SAP Datasphere Hub V2
Neue Sphären der Datenanalyse und Vereinfachung von Datenlandschaften
Das Konzept von Franz Färber war auf den ersten Blick logisch, stringent, beinahe genial. SAP wollte eine fehlende App-Integration durch eine medienbruchfreie Datenschnittstelle erzwingen. Jede App durfte jede beliebige Anfrage an den zentralen Data Hub richten. Der Hub als Herr der virtuellen Datenstrukturen sollte die Anfragen orchestrieren und an die einzelnen Apps und Datensilos weiterleiten, siehe Grafik.
Was SAP und Franz Färber aber peinlicherweise übersahen: Die Bereitstellung der realen Daten über die Drehscheibe Data Hub kostet die angefragten Apps erhebliche Rechenzeit. Auch wenn die App für ihre eigenen Aufgaben nur wenig Ressourcen benötigt, so müsste sie theoretisch immer hohe Rechenkapazitäten vorhalten, denn im nächsten Moment könnten schon Hunderte Datenanfragen einlangen. Letztendlich funktionierte das theoretische Data-Hub-Konzept in der Praxis nicht und die SAP-Community erwartete einen Nachfolger, einen Hub V2, der nun offensichtlich in Form von SAP Datasphere vorliegt.
SAP stellt mit der Lösung Datasphere den nächsten Versuch für das Datenmanagement vor. Kunden sollen damit auf verwendbare Daten in der gesamten Datenlandschaft zugreifen, ähnlich wie beim Data-Hub-Konzept. Darüber hinaus hat SAP strategische Hilfspartnerschaften mit den Daten- und KI-Unternehmen Collibra, Confluent, Databricks und DataRobot angekündigt. Die Partnerschaften sollen die Lücken in Datasphere schließen und sollten es ermöglichen, eine einheitliche Datenarchitektur aufzubauen, die SAP-Software- und Fremddaten nach einem Hub-Konzept zusammenführt.
Data Fabric, Hub oder Sphere
Die Herausforderung ist alt und bleibt bestehen: Der Zugriff und die Nutzung von Daten ist eine komplexe Herausforderung, weil die Daten in verschiedenen Systemen und an unterschiedlichen Orten wie etwa bei Cloud-Anbietern, Datenanbietern und in On-premises-Systemen liegen. Die Kunden mussten die Daten von ihren ursprünglichen Speicherorten extrahieren und an einen zentralen Speicherort exportieren. Dabei gingen wichtige Kontextinformationen verloren, die nur durch spezielle, fortlaufende IT-Projekte und manuellen Aufwand wiederhergestellt werden konnten. Mit den heutigen Ankündigungen und Datasphere gehört dieser Aufwand der Vergangenheit an. Kunden haben die Möglichkeit, eine Data-Fabric-Architektur für das Management von Geschäftsdaten zu entwerfen, die schnell aussagekräftige Daten mit Geschäftskontext und intakter Logik liefert.
„Das Angebot SAP Datasphere adressiert die seit Langem bestehende Forderung der DSAG nach der Zusammenführung von SAP- und Non-SAP-Daten. Diese Evolution der SAP Data Warehouse Cloud ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Das neue Angebot soll die komplexe Nutzung von Daten in der Unternehmenswelt durch eine Zusammenführung, Katalogisierung und Speicherung von Daten aus verschiedenen Quellen an einem Ort vereinfachen. Damit soll der Bedarf eines ganzheitlichen und integrierten Überblicks über die Geschäftsabläufe unterstützt werden“, erklärt Sebastian Westphal, Fachvorstand Technologie der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe.
