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Basis der Zukunft: PLM 4.0 für Automobilzulieferer

Das bevorstehende Ende des Pkw-Verbrennungsmotors und neue Mobilitätskonzepte stellen die Automobilindustrie vor Herausforderungen. Dabei setzt der Zulieferer Mahle unter anderem auf eine einheitliche PLM-Landschaft und eine Integration verschiedener CAD-Systeme ins SAP.
Ralf Steck, Fachjournalist
1. Juni 2018
Basis der Zukunft: PLM 4.0 für Automobilzulieferer
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Mahle, ein Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie, auch bekannt durch seine Kolben, deckt alle wichtigen Fragestellungen entlang des Antriebsstrangs und der Klimatechnik ab – für Antriebe mit Verbrennungsmotor gleichermaßen wie für die Elektromobilität.

Im Zeitalter der Elektromobilität stehen wegweisende Veränderungen an. Mahle wurde im Jahr 1920 gegründet, als Hermann Mahle als siebter Mitarbeiter bei der Bad Cannstatter Motorenwerkstatt von Hellmuth Hirth anheuerte.

Heute ist Mahle ein global aufgestellter Konzern: Rund 77.000 Mitar­beiter an 170 Produktionsstandorten in 34 Ländern erwirtschafteten 2016 einen Umsatz von 12,3 Milliarden. Das Ende des Verbrennungsmotors zumindest im Pkw-Bereich ist nur eine Frage der Zeit – für einen Zulieferer wie Mahle, bei dem der Verbrennungsmotor sozusagen Teil der DNA ist, eine echte Herausforderung.

Dem Wandel in der Automobilindustrie begegnet das Unternehmen mit einer dualen Strategie. Zum einen soll der Verbrennungsmotor weiter optimiert und damit emissionsärmer sowie effizienter gemacht werden.

Zum anderen zielt die Strategie auf die Neuentwicklung alternativer Antriebstechnologien: Ausbau der Kompetenzen und Angebote im Bereich der Elektromobilität, Aufbau eines neuen Geschäftsbereichs für mechatronische Produkte und weiterer Ausbau der Thermomanagement-Sparte – die heute schon für mehr als die Hälfte des Umsatzes verantwortlich ist – mit neuen Lösungen für die Autos der Zukunft, beispielsweise Batteriekühlung und Innenraum-Flächenheizungen.

Damit dies möglich ist, hat das Unternehmen mit One PLM ein auf fünf Jahre angelegtes Programm gestartet, mit dem die PLM-Landschaft des Unternehmens vereinheitlicht und ausgebaut werden soll.

Das übergreifende Ziel des Programms ist die größtmögliche Steigerung der Effizienz und Flexibilität der zugrunde liegenden wertschöpfenden Prozesse bei Mahle.

Zudem sollen Synergien zwischen den Geschäftsbereichen gehoben sowie die Zusammenarbeit intensiviert werden. Hierfür gilt es, die Heterogenität der Prozesse und der Systeme anzugehen: Aktuell sind die PLM-Prozesse regional und überwiegend auf den jeweiligen Geschäftsbereich beschränkt.

Zur Abbildung existieren mehr als ein halbes Dutzend IT-Systeme. Als PLM-System kommt in den meisten Fällen SAP PLM zum Einsatz, allerdings in teils sehr unterschiedlichen Implementierungen.

Über PML hinausdenken

Die Definition von PLM geht bei Mahle weit über das hinaus, was oft unter diesem Begriff verstanden wird und am Ende eben meist nur PDM – also das Produktdatenmanagement – meint. Bei Mahle startet PLM und damit auch der Bereich, den One PLM abdeckt, im vertrieblichen Opportunity Management, also bei der Bearbeitung von Kundenanfragen, dem Erstellen von Angeboten und der Freigabe von (Vor-)Entwicklungsprojekten.

Über das Projekt- und Qualitätsmanagement, das Kostencontrolling sowie die integrative Produktentwicklung reicht PLM weiter in die Übergabe an die Produktion und die Betreuung des Serienprozesses sowie den Lebenszyklus bis hin zur Entsorgung. Wichtig ist daher auch das Änderungsmanagement, das in der Serienphase greift und auf Prozessen des PLM basiert.

Um die Ziele von One PLM zu erreichen, werden alle bestehenden Systeme auf einen gemeinsamen, zentralen Datenbackbone gehoben und durchgängige, globale Prozesse etabliert.

Mahle Thermomanagement
Das Thermomanagement – die Regelung von Wärme und Kälte im gesamten Fahrzeug –
ist heute das größte Geschäftsfeld von Mahle.

 

Wo möglich und sinnvoll werden dabei auch geschäftsbereichsübergreifend Prozesse vereinheitlicht, um Synergien zu generieren. So wird eine globale und geschäftsbereichsübergreifende Zusammenarbeit beispielsweise in der Konstruktion möglich, um Projekte nach dem „Follow-the-sun“-Prinzip über alle Zeitzonen hinweg voranzutreiben. Am Ende soll eine flexible Prozess- und IT-Landschaft stehen, die auch bei weiteren Firmenkäufen einfach angepasst werden kann.

