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Advanced Process Management mit SAP

Der Innovationsanspruch von Mayer & Cie. läutete eine umfassende Digitalisierungsreise ein, die den Marktvorsprung auch in Zukunft sichern und ausbauen soll. Es gilt das Motto: Effizienzsteigerung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Cenit
28. September 2023
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Den Start der Digitalisierungsreise bei Mayer & Cie. prägte unter anderem die Entscheidung für eine konsequente PLM-Philosophie mit einem digitalen „Faden“ entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Design to Operate. Damit will das Unternehmen unter anderem den harten Medien- und Datenbruch angehen, der die Entwicklungs- von der Produktionswelt trennte: Das eigene PDM-System der Entwicklung war weitgehend manuell mit dem SAP-ERP-System verbunden. Die vielfältigen Verflechtungen der Geschäftsprozesse in Entwicklung, Auftragssteuerung, Einkauf, Fertigung, Montage, Service, Qualitäts-Management etc. hingen aufgrund der getrennten Welten buchstäblich am seidenen Faden.

Innovation und Digitalisierung


Es gibt sie noch, die familiengeführten Tüftlerunternehmen, die seit Jahrzehnten Lösungen entwickeln, die so gut sind, dass sie weltweit Standards setzen. Der schwäbische Weltmarktführer im Bereich Rundstrickmaschinen, Mayer & Cie., ist einer davon: Seit rund 100 Jahren und in vierter Generation in Familienhand, hat sich das 400 Mitarbeiter große, in Albstadt ansässige Unternehmen zum Innovationstreiber entwickelt, der durch die Entwicklung neuer Verfahren, Materialien, durch seine Fertigungstiefe und Marktkenntnis das Rundstricken mehr als einmal revolutioniert hat. 

Rund 50 Maschinentypen bilden das Portfolio des Mittelständlers. Es gilt als das Umfassendste im Markt: Das Besondere dabei ist, dass die Maschinen stets maßgeschneidert an die jeweiligen Stricker der Welt ausgeliefert werden. Kombiniert mit den rund 10.000 Teilen, die Mayer & Cie. anbietet, baut es etwa 60 Millionen Maschinen-Varianten, die es zu beherrschen gilt. Ob nun Shirts, Sportbekleidung, Auto-Himmel, der heimische Vorhang oder sogar der Bezug der Matratze – all dies kann von einer Mayer-Maschine gestrickt worden sein.

Wie in vielen gewachsenen Unternehmenslandschaften machten die engagierten Mitarbeiter die Nachteile der IT-Landschaft durch ein hohes Engagement wett – aber zu welchem Preis? Daten-Redundanzen, Unsicherheiten in der Aktualität der Daten, erneutes Erzeugen von -Daten in Folgeprozessen statt der konsequenten Anreicherung eines für alle Dis-ziplinen verfügbaren Datenmodells erschwerten auch bei Mayer & Cie. echte operationale Exzellenz. Ebenfalls historisch gewachsen war eine stark individuell angepasste SAP-Landschaft, die nicht mehr Releasefähig und deshalb auf einem alten Stand festgefroren war. 

Um die Komplexität der Varianten-Vielfalt in Kombination mit den zahlreichen Änderungszyklen weiterhin wettbewerbsfähig zu beherrschen und damit zukunftsfähig zu bleiben, war ein Umdenken angesagt. Die Basis dieses Umdenkens bildet das Big Picture, in dem Mayer & Cie. die wesentlichen Zielsetzungen, Herausforderungen, Handlungsfelder, Geschäftsprozesse und zentralen Applikationen auf einen Blick sichtbar macht. Das „Strickmuster“, wie der „Elefant der Digitalisierung in kleine Scheiben geschnitten werden soll“, wird im Big Picture und Phasenplan erkennbar, der die Leitplanken für die Digitalisierungsinitiativen bildet. Die entsprechenden Bestandteile wurden in einen logischen Zusammenhang gebracht, daraus Aufgabenfelder definiert, die in jeweiliger zeitlicher Abfolge anzugehen waren und noch sind: „Wir haben uns Gedanken gemacht über unsere digitalen Prozesse und wie wir sie effizienter gestalten können“, erklärt Sebastian Mayer, Chief Digital Officer bei Mayer & Cie.