In einer DSAG-Aussendung heißt es: Um den Anforderungen an die digitale Geschäftsinfrastruktur gerecht zu werden, steigen die Anforderungen an die IT-Architekturen: Edge Computing, also die Dezentralisierung von Rechenleistung beziehungsweise deren Verlagerung an den Ort der Datenentstehung, wird die heutigen hybriden Architekturen aus klassischen Rechenzentren und Cloud-Plattformen weiter herausfordern. Bereits heute werden Daten effizienter verteilt generiert – durch eingebettete Sensoren oder Geräte im Rahmen von Internet-of-Things-Szenarien ebenso wie mobil zum Beispiel in Fahrzeugen oder Smartphones. Daten werden immer häufiger vor Ort analysiert und geben Empfehlungen, ohne dass eine permanente Verbindung zur Cloud oder zum Rechenzentrum bestehen muss.
Daten und Plattformen
„SAP-Kunden generieren 87 Prozent des gesamten weltweiten Handels. SAP-Daten gehören für Unternehmen somit zum wertvollsten Gut und sind in den wichtigsten Bereichen präsent – von der Fertigung bis hin zu Logistikketten, Finanzwesen, Personalmanagement und vielen anderen Bereichen“, sagt Jürgen Müller, Chief Technology Officer und Mitglied des SAP-Vorstandes. „Wir wollen unseren Kunden helfen, hier einen Schritt weiter zu gehen und SAP-Daten sowie Daten aus Anwendungen und Plattformen anderer Unternehmen einfach und sicher zu integrieren. Sie erhalten dadurch vollkommen neue Einblicke und Informationen und können ihre Digitalisierung weiter voranbringen.“
“Wir wollen unseren Kunden helfen, SAP-Daten sowie Daten aus Anwendungen und Plattformen anderer Unternehmen einfach und sicher zu integrieren.“
Jürgen Müller,
Chief Technology Officer und Mitglied des SAP-Vorstands
Der Anwenderverein meint, dass die SAP-Ankündigung von Datasphere somit ein Schritt in Richtung des vielzitierten „intelligenten Unternehmens“ ist – wenn auch in Bezug auf den Zeitplan der Integration der SAP-Lösungen, insbesondere der SAP Analytics Cloud sowie der Anbindung weiterer externer Partner noch Klärungsbedarf besteht. Auch die kommerziellen Eckpunkte gilt es noch mit Blick auf die Verarbeitung von Non-SAP-Daten genauer zu beleuchten. Denn: Aus DSAG-Sicht sollte das neue Lösungsangebot sowohl inhaltlich als auch kommerziell eine echte Alternative mit wirklichem Mehrwert gegenüber den bisher am Markt verfügbaren Plattformansätzen bieten.
Der Markt für Datenmanagement ist somit stark in Bewegung und mit dem neuen Lösungsangebot will SAP es seinen Bestandskunden ermöglichen, einen Großteil der Unternehmensdaten zu verwalten und damit ein unverzichtbarer Bestandteil der zunehmend digitalisierten Geschäftsmodelle zu werden. „Mit Datasphere kann das gelingen; wenn SAP zielgerichtet den Weg der Evolution weiterverfolgt und im Rahmen dieser Entwicklung einfache Produkte mit attraktiven Lizenzmodellen und schnellen Entwicklungsfortschritten kombiniert“, betont Sebastian Westphal. So erhoffen sich die SAP-Anwenderunternehmen nun auch zeitnah ein passendes kommerzielles Angebot für klassische Nutzungsszenarien wie Gelegenheitsnutzer in der SAP Analytics Cloud, das als zentrales Tool für den Datenkonsum auf Datasphere aufsetzt.
“Das Angebot SAP Datasphere adressiert die seit Langem bestehende Forderung der DSAG nach der
Zusammenführung von SAP- und Non-SAP-Daten.“
Sebastian Westphal, Fachvorstand Technologie der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe
Data-Warehouse-Historie
„Als DSAG haben wir die Entwicklung der Data Warehouse Cloud eng begleitet und viele Impulse geliefert, die zur aktuellen Positionierung beigetragen haben. Folglich hoffen wir, dass die SAP-Strategie in diesem Bereich für unsere Mitgliedsunternehmen den erhofften Mehrwert bringt. Es wird spannend zu verfolgen, wem die als komplex geltende Integration von Daten aus Systemen anderer Hersteller am besten und auf Basis der immer hybrideren Architekturmodelle der Unternehmen gelingt – als Voraussetzung dafür, die Daten für intelligente und vor allem digitalisierte Geschäftsmodelle in den Unternehmen bereitzustellen“, definiert DSAG-Vorstand Sebastian Westphal abschließend.
