Alle sind auf S/4
S/4 Enterprise Management for ERP
Der genaue Wortlaut aus der SAP-Preisliste ist: SAP S/4 Hana Enterprise Management for ERP customers (# 7018538). Hierbei handelt es sich um die bekannte 9000-Euro-S/4-Flatrate, mit der SAP-Bestandskunden sich das Recht erkaufen, zwischen Contract und Product Conversion zu wählen. Diese Position ist in der SAP-PKL Q2/2023 nicht mehr vorhanden, weshalb SAP-Bestandskunden ohne Flatrate das Recht auf die Product Conversion verlieren.
In einem sehr lesenswerten Beitrag des SAP-Lizenzexperten Lorenz Müller von HiSolutions (Berlin) in der kommenden E-3 Ausgabe Juni 2023 wird die neue Situation ausführlich diskutiert. Lorenz Müller schreibt: Während einer Karenzzeit von 90 Tagen bis zum 16. Juli 2023 können Unternehmen weiterhin die Flatrate SAP S/4 Hana Enterprise Management for ERP customers (# 7018538) erwerben, obwohl sie bereits nicht mehr auf der SAP-Preisliste enthalten ist.
Product oder Contract
In einer Diskussionsrunde im E-3 Videostudio erklärten die Lizenzexperten Dr. Jana Jentzsch und Dr. Michael Sandmeier, was das für die SAP-Bestandskunden bedeuten könnte. Hier geht es direkt zur Aufzeichnung der Diskussion im E-3 YouTube-Kanal. Nicht für jeden SAP-Bestandskunden muss die Product Conversion der bessere Weg nach S/4 sein, aber wer bis zum 16. Juli nicht im Besitz der 9000-Euro-Flatrate ist, der vergibt die Chance der Wahl, denn dann bleibt nur noch die Contract Conversion.
Das wird häufig richtig teuer, schreibt Lorenz Müller von HiSolutions in der E-3 Ausgabe Juni und führt weiter aus: Durch den Wechsel von der bislang nutzungs- auf die neue berechtigungsbasierte Lizenzierung steigt der Lizenzbedarf bei vielen Kunden dramatisch. Bisher sehr großzügig angelegte Berechtigungsmodelle können oft nicht oder nur sehr aufwendig geändert werden. Oder es gibt einzelne unbedingt notwendige Berechtigungen, die teure Lizenztypen erfordern.
SAP’sche Daumenschraube
Experten aus der SAP-Community sind sich einig, dass diese Änderung der Preisliste erst der Beginn einer neuen Unternehmenspolitik bei SAP ist. Das versöhnliche „Cloud first“ und der charmante Hybrid-Gedanke aus dem vergangenen Herbst weichen immer mehr dem dedizierten „Cloud only“.
Auch wenn das „Cloud only“ ein Wunschdenken der drei SAP-Vorstände Christian Klein, Jürgen Müller und Thomas Saueressig ist, werden SAP-Bestandskunden noch deutlicher für ihre On-prem- und hybriden Systeme kämpfen müssen. Der SAP-Vorstand setzt sich hierbei sogar über Bedenken und Warnrufe aus den eigenen Reihen hinweg. Kaum jemand will einen „Cloud only“-Gedanken schlechtreden, aber SAP ist noch nicht so weit: Cloud ALM existiert mehr als Vision denn als Produkt.
Application Lifecycle Management
Automatisiertes Testen in einer Public Cloud funktioniert bei SAP noch lange nicht, auch wenn SAP-Partner Tricentis das Gegenteil behauptet. Eine komplexe ERP-Landschaft aus Entwicklungs-, Test- und Produktivsystemen ist aktuell dafür noch nicht vorbereitet. Ob Christian Klein auf die internen Kritiker hört und die Warnung ernst nimmt, wird sich noch dieses Jahr zeigen. Die Private Cloud (on-prem) scheint jedenfalls der sicherere Weg zu sein, wenn der SAP-Bestandskunde über die richtigen Lizenzvereinbarungen verfügt.