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Auf dem Plan: Finanzen

Mit SAP Integrated Business Planning for Sales and Operations (SAP IBP S&OP) steht eine neue Hana-basierte Plattform zur unternehmensweiten Planung von Lieferketten zur Verfügung. Erstmals können auch Finanzkennzahlen zur Entscheidungsfindung herangezogen werden.
Harald Katscher, Camelot ITLab
1. September 2015
2015
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Angenommen, ein Unternehmen erhält von zwei Kunden gleichzeitig Bestellungen für verschiedene Waren, die auf derselben Maschine gefertigt werden sollen.

Da die Anlage im fraglichen Zeitraum aber nur begrenzte freie Kapazitäten hat, muss sich das Management für eine der beiden Bestellungen entscheiden. Nach einem Blick auf den Profit, den das Unternehmen mit den angeforderten Produkten jeweils macht, fällt die Entscheidung leicht:

Selbstredend erhält der Kunde, bei dessen Warenbestellung ein Profit von 20 Prozent erzielt werden kann, den Vorzug vor dem, bei dem dieser Wert nur bei etwa fünf Prozent liegt.

Das Beispiel verdeutlicht, welche Bedeutung Finanzkennzahlen für eine wirksame Lieferketten-Planung haben können. Allerdings reichen die bisherigen Werkzeuge, wie SAP Advanced Planning and Optimization (APO), nicht aus, um auch finanzielle Aspekte wie den Profit in die Supply-Planung zu integrieren.

So kann es leicht passieren, dass der Vertrieb eines Unternehmens auf Produkte setzt, die sich zwar in großen Mengen verkaufen lassen, aber in Beschaffung und Produktion so teuer sind, dass das Unternehmen die erhofften Gewinne nicht erreicht.

Integriertes Gesamtkonzept

Um Bedarf, Angebot und Finanzplanung jederzeit flexibel aufeinander abstimmen zu können, bedarf es daher eines Gesamtkonzepts, das sämtliche für die Lieferketten-Planung relevanten Abteilungen, Mitarbeiter und Prozesse integriert:

von der Beschaffung über die Produktion und Distribution bis zum Vertrieb. Als technische Basis dafür ist eine Software erforderlich, die die Prozesse durchgängig verzahnt und damit Simulationen ganzheitlicher Fragestellungen ermöglicht.

SAP IBP S&OP erfüllt diese Anforderungen. Um eine nahtlose Zusammenarbeit aller Supply-Planungsbeteiligten zu gewährleisten, nutzt die Lösung SAP Jam, ein Enterprise Social Network aus der Cloud.

Jam bietet den Mitarbeitern eine zentrale Plattform, um unternehmensweit Informationen, Dokumente und Dateien zu bestimmten Themen auszutauschen, Diskussionen zu führen und Fragen zu klären. Ebenso können Aufgaben verteilt und vordefinierte Workflows ausgeführt werden.

Jam sorgt für eine automatische Prozesssteuerung und schafft Transparenz, in welchem Stadium sich ein Prozess gerade befindet. Im Zusammenspiel mit IBP S&OP können die Anwender die Planungsfortschritte damit kontinuierlich monitoren und rechtzeitig eingreifen, etwa wenn Verzögerungen im Workflow oder sonstige Störungen drohen.

Darüber hinaus dient SAP Jam auch als „Wissensdatenbank“, in der bisher aufgetretene Probleme bei der S&OP-Planung mitsamt ihrer Lösung dokumentiert und von den Anwendern bei Bedarf abgerufen werden können.

Die intuitiv bedienbare Benutzeroberfläche von S&OP stellt einfach zu nutzende Analysefunktionen bereit.

Flexible Modellierungsmöglichkeiten

Durch die Integration von Finanzkennzahlen ermöglicht IBP S&OP eine Lieferketten-Planung, die neben logistischen auch ökonomische Gesichtspunkte berücksichtigt, zum Beispiel den Profit, der sich mit bestimmten Produkten erzielen lässt.

Er ist der Wert, der sich aus dem erzielten Verkaufspreis abzüglich der Beschaffungs-, Produktions- und Distributionskosten ergibt. Während diese Kosten ebenso wie der Forecast relativ einfach berechnet werden können, sieht es beim Verkaufspreis anders aus, denn auf ihn wirken sich auch mögliche Rabatte oder kurzfristige Nachfrageschwankungen aus.

Durch die flexiblen Modellierungsmöglichkeiten von S&OP können jedoch auch solche Aspekte berücksichtigt werden. Marketing-Mitarbeiter, die bestimmte Promotions-Aktionen planen, bringen die entsprechenden Informationen per Workflow in die aktuelle Planung ein. Da Anwender mit IBP auf verschiedenen, beliebig auswählbaren Ebenen planen können, ergeben sich für die praktische Planung neue Möglichkeiten.