Um die Teilprojekte im Gesamtkontext bestmöglich umzusetzen, suchte Mayer & Cie. nach einer integrativen Lösung zur durchgängigen digitalen Unterstützung der komplexen Geschäftsprozesse. Eine Hauptrolle spielt dabei die „Single Source of Truth“, die mittels zentraler Datenhaltung allen Prozessteilnehmern jederzeit eine vollständige und qualitativ hochwertige Informations- und Entscheidungsbasis bietet. Effizienzsteigerung entlang der gesamten
(digitalen) Wertschöpfungskette – so das erklärte Ziel dahinter. Also der Kern eines nachhaltigen PLM.

SAP-Plattform und Partner


Bei der Wahl eines optimalen Partners, der die definierten Aufgabenfelder mit entsprechenden digitalen Lösungen unterlegt, entschied sich Mayer & Cie. für das IT- und Software-Haus Cenit.

Bereits zum Start des gemeinsamen Projekts stand fest, dass die SAP-Plattform als führendes System fungieren – und damit die Grundlage für die angestrebte digitale Daten- und Prozesskontinuität darstellen sollte. In weiser Voraussicht war das veraltete SAP-System zu diesem Zeitpunkt bereits auf den aktuellen Standard zurückgeführt worden. Auf Basis der mittel- und langfristigen Geschäftsziele unterzogen Mayer & Cie. die identifizierten Suchfelder einer gemeinsamen Bewertung, bei der zentrale Ziele und dafür notwendige Prozesse und Systemkomponenten fixiert wurden. Zur Umsetzung entwickelte Cenit einen mehrstufigen Phasenplan, um die Prozesse und Use Cases systematisch anzugehen und dabei logisch in sich geschlossene Etappenziele zu formulieren. Das war entscheidend, um schnell in die nutzbringende Anwendung zu kommen und nicht in die Falle endloser Konzeptionsphasen ohne konkrete Umsetzung zu tappen.

„Design to Operate bezieht sich auf die gesamte Wertschöpfungskette eines Fertigungsunternehmens. Die Umsetzung dieser Philosophie ist ein mehrjähriges Verfahren. Die Kunst ist dabei, die einzelnen Etappen so zu schneiden, dass die Ergebnisse operativ verankert und somit nutzbringend eingesetzt werden können. Ein gewinnbringender erster Schritt ist für viele Unternehmen die Integration des Engineering in das zentrale SAP-System. Der Ursprung vieler Produktdaten wird dadurch zum integrativen Bestandteil der Unternehmensprozesse. Für diesen Einstieg haben wir mit der SAP PLM Foundation ein Best-Practice-Paket entwickelt, das auch bei Mayer & Cie. erfolgreich zum Einsatz kam. In Kombination mit der zweiten wesentlichen Komponente, die sich auf die Lenkung von Freigabe- und Änderungsprozessen ausrichtet, erreichen wir eine effiziente, flexible und sichere Steuerung von Abläufen auf der Basis hochwertiger Daten“, beschreibt Horst Heckhorn, Senior Vice President SAP Solutions bei Cenit, das Handlungsfeld. „In der ersten Phase ging es also darum, den Medienbruch zwischen der Engineering- und ERP-Welt zu beseitigen und auf der neuen Datenbasis das Freigabe- und Änderungsmanagement digital bestmöglich zu unterstützen“, führt er weiter aus.

Um statt der bisher genutzten schmalen Brücke eine sichere Daten-Autobahn vom Engineering in die Produktion zu bauen, sah das definierte Vorgehen die Ablösung des Engineering-PDM-Systems vor. Damit war auch der Weg für die Umstellung der CAD-Landschaft auf die aktuelle Catia-Version frei. Mit dem SAP Engineering Control Center (ECTR) wurden die Catia-V5-Anwender auf einem schlanken und betriebsgünstigen Weg ins SAP integriert und finden dort in einer modernen Arbeitsumgebung alle für ihr Tagesgeschäft notwendigen Funktionen. 

Dadurch, dass alle im SAP arbeiten und wesentliche Prozesse über Connect APM abgebildet werden, entsteht eine optimale Datengrundlage für ein umfassendes Monitoring und Reporting.

Sebastian Mayer,

Chief Digital Officer,

Mayer & Cie.

ETL und APM


Die vorhandenen CAD/PDM-Daten wurden mit den Cenit-System-Migration-Services auf der Basis der ETL-Runtime nach SAP migriert. Immer ein erfolgskritisches Thema in solchen Projekten und oft in der Komplexität unterschätzt. Nicht so bei Mayer & Cie., deshalb wurden für das Thema Systemmigration klare KPIs vereinbart, zu denen sich Cenit verpflichtete. Als Resultat der Aktivitäten haben Mitarbeiter von Mayer & Cie. damit nun Zugriff auf aktuelle, logisch verknüpfte und systemübergreifend konsistente Stammdaten.

