No Cash-in
Das deutsche Handelsblatt hat anlässlich der SAP-Bilanzpressekonferenz geurteilt: Bill McDermott ist im Verteidigungsmodus. Es geht um mehr als Cloud Computing! Der Gesamtzustand des ERP-Weltmarktführers ist zweifelhaft.
Jetzt versuchen es der SAP-Chef und sein Finanzvorstand Luka Mucic mit einer Personalreform und sie verteilen „goldene Fallschirme“, damit sich absprungfreudige Mitarbeiter finden.
Das Letzte wäre ein Umsatzeinbruch! Diese Gefahr sollte dieses und kommendes Jahr nicht bestehen, denn SAP hat sehr viel Geld in die Hand genommen, um die „Cloud First“-Strategie zu finanzieren. Die Umsätze wachsen, aber die Rendite bleibt schwach: Finanzanalysten bleiben skeptisch und die Aktionäre sind unzufrieden.
Die zahlreichen SAP’schen Cloud-Investitionen haben die Bestandskunden mehr verwirrt, als zur Begleichung neuer Lizenzbedingungen motiviert. Ein HR/HCM-System in der Wolke mit SuccessFactors und Fieldglass überzeugt nicht alle Anwender.
Ariba, die Cloud-Handelsplattform der SAP, macht ein Vielfaches des Umsatzes von Amazon, steuert aber kaum etwas Nennenswertes zur Rendite bei. Ariba ist eine große Staubwolke ohne Mehrwert für SAP.
Die Lizenzbedingungen des SAP’schen Cloud Computing bringen den SAP-Bestandskunden bestenfalls zum Husten und Röcheln. Einige Anwender haben sich gegen die „billigen“ Angebote von AWS, MS-Azure und Google entschieden und die teure HEC (Hana Enterprise Cloud) bestellt, weil diese SAP-Bestandskunden es so verstanden haben:
Für die weit über dem Markt liegenden Preise liefert SAP das für einen solchen Betrieb notwendige Fachwissen mit. Fehleinschätzung! HEC-Projekte wurden abgebrochen und storniert, denn bei SAP fehlt das Personal (siehe oben) und das Wissen, um solche Cloud-Projekte zum Fliegen zu bringen.
In einer zweiten sich momentan verstärkenden Welle wechseln nun immer mehr SAP-Bestandskunden zu lokalen Cloud-Anbietern, die noch SAP-Know-how haben. SAP hingegen wird seine Cloud-Preise senken oder massiv in Personal und Ressourcen investieren müssen – keine guten Aussichten für eine befriedigende Cloud-Rendite.
Bill McDermott mag als Verkäufer genial sein, als CEO ist er eine Geldverbrennungsmaschine mit zweifelhaften Ambitionen: Wird das neue SAP-CRM, das momentan unter dem Decknamen C/4 als Hybris-Angebot auf der Preisliste steht, wirklich eine Konkurrenz für Salesforce? Kann Bill McDermott bis 2025 wirklich alle AnyDB-Installationen mit Hana ablösen?
Zu befürchten ist, dass er nochmals viel Geld verbrennen wird, um den verwirrten Anwendern klare Sicht auf eine zukünftige ERP-Strategie zu geben. Momentan fehlt es der SAP-Community in der Staubwolke an nachhaltiger Orientierung.