Farm der SAP-Bestandskunden
Seit der Bundesvorsitzende der deutschen Jusos, Kevin Kühnert, das Thema „Verstaatlichung“ ganz neu interpretiert hat, kommen immer neue Ideen auf die Tagesordnung, wie man was, wann und wo politisch umorganisieren könnte.
In der SAP-Community gab es schon einmal eine solche „Revolution“ und offensichtlich erinnert sich Professor Hasso Plattner noch sehr gut an diese Zeit, als Dietmar Hopp der Vorstandschef war. Plattner erwähnte auf der diesjährigen Sapphire auch den Versionswechsel von R/2 auf R/3.
Es war für SAP eine schwierige Zeit, weil es ein konzeptioneller Wechsel von Mainframe auf Client/Server Computing war. Auf der Sapphire argumentierte Plattner, dass man zu gegebener Zeit auch Altlasten hinter sich lassen und Neues wagen müsse.
Damals kam es zur Erhebung der R/2-Bestandskunden und fasst hätten sie Plattner und seine Mitstreiter verjagt – wie die Tiere im Text „Animal Farm“ von George Orwell. Wahrscheinlich hätte es auch so geendet, wie in der dystopischen Fabel zu lesen ist: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“
Die Idee damals: SAP wollte die R/2-Bestandskunden in sehr kurzer Zeit dazu drängen, auf R/3 zu wechseln – durchaus ähnlich der heutigen Situation: bis 2025 von ERP/ECC 6.0 auf S/4 inklusive Hana.
Damals formte sich Widerstand! Einige deutsche Chemie- und Pharmakonzerne drohten SAP, die Wartung von R/2 in die eigene Hand zu nehmen und so das Produkt auch weiterzuentwickeln, denn auf das junge R/3 wollte damals niemand umsteigen.
Hasso Plattner nahm auf diese für alle Beteiligten schwierige Situation in seiner Sapphire- Keynote dieses Jahr Bezug. Damals ging die Auseinandersetzung für SAP gut aus: Man einigte sich auf längere Übergangszeiten, sodass das Investment der R/2-Bestandskunden nicht verloren war.
Parallel dazu wurde R/3 evaluiert und nach einigen Jahren war R/3 wirklich das bessere ERP. Die Anwender blieben bei SAP und zahlten weiterhin die jährliche Servicegebühr. Die Spaltung der SAP-Community konnte abgewendet werden.
Ob dieses diplomatische Kunststück ein zweites Mal gelingt oder die dystopische Fabel in der SAP-Szene diesmal Realität wird, werden die kommenden Jahre zeigen. Vielleicht sollten alle Beteiligten vorab nochmals den Text „Animal Farm“ von George Orwell lesen.
Diesmal stehen nicht nur IT-Unternehmen für die Drittwartung bereit. Der Wechsel auf S/4 ist auch mit hohen Kosten verbunden, sodass einige SAP-Bestandskunden bereits über die Chance nachdenken, mit diesem Investment die SAP-Szene ganz zu verlassen. Hinzu kommt der „erzwungene“ Wechsel der Datenbank: Nichts spricht gegen Hana, aber vieles spricht für Oracle, DB2 und MS-SQL. Noch ist der Ausgang der S/4-Fabel offen.