Rundumschlag
Mitte Oktober fanden zwei beachtenswerte Medienereignisse statt, die auch eine Relevanz für die SAP-Community haben: 21 Vertreterinnen und Vertreter europäischer Rundfunkanstalten unterzeichneten am Freitag, dem 19. Oktober, die „Potsdamer Erklärung“, ein Bekenntnis zu einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Europa. Am gleichen Tag gab es eine Pressekonferenz des FC Bayern, wo sich SAP nachhaltig engagiert.
Auf dem Podium der Pressekonferenz des FC Bayern saßen Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidˇzi´c. Im dazugehörigen Spiegel-Online-Bericht war kurz nach der Pressekonferenz Folgendes zu lesen: Rummenigge und Hoeneß sprachen mehrere Medien direkt an.
Man wolle beim FC Bayern nun eine Einheit bilden:
„Wichtig ist, dass sich der wichtigste Club in Deutschland klar positioniert“
sagte Hoeneß.
„Wir werden keine Respektlosigkeit mehr akzeptieren.“
Man habe sich bereits juristisch zur Wehr gesetzt und werde das auch in Zukunft tun. Man werde verstärkt auch die eigenen Medienkanäle nutzen. (Ende des Spiegel-Online-Zitats, 19. Oktober 2018, 12.52 Uhr, bka)
Die Journalistenkollegen von der Abteilung „Fußball“ waren amüsiert bis entsetzt. Kein Grund zur Panik! Wer seit über 25 Jahren in der Wirtschaftsberichterstattung tätig ist, der kennt solche „Wutausbrüche“ von Dax-Vorständen und zugehörigen Pressesprechern.
Ich darf mit dem E-3 Magazin seit etwa 20 Jahren das Unternehmen SAP auf seinem erfolgreichen Weg begleiten und habe solche „Wutausbrüche“ und juristische Drohungen mehrfach erlebt.
Ich weiß nicht, wie sich die Angelegenheit beim FC Bayern weiterentwickeln wird, aber im Fall von SAP sind die Auswirkungen eines solchen Ansinnens bereits deutlich sichtbar – zum Nachteil der SAP-Community, wie ich meine:
Unter Leitung von Ex-SAP-CEO Professor Henning Kagermann und Finanzvorstand Werner Brandt gab es jährlich in Frankfurt/Main Bilanzpressekonferenzen, die an Engagement, Beteiligung, Information, Medienvielfalt und Lebendigkeit kaum zu überbieten waren.
Es waren nicht die eigenen SAP-Medienkanäle, die pflichtbewusst berichteten, sondern zahlreiche Korrespondenten und Rundfunkanstalten, die eine Stellungnahme wollten.
Und heute? SAP hat den Schauplatz der Bilanzpressekonferenz aus dem Finanzzentrum Frankfurt/Main auf das eigene Hoheitsgebiet nach Walldorf verlagert. Wenige und ausgesuchte Journalisten bilden eine geräuschlose Kulisse für die Redeübung von Bill McDermott und Luka Mucic.
Einer Konfrontation mit der journalistischen Wirklichkeit wird so weit wie möglich aus dem Weg gegangen. Man akzeptiert keine „Respektlosigkeit“ mehr von kritischen Fragestellern!
„In unserer Zeit, die geprägt ist von immer größer werdender Gegensätzlichkeit, der Erstarrung von Standpunkten und Populismus, übernehmen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkorganisationen quer durch Europa eine lebensnotwendige Rolle.
Es war niemals wichtiger (als heute), der Öffentlichkeit die breite Vielfalt der Meinungen und Überzeugungen anzubieten und komplexe Vorgänge aus unterschiedlichen Blickrichtungen abzubilden.
Die Nachrichten sollen unparteiisch sein, der Information soll jedermann vertrauen können, Inhalte sollen alle erreichen, alle Auffassungen spiegeln und zwischen den Gesellschaftsgruppen Brücken schlagen.“
Das ist ein Ausschnitt der Potsdamer Erklärung, die am Tag der FC-Bayern-Pressekonferenz von Vertretern öffentlicher Rundfunkanstalten unterzeichnet wurde.