Blauäugige Kriegserklärung
Jetzt geht es los
„The JDK support contract between Oracle and SAP will be terminated by Oracle (effective 31. 12. 2013). Due to Oracle‘s termination of the agreement, SAP cannot provide Oracle JDK support coverage starting from January 2014. SAP has built a JDK, called SAP JVM. For example, SAP JVM has been used by SAP NetWeaver for years; especially several thousand SAP NetWeaver 7.0 and 2004 Web AS Java systems have been migrated successfully to SAP JVM since 2011.“ (Quelle: SAP Note 1920326)
Ist das eine technische Notwendigkeit, Boshaftigkeit oder Kriegserklärung?
Tatsache ist, dass Oracle auf der eigenen Hausmesse vor wenigen Wochen in San Francisco einen Gegenentwurf zu SAP Hana präsentierte.
Ob das In-memory Computing von Larry Ellison gut genug ist, können meine Mitarbeiter noch nicht beantworten.
Tatsache hingegen ist, dass Oracles neue In-memory-DB den gleichen Ansatz fährt wie IBM DB2 Blu: Man flanscht etwas an die existierende Datenbank und wenn man Glück hat, bewegt sich nun alles ein wenig schneller.
Blu wieder kostenlos
Für SAP-DB2-Bestandskunden gibt es, wie immer, auch die Blu-Option kostenlos.
Wie in der Vergangenheit sollen auch diesmal die SAP-Business-Suite-Anwender ohne Mehrkosten profitieren.
Zumindest ist das zwischen SAP und IBM durch einen Vertrag vereinbart. Quasi in letzter Sekunde hat jedoch Vishals Hana-Truppe die Gefahr erkannt und ein Veto eingelegt.
Hana verkauft sich schleppend und jetzt kommt IBM mit dem kostenlosen Update DB2 Blu.
Meine Mannschaft hat Blu auf einem Testserver customized: IBM hat mit SAP in den vergangenen zwei Jahren die In-memory-Computing-Komponente von DB2 fertiggestellt.
Die operative Premiere und Freigabe waren als IBM-Event geplant auf der SAP TechEd 2013 Amsterdam Anfang November.
Aber SAP verweigert die Freigabe. Somit kann jeder Bestandskunde die DB2-Blu-Version downloaden, darf diese aber nicht in einem Produktivsystem verwenden.
Ein Deadlock, würde der Informatiker sagen.
Nicht ganz, denn es gibt gültige Verträge zwischen IBM und SAP, sodass Vishals Hana-Truppe lediglich auf Zeit spielen kann.
Dennoch ist dieser Zustand sehr ärgerlich und bringt beiden Seiten kein Renommee.
„Wenn sich zwei streiten, freut sich ein Dritter“, sagt meine Frau, die meine Notizen für die E-3 Kolumne gefunden hat und in mein Arbeitszimmer kommt.
Theoretisch Larry Ellison, aber es ist komplizierter.
Hana ist noch keine ausgereifte Datenbank. Aber sie kann ein paar spektakuläre Kunststücke. Somit wäre die Kombination aus Business Suite, BW, Hana und DB2 Blu eine Variante.
„Na bitte, da haben wir die Lösung“, freut sich meine Frau und will noch einen Abendspaziergang machen. „Warte“, sage ich, denn das war nur ein möglicher, technischer Ansatz.
Wie steht es um die strategische Dimension? Hasso und Vishal haben mit Hana einen Allmachtsanspruch gestellt: Hana soll sowohl eine On-premise-Plattform als auch eine Cloud-Lösung sein, sowohl OLAP als auch OLPT können.
Letztendlich will SAP nicht nur die Applikationsebene, sondern auch die Middleware (NetWeaver und SolMan) und die Datenbank (Hana) kontrollieren.
Die Betriebssystemebene überlässt man Suse Linux. Und mit Hardware ist ohnehin nichts zu verdienen, siehe Sun.
Hana-Hardware
Meine anonyme E-Mail-Bekanntschaft Michael Missbach hat mich nach Walldorf zur Eröffnung des Cisco–SAP-Competence-Centers eingeladen.
Ein wichtiger Event mit spannenden Diskussionen: Wer denn nun die beste Hardware für Hana hat? Ob sich Hana produktiv virtualisieren lässt? Kann es eine Hana Cloud geben?
Leider bin ich am 11. November in Singapur – vielleicht schicke ich eine Vertretung.
Auf dem Flug werde ich mich ohnehin mit Hana beschäftigen, seit ich auf meinem Notebook unter Windows 8 eine VMware Workstation mit Linux und virtuellem Hana betreibe sowie auf diese aus Windows mit Hana Studio zugreife (Intel i7 mit 16 GB Memory).
Hasso und Vishal haben gehofft, auf einige Zeit mit Hana ein Alleinstellungsmerkmal zu besitzen – jetzt grätschen Oracle und IBM rein.
Gleichzeitig laufen die Hana-Geschäfte unbefriedigend. Die Bestandskunden sind skeptisch und folgen dem Leitspruch: Never change a running system!
Ein Kollege ist mit Hana gescheitert. Der ehemalige CIO bei Yazaki Europe Limited in Köln hat motiviert durch SAP versprochen, dass die BW-Performance deutlich steigt.
Grau ist alle Theorie. In der Praxis brachte Hana ein schwaches Ergebnis.
Ich habe mir den Vorfall schildern lassen. Meinen CIO-Kollegen trifft eigentlich nur eine Schuld, er vertraute den Versprechungen von Vishal Sikka zu sehr.
Es gibt fantastische Erfolgsgeschichten und Anwendungen mit Hana, diese sind aber singuläre Ereignisse in der weiten ERP-Welt. Die wenigsten Hana-Erkenntnisse lassen sich auf andere Szenarien übertragen.
Fast jedes Hana-Projekt beginnt wieder bei null: scheitert spektakulär oder wird eine Sensation.