AI Agents: Kampf der Giganten


Das Thema ist mir und meinen IT-Kollegen aus dem SAP-Bereich nicht neu. Aber die detaillierte Schilderung und Analyse in einem führenden Wirtschaftsmagazin überraschten uns alle. Worum geht es?
Am Anfang gab es Robotic Process Automation (RPA), das in der SAP-Community unter anderem von Professor August-Wilhelm Scheer schon vor vielen Jahren sehr propagiert wurde. Viele dieser Konzepte waren aber zu starr und wenig agil. Die Idee war richtig: Es gibt in traditionellen betriebswirtschaftlichen Aufbau- und Ablauforganisationen viele Geschäftsprozesse, die sich weitgehend automatisieren lassen.
Die Herausforderung ist nicht die Automatisierung von Standardprozessen, sondern die Grenzziehung zwischen einem organisatorischen Standard und einer zulässigen Ausnahme. Letztendlich funktioniert RPA hervorragend, wenn es einen menschlichen Super-visor gibt. Eine Aufsichtsperson für einen monotonen, sich wiederholenden Vorgang ist aber wenig nachhaltig, sodass RPA nie der große Durchbruch gelang.
Die Kombination aus RPA und GenAI (generativer KI), eventuell gepaart mit einem unternehmensspezifischen LLM (Large-Language-Modell), könnte wahrscheinlich bessere Dienste erbringen, siehe auch die Forschungsarbeiten von Aleph Alpha.
Seit wir uns viel mit dem Thema KI auch an der SAP-Basis beschäftigen, erzähle ich meiner Frau immer wieder unterhaltsame Anekdoten aus dem Bereich GenAI Hub der SAP Business Technology Platform. Sie kontert dann milde lächelnd mit den Problemen unseres Wisch- und Saugroboters, der eine eigene Basisstation besitzt, wo er sich frisches Wischwasser holt und den aufgesaugten Schmutz ablagert. Ausgestattet mit LiDAR, einem Laserlicht-sensor zur Orientierung, fährt der Roboter durch unser Haus (Stiegen steigen kann er nicht, aber abstürzen ist auch nicht sein Ding). Die Herausforderungen liegen woanders, erklärte mir meine Frau. Damit der Roboter einigermaßen effektiv reinigen kann, sollten sämtliche beweglichen Gegenstände entfernt werden: die Stühle auf den Esstisch, die Mistkübel auf die Kommode, die Schuhe in den Schrank etc. Ist der Boden dann weitgehend von störenden Gegenständen befreit, kann der Reinigungsvorgang beginnen. Nun ist es nicht so, dass der Roboter nicht auch diese Gegenstände erkennt und umfahren könnte, aber er kann Sessel nicht zur Seite schieben, um dann auch unter dem Tisch zu reinigen.
Der Erfolg unseres Reinigungsroboters ist somit von den Vorarbeiten und einer gewissen Aufsichtspflicht abhängig, siehe auch RPA. KI-Agenten im ERP-Umfeld arbeiten agiler und umsichtiger. Im Text von The Economist ist es gut beschrieben, aber mittlerweile vertreibt jeder B2B-Softwareanbieter entsprechende AI Agents, sodass die Funktionsweise allgemein bekannt sein sollte. Hier beginnt jedoch das herausfordernde Gedankenexperiment der Reportage „AI agents are turning Salesforce and SAP into rivals“.
Begegnen sich zwei KI-Agenten: Wer hat Vorrang? Es gibt für diese Klasse von Software keine allgemeinen Regeln, es gibt hier keine Straßenverkehrsordnung. Der Salesforce-AI-Agent könnte somit ERP-Aufgaben übernehmen, während der SAP-AI-Agent sich dem CRM widmet. Was ist das führende System? Backoffice (ERP) oder Frontoffice (CRM)? Und das Szenario aus dem Economist-Text lässt sich beliebig weiterspinnen, wenn sich an der Kreuzung aller Geschäftsprozesse die KI-Agenten von SAP, Salesforce, Workday, UiPath und ServiceNow treffen: Wer hat dann Vorrang?
Theoretisch könnte GenAI mit AI Agents ein Kampf jeder gegen jeden wie im Wilden Westen werden. Der Stärkere setzt sich durch und ein zukünftiges ERP wird durch die AI Agents von Salesforce und Workday regiert, während UiPath, ServiceNow und SAP entsprechende Hilfsdienste vollbringen. Meine IT-Abteilung experimentiert und lernt, wem letztendlich der KI-Führungsanspruch zufällt, ist im Moment für uns völlig offen und unvorhersagbar. Lesen Sie den Text from the Economist here.