Die S&OP-Lösung bietet allen Planungsbeteiligten einen virtuellen Raum, um die erforderlichen Rechenoperationen kurzfristig auszuführen und die Wechselwirkungen sämtlicher Kenngrößen in der Supply Chain zu dokumentieren.

Bei Make-or-Buy-Entscheidungen zum Beispiel lässt sich auf diese Weise herausfinden, ob die bestehenden Lieferkontrakte für die benötigten Produkte ausreichen.

Andererseits kann berechnet werden, welche Auswirkungen eine Eigenproduktion auf die Kapazitäten in der Fertigung hat. Da IBP S&OP auf der schnellen Datenbank-Technologie SAP Hana basiert, werden die Planungszyklen aufgrund geringerer Laufzeiten verkürzt.

Kosten-Nutzen-Analyse erforderlich

Auch wenn die Integration der Finanzkennzahlen die Lieferketten-Planung deutlich verbessert, sollten Unternehmen, die IBP S&OP einführen möchten, eine gezielte Kosten-Nutzen-Analyse vo­ranstellen.

So zeigen Projekterfahrungen, dass es keinen Mehrwert bedeutet, jede erdenkliche Finanzkennzahl in die Planung einbinden zu wollen – zumal dies mit erheblichem Aufwand verbunden ist.

Hingegen empfiehlt es sich, nur das Endergebnis der Berechnung von Produktkosten und -preisen auf Kundenebene darzustellen, nicht etwa das komplette Kalkulationsschema.

Dies gilt umso mehr für Unternehmen in Bereichen wie der Pharmaindustrie, in der die Preisgestaltung nicht so eng an Promotions-Aktionen und Kunden gebunden ist wie etwa in der Konsumgüterbranche.

Unbedingt sollten Unternehmen auch darauf achten, dass der IBP S&OP-Planungsprozess regelmäßig gelebt wird. Das heißt konkret: Alle Beteiligten müssen einmal im Monat auf Basis dieses Systems in die Zukunft blicken, um dort mögliche Planungsszenarien durchzuspielen und die richtigen Weichenstellungen für ihr Unternehmen vorzunehmen.

Dafür bietet es sich an, einen speziellen S&OP-Manager zu ernennen, der die kompletten Planungsprozesse überwacht. Dieser Manager hat unter anderem die Aufgabe, in einem Pre-S&OP-Review gemeinsam mit den Verantwortlichen aus Einkauf, Vertrieb, Distribution, Produktion und Marketing eventuell auftretende Probleme zu analysieren und zu diskutieren, um dem Management geeignete Lösungsvorschläge unterbreiten zu können, welche im S&OP-Meeting mit dem Management besprochen werden.

Der Manager hat außerdem darauf zu achten, dass die S&OP-Planung in Einklang mit den übergeordneten Unternehmenszielen steht.

IBP: Alles unter einem Dach

S&OP ist eines von mehreren Modulen, die die IBP-Lösung von SAP seit 2014 unter einem Dach vereint. Neben dem Supply Chain Control Tower, der einen Überblick über die gesamten Planungsprozesse gibt, steht die Komponente IBP for Inventory zur Verfügung, mit der sich der Lagerbestand optimieren und die Effizienz des gebundenen Kapitals im gesamten Liefernetzwerk steigern lässt.

IBP for Demand ist eine relativ neue Absatzplanungskomponente, die Unternehmen bei kurz- und langfristigen Absatzprognosen mit Fokus auf dem Umgang mit Nachfragevolatilität unterstützt.

Mit Demand Sensing zur Berechnung des kurzfristigen Bedarfs ist diese Komponente besonders für die Konsumgüterindustrie interessant. Künftig soll mit IBP for Supply & Response eine regelbasierte Supply-Planung unterstützt werden.

Kosten-Nutzen-Abwägung

Auch vor der Einführung dieser IBP-Module sollten Unternehmen eine gezielte Kosten-Nutzen-Abwägung vornehmen und genau prüfen, ob sich damit tatsächlich die Ziele erreichen lassen, die sie mit ihren Lieferketten-Planungen verfolgen.

Ein Beratungspartner mit umfassendem Prozess- und IT-Know-how in der Lieferketten-Planung kann helfen, das Potenzial der IBP-Module bestmöglich zu heben, ohne dass unnötiger Aufwand betrieben werden muss.

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Harald Katscher, Camelot ITLab

Harald Katscher ist Managing Consultant bei Camelot ITLab.


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