen.
Wir sehen, dass die von SAP zugekauften Lösungen noch gewisse Integrationsschwierigkeiten mit sich bringen. Dass die Integration der einzelnen Komponenten noch nicht zufriedenstellend ist, haben wir SAP gegenüber bereits kommuniziert.“
„Wir haben uns mit der Integration vielleicht ein, zwei Jahre zu viel Zeit gelassen“
sagte SAP-Vorstandsmitglied Christian Klein als indirekte Antwort auf Marco Lenck dem Handelsblatt.
„Umso wichtiger sei es, dass sich der Konzern nun darauf fokussiere – so gebe es dafür dediziertes Personal, es gebe bereits viele integrierte Geschäftsprozesse.“
Ein Freund erzählte mir, dass Hasso Plattner in Orlando meinte, alle Altlasten hinter sich zu lassen, in die SAP Public Cloud zu gehen und etwa zu Qualtrics mit SAP-Werkzeugen passende Brücken zu bauen. Plattner als Brückenbauer gegen Klein den Integrator?
Ich denke – auch dazu kann der DSAG-Jahreskongress eine Antwort liefern –, wir müssen uns weiter von SAP emanzipieren. Noch immer liefert SAP hervorragende betriebswirtschaftliche Konzepte und Applikationen, aber Datenbanken, Cloud-Plattformen, Middleware, Betriebssysteme, Security, IoT, KI etc. sollten wir aus anderen Quellen beziehen. Die Bestandskunden sind für den Betrieb (Operations) verantwortlich, somit sollten wir auch unsere Entwickler (Development) und Lieferanten ganz genau auswählen.