Hemmschuh der Digitalisierung
Laut aktueller Umfrage des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) geben gut 52 Prozent der Befragten an, dass Unternehmen das eigene Know-how über die Dinge, die die digitale Transformation ausmachen, auslagern.
„Dieser Trend sollte uns zu denken geben“
sagt VDI-Präsident Prof. Udo Ungeheuer.
„Zukünftig werden Dienstleistungs- und Geschäftsmodelle auf der Verfügbarkeit und Nutzung von Daten beruhen. Es wird darauf ankommen, sich hier nicht in die Abhängigkeit von anderen zu begeben, sondern notwendiges Know-how im eigenen Unternehmen und am Standort Deutschland zu haben. Von daher halten wir die Entwicklung, das eigene Personal tendenziell weniger weiterzubilden, für das falsche Signal.“
Trübe Einschätzung mit positivem Ausblick
Die Umfrage des VDI ergibt, dass etwa 53 Prozent der Befragten die derzeitige internationale Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standorts Deutschland als durchschnittlich oder gar schlecht einschätzen.
Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft im VDI:
„Seit 2012 ist diese Zahl um über 20 Prozentpunkte gestiegen. Die Zahl der Experten, die diesen Parameter mit gut einschätzen, ist im gleichen Zeitraum hingegen um 20 Prozentpunkte gesunken.“
Hoffnung auf eine positive Entwicklung gibt es dennoch. Auf die Frage, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit des IT-Standortes Deutschland in den nächsten drei Jahren verändern wird, glauben immerhin 39 Prozent der Befragten an eine Verbesserung.
Das sind 19 Prozentpunkte mehr als noch 2012. Damit einhergehend erwarten auch stolze 85 Prozent der Befragten eine steigende Nachfrage nach IT-Fachkräften in den kommenden drei Jahren.
Unterqualifizierte Führungskräfte
Dass ein Defizit an Know-how für die digitale Transformation in den deutschen Unternehmen besteht, das zeigt der zum zweiten Mal erhobene „Deutsche Industrie 4.0 Index“. Für den im Auftrag der Unternehmensberatung Staufen 179 Industrieunternehmen in Deutschland befragt wurden.
Nahezu acht von zehn deutschen Industriebetrieben räumen ein, die Qualifizierung ihrer Führungskräfte hinke der Entwicklung in Sachen Industrie 4.0 hinterher.
„Jeder Betrieb braucht einen Verantwortlichen für das Thema Industrie 4.0 im Sinne eines Chief Digital Officer“
sagt Staufen-Vorstand Martin Haas.
„Doch es geht nicht nur um technisches Wissen. Mindestens ebenso wichtig ist das entsprechende Führungs-Know-how. Die Spitzenkräfte müssen sich damit beschäftigen, wie sie die Bereitschaft zum digitalen Wandel in den Köpfen ihrer Mitarbeiter verankern können.“
Und hier hapert es bislang in den Betrieben, wie die Studie zeigt. So räumen 77 Prozent der Befragten ein, ihre Manager seien nicht ausreichend für Industrie 4.0 qualifiziert.
Mehr als zwei Drittel aller Firmen haben noch nicht oder erst damit begonnen, ihr Unternehmensleitbild und die Führungsrichtlinien auf die künftigen Erfordernisse hin anzupassen. Zudem hat die Mehrzahl der Firmen die Auswahl und Entwicklung ihrer Spitzenkräfte bisher nicht auf die intelligente Fabrik abgestimmt.