Der zweite wesentliche Meilenstein der ersten Digitalisierungsphase war die Einführung von Cenit Connect APM (Advanced Process Management) zur Steuerung der Freigabe- und Änderungsprozesse bei Mayer & Cie. „Im Unterschied zu reinen Workflow-Lösungen unterstützt Connect APM die Bearbeitung der Datenobjekte im Prozess. Da unsere Lösung im Engineering-Umfeld geboren wurde, kann sie bestens mit dynamischen Workflows umgehen, wie sie im Entwicklungsumfeld täglich Brot sind“, erläutert Horst Heckhorn. „Das erlaubt uns ein zweistufiges Vorgehen, das in vielen Unternehmen hilfreich ist. In der ersten Phase bilden wir an vielen Stellen die vorhandenen Prozesse ab und kommen so zu schnellen Ergebnissen. Ab dem Moment der Produktivsetzung hinterlassen die Prozesse Spuren im System und das nutzen wir im Connect APM Monitoring und Reporting, um Prozessschwächen und damit Handlungsfelder zu identifizieren. In der zweiten Phase können wir gezielt in diese Handlungsfelder gehen und Prozessoptimierungen herbeiführen – wohlgemerkt durch konfigurative Anpassung von Prozess-Templates und nicht durch aufwändige Workflow-Programmierung.“

Im Verlauf des Jahres 2020 wurden die Prozesse und Abläufe in den neuen Systemkomponenten im operativen Geschäft verankert. Die Erkenntnisse aus der Anwendung wurden zur Optimierung der Anwendungskonfigurationen genutzt. „Die tagtägliche Anwendung ermöglichte uns, klare Anforderungen an den weiteren Ausbau des Monitoring und Reporting zu formulieren“, sagt Sebastian Mayer, der sich an dieser Stelle persönlich tief engagiert hat. „Dadurch, dass alle im SAP arbeiten und wesentliche Prozesse über Connect gesteuert und abgebildet werden, entsteht eine optimale Datengrundlage für ein umfassendes Monitoring und Reporting. Das hat Mayer & Cie. Transparenz ins Unternehmen gebracht“, erklärt er dazu. Für einen Hersteller hochvarianter Maschinen ist die integrierte Durchgängigkeit des Varianten-, Konfigurations-, Freigabe- und Änderungsmanagements gleichzeitig die größte Herausforderung und das größte Potenzial für Wettbewerbsvorteile. Wer es schafft, seinen Kunden ihre individuellen Wünsche zu erfüllen und dabei hocheffizient zu arbeiten, hat im Wettbewerb die Nase vorn.

End-to-End-Modell


Ganzheitlich betrachtet heißt das, von der CAD-Methodik bis zur Gestaltung der Serviceprozesse in einem durchgängigen Modell zu denken und zu handeln. „In den meisten Unternehmen bedeutet diese Herangehensweise einen echten Paradigmen-Wechsel. Sie erfordert oft völlig neue Denkweisen, grundsätzliche Haltungsänderungen, Prozess- und Organisationsumstellungen. Das alles ist undenkbar ohne den Buy-in der Geschäftsführung. Hier hat man beste Voraussetzungen, denn die Geschäftsführer und Inhaber des Familienunternehmens stehen nicht nur hinter der Strategie, sondern sind bereit, aktiv in den entsprechenden Projektgremien in kurzer Taktung mitzuarbeiten und die wesentlichen Punkte zu entscheiden. Das ist für uns die bestmögliche Ausgangssituation für ein erfolgreiches Projekt“, so Heckhorn weiter. 

Mit den Potenzialen stellt sich die Frage nach den zukünftigen Wettbewerbsvorteilen. „Wir wollen auch in Zukunft genau das fortführen, was bisher unser Erfolgsgeheimnis war: Jedem Kunden die Maschine zu liefern, die er will“, führt Sebastian Mayer an. Diese Varianten-Vielfalt – und das ist das Entscheidende – will man aber effizienter, innovativer und überlegener anbieten.

cenit.com

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Reguläres Ticket:

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Veranstaltungsort

Eventraum, Hotel Hilton Heidelberg,
Kurfürstenanlage 1,
69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

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Tickets

Regular Ticket
EUR 590 exkl. USt
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