Content-Strategie
Zwei Fragen ergeben sich aus dieser Behauptung: Erstens, welche Strategie; zweitens, wer bei SAP ist nicht zuständig für die Content-Strategie. Beide Fragen hängen naturgemäß zusammen. Diese Eins-zu-eins-Beziehung besagt nichts anderes, als dass SAP keine Content-Strategie hat, sich für diese aber jeder verantwortlich fühlt – eine höfliche Umschreibung von Chaos.
Früher war alles besser? Nein, ganz im Gegenteil: Die „neue“ SAP unter Christian Klein ist ehrlich um Dialog, Verstehen und Entgegenkommen bemüht. Fast könnte der SAP eine Open-Door-Politik angedichtet werden. Christian Klein und alle Mitarbeiter sind offensichtlich davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, den Bestandskunden zuzuhören. Das Bemühen um communitygerechte Kommunikation ist definitiv vorhanden.
Christian Klein ist das große Vorbild und er macht seinen Job perfekt. Mutig geht er auf jeden zu und scheut keine Diskussion. Er kann geduldig zuhören. Er weiß aber auch genau, was er will, was gut für SAP und was gut für die Community ist. Mitarbeiter aus seinem engeren Umfeld erzählen, dass er ein Arbeitstier sei, unermüdlich, konsequent und streng. Ältere Mitglieder der SAP-Community kennen all diese hervorragenden Eigenschaften von Ex-SAP-Vorstandsmitglied und aktuell Aufsichtsratsmitglied Gerd Oswald, bei dem Christian Klein auch in die Schule gegangen ist. Ende gut, alles gut!
Wo bleiben die Erfolge? Der SAP-Börsenkurs steigt und SAP wird immer wertvoller – sicher das Ergebnis des klugen Handelns von Christian Klein und CFO Luka Mucic. Aber wo bleiben die Erfolge für die SAP-Community und die Bestandskunden? Alles ehrliche Bemühen hat bisher nur sehr wenig gebracht, weil eine Strategie fehlt – nicht nur eine Content-Strategie.
Beispiel Content-Strategie: Mit viel öffentlichem Lärm wurde zu Beginn dieses Jahres die Suite-7-Wartungsverlängerung (SAP Business Suite) verkündet. ERP/ECC 6.0 geht in die Verlängerung bis 2027/2030. Es war ein notwendiger und richtiger Schritt! Kurz nach Veröffentlichung dieser Entscheidung fanden in Mannheim die DSAG-Technologietage statt und die Teilnehmer erwarteten sich von SAP-Technikvorstand Jürgen Müller weitere Details und präzise Angaben, denn vorerst gab es nur eine etwas längere Pressemeldung.
Wer Zugriff zu den SAP-Service-Notes hat, fand im Februar dieses Jahres zumindest eine NetWeaver-Roadmap passend zur Suite-7-Wartungsverlängerung. Die große und vieles entscheidende Frage wurde jedoch nicht beantwortet: Wie steht es um AnyDB? Was passiert mit den Nicht-Hana-Datenbanklizenzen nach 2025? Allen Anwesenden war klar, dass rein technisch auch nach dem 31. Dezember die Oracle-, Microsoft- und IBM-Datenbanken noch ihren Dienst versehen werden.
Was aber ist mit dem Support, der Pflege und den Lizenzen? Jürgen Müller versprach damals in Mannheim eine zeitnahe Antwort auf das Thema AnyDB. Die Community wartet bis heute darauf und viele Analysten und Journalisten sind müde geworden, danach zu fragen – aussitzen, oder? Auch eine Content-Strategie.