ECC-Deadline-Desaster
Lizenzen versus Umsatzvolumen
Ein SAP-Partner ließ unlängst mit einer beeindruckenden Zahl aufhorchen: Die von diesem Partner erfolgreich abgeschlossenen S/4-Releasewechsel sind die Grundlage eines hohen zweistelligen Milliardenumsatzes bei den betroffenen SAP-Bestandskunden. Das ist eine Marktzahl, die unmissverständlich über den Erfolg von S/4 Hana Auskunft gibt. Ein IT-Werkzeug, das für diesen Umsatz täglich verantwortlich ist, muss gut sein!
SAP selbst ist im Blindflug unterwegs. SAP zählt die S/4-Verträge, ohne zu wissen, ob die Lizenzen in der Schublade ruhen oder in einem Pilotprojekt gelandet sind. Daraus sollte die SAP-Community vorerst keinen Vorwurf und Tadel produzieren. Aber die Schlussfolgerung könnte gefährlich werden: Wenn SAP in der Planung von falschen Voraussetzungen ausgeht und denkt, dass die ECC-Deadline 2027 kein Problem darstellt, dann droht ein Desaster.
Deadline 2027 gefährdet den KI-Hype
Jede Form der KI braucht eine robuste und validierte Datenbasis. Diese Datenbasis ist mit der S/4-Conversion im Entstehen. Aber die SAP-Bestandskunden können nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Die digitale Transformation muss orchestriert werden. Neue End-to-End-Prozesse müssen designt werden. Daten müssen archiviert und verifiziert werden. Es ist viel zu tun, bevor die S/4-Conversion erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Die S/4-Conversion ist eine hervorragende Grundlage für zukünftige KI-Anwendungen. Aber Eile mit Weile! Bei vielen SAP-Bestandskunden werden die Orchestrierung, Archivierung und Konsolidierung der bestehenden SAP-ERP-Systeme weit über 2027 hinausgehen, sei es aus Personal- oder Know-how- oder Partnermangel. Eine Transformationsstudie von NTT Data Business Solutions und Solutive hat die drei Parameter organisatorische Defizite, fehlendes Transformations-Know-how und Mangel an externen Beratern als Innovationskiller in Zeiten des Umbruchs verortet. Dazu gab es am 18. Juni eine Live-Diskussion auf dem E3-YouTube-Kanal, hier zum Nachschauen und Hören.
Der auf der Sapphire 2024 Orlando gelebte KI-Hype ist nicht falsch. Er wird aber durch die noch nicht erfolgten Hausaufgaben gefährdet. Bevor nicht die ERP-Algorithmen und Datenstrukturen konsolidiert sind und ein stabiles S/4-System vorliegt, ist es gefährlich, über jede Art des KI-Einsatzes nachzudenken.
KI-Umsetzung ist kein Sprint, sondern Marathon
„2023 war ein Jahr des Aufbruchs, in dem jedes Unternehmen mit KI- und GenAI-Anwendungsfällen experimentierte. Nun treten wir in eine Ära ein, in der KI in Unternehmen auf breiter Front eingesetzt wird“, sagte Harrick Vin, Chief Technology Officer, TCS, und ergänzt: „Die Unternehmen erkennen jedoch, dass der Weg zur Umsetzung von KI-Lösungen nicht einfach ist und dass der Aufbau einer KI-reifen Organisation ein Marathon und kein Sprint ist.“
SAP liefert wie versprochen ihre KI-Anwendungen, aber noch fehlt dafür die Basis in der SAP-Community. Weil 2027 kurz bevorsteht, viele S/4-Releasewechsel bis dahin nicht abgeschlossen sein werden, besteht die Gefahr, dass die SAP’sche KI zur Luftnummer wird. SAP-KI ist nicht schlecht, sondern lediglich falsch positioniert. Man baut kein Haus auf Sand! SAP weiß sehr wenig über den eigenen Markt. SAP weiß kaum etwas über die wahre S/4-Conversion. Aus diesen handwerklichen Fehlern entstehen große Risiken.