MS Business Intelligence: Eine Option für SAP-Anwender?
Die Umsetzung von Business-Intelligence-Lösungen bei SAP-Anwenderunternehmen beschäftigt mich seit mittlerweile über zehn Jahren. Gerade im letzten Jahr ist ein massives Interesse bei diesen Unternehmen für umfassende Microsoft-Business-Intelligence-Lösungen aufgekommen.
Solch ein Über-den-SAP-Tellerrand-Hinausblicken in diesem Anwenderkreis habe ich in der Vergangenheit ein paar Mal beobachtet. Die erste mir bekannte Welle kam mit MIS ALEA (heute Infor PM10), welche die erste wirklich „einfache“ Business-Intelligence- Lösung auf den breiten Markt brachte. Weitere Wellen folgten mit Qliktec und zuletzt Tableau.
Der Boom des MS SQL Server (Analysis Server) der letzten Dekade ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Berühmtheit und damit der tatsächlich umfassende Einsatz über die Wahrnehmung von Portal und Frontend entstehen, und da sah es bei Microsoft bis vor ein paar Jahren noch dünn aus. Zugegeben, es gibt SharePoint und Excel schon gefühlt seit ewig und irgendwann zwischendurch waren da auch noch die Performance Point Services – na ja.
Mittlerweile ist das Sortiment an Business-Intelligence-Frontends und -Portalen im Microsoft Store deutlich erfreulicher geworden. Ich habe für die häufigsten Anwendungsklassen Portal, Dashboard, Reporting und Analyse den Versuch einer Zuordnung der MS-eigenen Produkte in Form einer Grafik vorgenommen.
Ich erhebe dabei keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit der Darstellung. Die potenzielle Verwendung kann man nach Belieben noch deutlich komplizierter darstellen.
Bevor ich mich dem Thema der potenziellen Microsoft Business Intelligence bei SAP-Unternehmen zuwende, eine kurze subjektive Bestandsaufnahme zur Verwendung SAP-eigener BI-Werkzeuge innerhalb der Anwenderunternehmen.
Die Frage der (Nicht-)Verwendung von Drittprodukten hat dabei in manchen Unternehmen fast religiösen Charakter.
Die SAP-Anwenderfirmen lassen sich nach meinen Erfahrungen hinsichtlich ihrer Business-Intelligence-Strategie grob in drei Gruppen einteilen.
- Die puristischen SAP-Enthusiasten, die ihre Installation mit keinerlei Fremdsoftware beflecken wollen und werden.
- Am anderen Ende befinden sich die von ihrer SAP-ERP-Lösung durchwegs genervten Anwenderunternehmen, die SAP-Verweigerer, die weiteren Ausbau (etwa um SAP-BI-Komponenten) scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
- Dazwischen liegt die größte Gruppe, die der Pragmatiker. Die Verteilung auf die Gruppen schätze ich aus dem Bauch heraus wie die klassische Gauß’sche Glockenkurve.
Ich sehe daran angelehnt gerade drei Hauptstrategien bei SAP-Anwendern hinsichtlich zukünftiger Business-Intelligence-Architekturen:
- Die reine SAP-Strategie von der Datenbank bis zum Frontend und Portal für alle Anwendungsklassen und Anwender.
- Die gemischte Strategie: SAP wird für unternehmensweite Anwendungsklassen eingesetzt. Drittanbieter (etwa Microsoft) kommen insbesondere für Fachabteilungslösungen und nicht unternehmensweite Anwendungsklassen in die Auswahl bzw. mittelfristig zum Einsatz.
- Die Reengineering-Strategie: Hier werden bestehende (SAP, Oracle usw.) Business-Intelligence-Enterprise-Architekturen massiv auf den Prüfstand gestellt und dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Microsoft Enterprise Architekturen verglichen.
Bei der zweiten und dritten Strategie hat Microsoft mittlerweile über die Verwendung der reinen SQL-Datenbank hinaus wirklich gute Karten. Dabei erinnert mich der momentane Hype rund um Power BI an den oben erwähnten Qliktec-Enthusiasmus, der noch bis vor wenigen Jahren herrschte.
Das Ausgliedern von weiten Teilen der BI-Funktionen aus Excel nach Power BI, die Zusammenfassung von Datenextraktion und Modellierung (in Power Query) in ein neues gemeinsames Tool für Reporting und Dashboarding, welches zugleich On-premise-, Mobility- und Cloud-Betrieb ermöglicht, kommt bei den Verwendern und Interessenten momentan gleichermaßen gut an.
Es gibt sicherlich Business-Intelligence-Anbieter, die bessere Lösungen bereitstellen als Microsoft und SAP zusammen, dennoch haben Entscheider von großen Unternehmen (und da stehen SAP-Kunden in der ersten Reihe) eine Affinität zu großen Anbietern mit umfassendem Lösungsportfolio.
Nachdem Microsoft diese beiden Kriterien meisterhaft erfüllt, kann man eine spannende Entwicklung in den nächsten Jahren in diesem Marktsegment erwarten.