SAP Datasphere ist ab sofort verfügbar und stellt die nächste Generation der Data-Warehouse-Cloud-Lösung dar. Datenspezialisten können damit einen skalierbaren Zugriff auf geschäftskritische Daten ermöglichen. Die Lösung bietet einen End-to-End-Service für Datenintegration, Datenkatalogisierung, semantische Modellierung, Data Warehousing, Data Federation und Datenvirtualisierung. Damit können Datenexperten geschäftskritische Daten in der Datenlandschaft ihres Unternehmens verteilen und dabei den Geschäftskontext und die Geschäftslogik beibehalten.
Hub, Sphere und BTP
Datasphere basiert auf der SAP Business Technology Platform (BTP), die unter anderem leistungsstarke Sicherheitsfunktionen für Unternehmen wie Datenbanksicherheit, Verschlüsselung und Governance bietet. Für bestehende SAP-Data-Warehouse-Cloud-Kunden sind keine weiteren Schritte oder Migrationen erforderlich, um von den neuen Funktionen in ihrer Produktumgebung zu profitieren. Zu den neuen Funktionen gehört die Datenkatalogisierung, mit der Daten automatisch identifiziert, verwaltet und gesteuert werden können. Eine vereinfachte Datenreplikation ermöglicht die Bereitstellung von Daten und deren kontinuierliche Aktualisierung in Echtzeit. Darüber hinaus sorgt die erweiterte Datenmodellierung dafür, dass die umfangreichen Geschäftskontextinformationen der Daten aus SAP-Anwendungen erhalten bleiben. Weitere Funktionen für die Anwendungsintegration, die Daten und Metadaten aus SAP-Cloud-Anwendungen mit Datasphere verknüpfen, sind geplant und entsprechen in etwa dem Leistungsumfang des alten Data Hub-Konzepts.
1 Kommentar
Werner Dähn
Als Kunde hätte ich folgende Fragen:
1. SAP hat richtig erkannt, dass Datensilos ein Problem sind. Wäre dann nicht die richtige Antwort, dass alle SAP Produkte Daten einfach zugreifbar machen? Also das ERP System stellt einen Stream von Änderungsdaten für alle(!!) Daten interessierten Consumer zur Verfügung? Man kann die Daten aus SAP einfach abfragen? Stattdessen werden alle APIs von SAP mit Restriktionen und Lizenzeinschränkungen zugenagelt. Vorgeschlagene Lösung von SAP: bringt auch die externen Daten zu SAP DataSphere. Das ist für SAP sinnvoll, aber für Kunden?
2. DataSphere kostet ein vielfaches von anderen Lösungen, darum fragen Kunden nach z.B. Möglichkeiten die SAP Daten nach Snowflake zu bringen. Lösung von SAP: ERP Daten können nur in das DataSphere Data Warehouse gebracht werden und dort hat man Schnittstellen nach außen um sein Snowflake Data Warehouse zu befüllen. Könnte es sein, dass man so noch teurer wird, anstatt als Kunde Geld zu sparen?
3. Der virtuelle Ansatz des Data Fabrics funktioniert nicht. Wenn DataSphere die Daten bei Bedarf aus dem Quellsystemen holt, läuft das mit der Geschwindigkeit der Quellsysteme und diese müssen für die Zusatzbelastung dimensioniert werden. Im besten Fall. Im schlechtesten Fall läuft die verteilte Abfrage viel länger, weil erst die kompletten Daten übertragen werden müssen, dann kann der Join erfolgen. Deswegen unterstützt DataSphere die Replikation der Daten. Sehr gut. Vor allem für SAP, weil dann DataSphere Speicherplatz für die kompletten replizierten Daten benötigt und das kostet viel Geld.