Mahle hat sich für eine Einführung entschlossen, die drei Schwerpunkte umfasst. Alexander Burger, Leiter von One PLM bei Mahle, erläutert:

„Bei der Erweiterung unserer PLM-Prozesse müssen wir den jeweiligen Reifegrad und die heterogene Produktkomplexität der Geschäftsbereiche berücksichtigen. Daher baut unser Programm auf den Säulen Globalisierung, Harmonisierung und Digitalisierung auf.“

Innerhalb der ersten Säule Globa­lisierung werden regionale Prozesse ­einzelner Geschäftsbereiche auf eine globale Ebene gehoben und im führenden PLM-System hinterlegt.

Prozesse vereinheitlichen

Der zweite Fokus richtet sich auf die Vereinheitlichung der Prozesse der einzelnen Geschäftsbereiche, wo immer es Sinn macht. So ist es beispielsweise geplant, die Projektmanagement-Werkzeuge und die Projekt-Dokumentation über alle Geschäftsbereiche zu harmonisieren und einen gemeinsamen Standard zu etablieren. Damit wird die Integration der Produkte einzelner Geschäftsbereiche zum Gesamtsystem auch prozess- und IT-seitig unterstützt.

Der dritte Schwerpunkt des Programms ist die Digitalisierung und die Bereitstellung eines integrierten, digitalen Masters, der ein ganzheitliches digitales Abbilden der Produkte zum Ziel hat und daraus resultierende Funktionen wie Big-Data-Analysen oder Nutzung von Assistentensystemen ermöglicht.

Bereits implementiert sind die neuen Änderungsprozesse der Bereiche Filter und Thermomanagement. Diese werden aus dem PLM-System heraus gesteuert und steuern neben den Produktdaten auch die logistischen und kaufmännischen Informationen der ERP-Systeme.

Die neuen Prozesse zu definieren war nicht zuletzt eine organisatorische Herausforderung, die weit über die Definition der IT-technischen Aspekte hinausging. Für die Geschäftsbereiche wurden globale Prozessketten definiert und implementiert. Im Sinne höherer Effizienz und Synergien werden sie zukünftig durch geschäftsbereichsübergreifende Anwendungen und Prozesse vernetzt.

Mit Stammdaten verknüpfen

Implementiert wird das Vorhaben in Zusammenarbeit mit Cenit. Dazu nutzt Mahle unter anderem die Software CenitConnect Advanced Process Management (APM). „CenitConnect APM ist eine höchst flexible Workflow-Engine“, erklärt Burger, „die es uns ermöglicht, Prozesse abzubilden und mit Stammdaten verschiedener SAP-Systeme zu verknüpfen.“

Stakeholder vernetzen

„CenitConnect APM vernetzt die Stakeholder, die am Änderungsprozess teilnehmen“

so Burger weiter.

„Wir haben in zwei Geschäftsbereichen bereits globale Änderungsprozesse definiert und in APM umgesetzt und sind nun dabei, dies auch im dritten Geschäftsbereich zu tun. Anschließend wollen wir eine geschäftsbereichübergreifende Verknüpfung herstellen, die das Zusammenarbeiten der Geschäftsbereiche vereinfacht.

Der neue Änderungsprozess wird damit eine saubere, workflowgesteuerte Zusammenarbeit ermöglichen, die revisionssicher und auditfähig ist und durch geschickte Verknüpfung der Prozessbeteiligten die Dauer von Änderungszyklen reduziert.“

„Mit Cenit pflegen wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, die sowohl Beratungsleistung rund um Änderungs- und PDM- Prozesse als auch die Softwarelösungen betrifft. Dazu gehört auch die Integration der verschiedenen CAD- beziehungsweise CAx-Systeme ins SAP mittels ECTR“

so Burger.

„Diese Zusammenarbeit haben wir inzwischen in eine strategische Partnerschaft ausgebaut – nicht zuletzt, weil wir an Kernprozessen arbeiten und unsere Projekte und Entwicklungsziele auf langfristiger Basis abstimmen wollen. So ist sichergestellt, dass die Weiterentwicklung der Cenit-Lösungen an den Bedürfnissen von Mahle ausgerichtet ist.“

Burger ist sich sicher, dass die Ziele von One PLM erreicht werden:

„Das Programm ist in der Konzernführung verankert – der Lenkungskreis setzt sich aus den Mitgliedern der Geschäftsführung zusammen. Diese Rückendeckung ist notwendig, um ein solch anspruchsvolles Programm, das im Endeffekt das gesamte Unternehmen betrifft und unterstützt, zum Erfolg zu führen.Cenit ist hier ein Partner, um Mahle für die Zukunft auszurichten.“

https://e3mag.com/partners/cenit-ag/

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Ralf Steck, Fachjournalist

Ralf Steck ist Fachjournalist für CAD/CAM, IT und Maschinenbau


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EUR 390 exkl. USt.

Reguläres Ticket

EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

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