Herr der Prozesse


Neue Entwicklungen zur Automatisierung von Geschäftsprozessen
Ein Gespräch mit Professor August-Wilhelm Scheer und auf Basis eines von ihm verfassten Whitepapers sind Orientierung in der Diskussion um Schwerpunkte während eines S/4-Conversion-Projekts. Professor Scheer ist einer der prägendsten Wissenschaftler und Unternehmer der deutschen Informationstechnik. Die von ihm entwickelte Aris-Methode zum Prozessmanagement wird in nahezu allen DAX-Unternehmen und auch international eingesetzt. Seine wissenschaftlichen Bücher zur Wirtschaftsinformatik sind Standardwerke und in mehrere Sprachen übersetzt. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt im Informations-, Innovations- und Geschäftsprozessmanagement.

„Bei der Verbesserung von Geschäftsprozessen wird mit Werkzeugen wie SPR modellgestützt vorgegangen.„
August-Wilhelm Scheer,
Professor Dr. Dr. h.c. mult., Scheer Group
Letztendlich erscheinen Algorithmen, also die Geschäftsprozesse, und Datenstrukturen als die zwei Seiten einer Medaille. Durch die Arbeit von Professor Scheer wird die Bedeutung von Prozessen deutlich. Sehr wohl sind Daten das ERP-Fundament und triggern die Prozesse. Umgekehrt hat ein Data Lake ohne Prozesse und Strukturen kaum einen Mehrwert.
Professor Scheer definiert demnach: Der Nutzen neuer digitaler Geschäftsmodelle zeigt sich mehr in der Top-Line, also im Umsatz unserer Kunden. Bei der Verschlankung, Standardisierung, Beschleunigung und Automatisierung von bestehenden Geschäftsprozessen zeigt sich der Nutzen mehr in der Bottom-Line, also in der Kostensenkung. Umsatz und Kosten, beide Aspekte müssen transparent analysiert und mit einem SAP-Bestandskunden geklärt werden. Herausforderungen an die Veränderung von Geschäftsmodellen und Prozessen, die uns und unsere Kunden gleichermaßen treffen, ergeben sich aus der Entwicklung der Digitalisierung, ist Professor Scheer überzeugt.
Bei Innovationen, wie S/4 Hana, gilt es vorrangig Businessmodelle und Prozesse zu entwickeln, die vom Kundennutzen (Outside-in) gestaltet werden und schnell implementiert werden können. Dazu hat Professor Scheer mit dem Produkt Scheer PAS eine Entwicklungsplattform erarbeitet: Neue Prozesse können mit den vorhandenen Backendsystemen integriert werden (Composite Applications). Bei der Verbesserung bestehender Geschäftsprozesse wird modellgestützt vorgegangen. Professor Scheer empfiehlt, hierzu Modellierungswerkzeuge zu entwickeln und mit SPR (Scheer Performance Ready) vorgefertigte Referenzprozesse aufzusetzen. Die Referenzen enthalten Prozessmodelle, die auf den Best-Practice-Erfahrungen der Scheer-Berater beruhen. Bei der automatischen Analyse von Geschäftsprozessen (Process Mining) werden Konzepte zur automatisierten Verbesserung der Prozesse durch Robotic Process Automation (RPA) und Softwarebausteine entwickelt.
Nach der Implementierung des Prozessmodells beginnt die Ausführungsphase. Durch Einsatz von Algorithmen kann aus den Logdaten eines abgelaufenen Zeitraums das dafür gültige reale Prozessmodell automatisch generiert werden (Process Discovery). Dieses kann mit einem Soll-Modell verglichen werden (Compliance Check).
Für das Mining haben sich einige Start-ups wie Celonis erfolgreich etabliert. SAP hat mit der Übernahme des Softwarehauses Signavio und ihrem Rise-Programm ein starkes Bekenntnis zu einem modellgestützten Geschäftsprozessmanagement gegeben. Professor Scheer meint dazu, dass man sich durch diese Entwicklungen in der bereits seit Jahrzehnten verfolgten modellgestützten Vorgehensweise bestätigt fühlt. Wir pflegen die enge konzeptionelle Zusammenarbeit mit der SAP und spüren den Rückenwind für unseren modellgestützten Ansatz. Mit dem Konzept SPR bietet Scheer seinen Kunden einen inhaltlichen Mehrwert und baut diesen aus.
Ein Kritikpunkt des Mining-Ansatzes ist, dass lediglich Mängel aufgezeigt werden, aber nicht, wie sie behoben werden können. Dieses führt inzwischen in der Praxis zu Diskussionen über den Nutzen von Mining-Systemen. Deshalb erklärt Professor Scheer im E-3 Gespräch ein Verfahren, damit aus einem Mining-Ansatz, der Einsicht (Insight) in das gegenwärtige Prozessverhalten gibt, ein Verbesserungsansatz entsteht, der dafür Lösungen (Actions) anbietet, also von Insight zu Action führt.