Es gibt immer zwei Möglichkeiten: Ein berstendes Rohr kann man flicken, oder analysieren, warum es zu der Beschädigung kam. Das Flicken des Lochs im Rohr ist notwendig – man nennt es singuläres Reparaturdienstverhalten, wenn es die einzige Aktion bleibt. Nach der Behebung des Schadens ist es somit wichtig, zu analysieren, was der Auslöser der Katastrophe war: Überdruck, Materialfehler, falsche Bedienung, Überalterung.
Bei SAP implodiert der Weg in die Cloud: Rise with SAP ist ein Desaster. Die SAP-Community erwartete ein Embrace 2.0, ein Hana 3.0 oder ein runderneuertes S/4 mit dem logischen Namen R/4 Enterprise. Stattdessen präsentierte SAP-Chef Klein ein „Rise with one face to the customer“ und musste bereits wenig später wortreich zurückrudern. Christian Klein will seinen Bestandskunden die beschwerliche Reise in die Cloud so einfach wie möglich machen. Er versprach ein Konzept, einen Vertrag, eine Lizenz, eine Antwort auf tausend Fragen – und hinter alldem sollte SAP stehen.
Der Aufschrei der SAP-Partner-Szene ließ nicht lange auf sich warten. Sollten in Zukunft die Partner nur noch Handlanger für SAP sein und mit Reparaturdiensten in der zweiten Reihe stehen? In der aktuellen Geldnot ist naturgemäß eine Generalunternehmerschaft für SAP ein möglicher Lottohauptgewinn, aber die Partner werden nicht mitspielen, wie eine Onlinekonferenz des angesagten Partnervereins IA4SP eindrucksvoll zeigte.
Nach einer weiteren Präsentation des Rise-with-SAP-Konzepts folgte in der IA4SP-Onlinekonferenz die logische Frage nach der künftigen Rolle der Partner in der SAP-Community. Der SAP-Vortragende erklärte kurz ein paar Partnerprogramme, die einen Umsatz für alle Beteiligten in Aussicht stellen.
„Gut“, war die Antwort eines Partners: „Aber was ist nun neu?“ Nochmals erklärte der SAP-Mitarbeiter geduldig die Partneroptionen. Wieder die Antwort: „Gut, aber all das machen wir Partner seit vielen Monaten und es funktioniert auch, aber was ist jetzt neu an Rise with SAP?“ Schweigen, langes Schweigen, sehr langes Schweigen – so war es! Ein anderer Partner kam der düpierten SAP zu Hilfe und es begann eine amikale Diskussion, wie man es in Zukunft vielleicht doch besser machen kann.
Zurück zum Thema: CFO Luka Mucic muss aktuell sparen, wo es nur geht! SAP-Chef Christian Klein braucht jeden Euro, um seine beiden Baustellen, Cloud Computing und Cloud-Integration, mit Geld zu erschlagen – wie es ein SAP-Kenner aus Walldorf gegenüber dem E-3 Magazin formulierte. Die Stimmung bei SAP ist angespannt, weil Christian Klein sehr viel Geld braucht, um die Cloud-Probleme und die noch immer fehlende Integration aller SAP-Clouds aus der Welt zu schaffen.
SAP-Chef Klein ist momentan nicht zu beneiden, weil ihm der halbe Laden um die Ohren fliegt: Der Börsenkurs bewegt sich mehr seitwärts, statt wie beim Mitbewerb einen deutlichen Aufschwung aufs Parkett zu legen.
Mittlerweile geht es SAP so schlecht, dass bereits die Meldung über Alphabet als neuer FiBu-Kunde den Börsenkurs positiv beeinflusst. Die Nachricht, dass nun die interne Finanzabteilung des Google-Mutterkonzerns das Buchhaltungsprogramm von SAP einsetzt, ist etwa gleichbedeutend mit der Erkenntnis, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist.
Das SAP’sche FI/CO ist wahrscheinlich die beste Finanzsoftware weltweit und somit tausendfach im Einsatz. Es ist umgekehrt beschämend, dass ein so erfolgreicher Konzern wie Alphabet erst jetzt auf die bestmögliche Finanzsoftware wechselt.
Einige Experten bezeichnen SAP-Software als Buchhaltungsprogramm – nicht abschätzig, sondern aus der Erfahrung, dass SAP die beste Finanzbuchhaltungs- und Controlling-Software hat, sonst aber nur wenig anbieten kann.
Dazu muss man wissen, dass die doppelte Buchhaltung im späten 15. Jahrhundert vom italienischen Mathematiker und Franziskanermönch Luca Pacioli in Venedig erfunden wurde und SAP sich seit den Gründungstagen kontinuierlich mit führenden Finanzexperten umgab.
Es gibt keine Herausforderung aus dem unendlichen Feld der Finanzbuchhaltung, die sich nicht mit SAP lösen lässt – und das weltweit. Warum aber der SAP-Aktienkurs steigt, weil Google das Gleiche tut, was zuvor schon Tausende erfolgreiche Konzerne vorlebten, bleibt ein Rätsel. Auch wenn Google prominent erscheint, dass dieses Namedropping den SAP-Aktienkurs beflügelt, ist irritierend.
SAP muss sparen, um das Reparaturdienstverhalten zu finanzieren, und die Presse und Analysten bejubeln das FiBu- Customizing bei Alphabet. Rise verärgert die Partner und verwirrt die Bestandskunden. Höchste Zeit, dass Christian Klein eine glasklare Ansage macht. Die kommende Hauptversammlung wäre eine gute Gelegenheit.
Wir wollen es wissen!
Wollen die SAP-Bestandskunden das Cloud Computing? Was treibt den Erfolg einer digitalen Transformation? Wo wird das „Intelligent Enterprise“ stattfinden?
Mit den Analysten von PAC/Teknowlogy organisieren wir die größte Markt- und Meinungsforschung in der SAP-Community. Die Antworten werden Orientierung und Erkenntnis für alle sein. Die Executive Summary wird von den PAC-Analysten geschrieben und exklusiv hier im E-3 Magazin veröffentlicht.
Ab Montag, 26. April, sind wir online. Bitte beteiligen Sie sich zu unserem gemeinsamen Vorteil an der Umfrage auf www.pac-survey.com