Was war das denn?


Was war das denn?, begann Friedrich Merz seine Replik. Olaf Scholz habe sich wie bei einem Juso-Bundeskongress benommen, meinte Merz in der letzten Sitzung des Bundestags vor der Wahl. Scholz und sein Vizekanzler Robert Habeck kämen ihm vor wie zwei Geschäftsführer, die ein Unternehmen an die Wand gefahren haben und anschließend vorschlagen: „Wir würden das jetzt gerne nochmal vier Jahre so weitermachen.“
Nicht viel anders agierte SAP-Vorstandsmitglied Muhammad Alam, als er vor wenigen Tagen die Business Data Cloud präsentierte. Seinen Angaben nach entstand die neue Datenplattform gemeinsam mit dem US-amerikanischen Unternehmen Databricks. Anlässlich der Präsentation für Analysten und Journalisten wollte sich aber kein Vertreter von Databricks zeigen und erklären. Was ist das denn?
Eine Antwort auf die überraschende Zurückhaltung von Databricks kann ein aktueller Blog-Eintrag liefern: In einer Grafik, siehe unten, illustriert Databricks die laut SAP vertiefende Zusammenarbeit. Zu sehen ist ein duales Stackprinzip, wie es die SAP-Community vom SAP NetWeaver kennt mit Abap und Java. Blau sind die SAP-Datenservices aufgelistet und daneben in roter Farbe die Databricks-Lösungen. Verbunden werden diese beiden Stacks durch die gemeinsame Überschrift „SAP Business Data Cloud“ und am Fuße über eine unscheinbare Schnittstelle mit der Bezeichnung „Zero-copy connectivity via Delta Sharing“. SAP und Databricks haben somit einen gemeinsamen Kristallisationspunkt und freuen sich über eine vertiefende Partnerschaft.

SAP-Grafik über SAP Business Data Cloud
SAP-Chef Christian Klein bezeichnete bereits vor einigen Wochen diese Ankündigung als eine der größten Innovationen der SAP-Geschichte. Viel mehr als eine simple Schnittstelle und die Konsolidierung der SAP-Services Analytics Cloud, Datasphere und BW unter dem neuen Namen Business Data Cloud konnte jedoch Vorstand Muhammad Alam nicht zeigen. Diese Suppe ist dünn oder wie ein Amerikaner fragen würde: Where is the beef?
Weil weder die Fragen nach Lizenzierung, Kosten, ECC-Kompatibilität, On-prem- oder Cloud-Verfügbarkeit oder die Ressourcen aufseiten von Databricks diskutiert und beantwortet wurden, muss diese SAP-Innovation als Nicht-Ankündigung disqualifiziert werden. Die beiden wichtigsten SAP-Vorstandsmitglieder, Christian Klein und Thomas Saueressig, ließen sich somit auch bei der Presse- und Analystenpräsentation nicht blicken.
Sorgen um SAP sind dennoch unbegründet: Diese Ankündigung war eine Nullnummer, aber das Storytelling bei den Finanzanalysten und am Aktienmarkt durch Christian Klein und CFO Dominik Asam funktioniert ganz hervorragend.
WiWo-Autor Anton Riedl hat es Mitte Februar auf wiwo.de in „Riedls Dax-Radar“ hervorragend auf den Punkt gebracht: „Ob die SAP-Aktien dieses Tempo noch lange durchhalten, ist angesichts der enormen Zuwächse fraglich. Die Gewinnbewertung ist mit dem 46-Fachen der in diesem Jahr erwarteten Erträge ziemlich hoch – für SAP-Verhältnisse wie im internationalen Vergleich. […] Der wichtigste Kurstreiber des Dax ist aktuell weit überhitzt, ohne dass er deshalb aber automatisch gleich abrutschen muss.“
Konzeptionell und strategisch rutscht SAP immer mehr ab. Die Unzufriedenheit der SAP-Bestandskunden steigt, mit der Ankündigung einer neuen SAP Business Suite und Cloud-Konzepten auf Basis der Business Technology Platform und nun Business Data Cloud kommt S/4 Hana immer mehr ins Abseits. Hier wird auch eine ECC-Wartungsverlängerung bis 2033 nichts mehr retten können. Der Relaunch der Business Suite klingt stark nach einem letzten Verzweiflungsakt.