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Transformation im SAP-Betrieb

Bernd Engist von Avantra und Mathias Keifel und Stefan Rother von Nagarro zeigen die Transformation des klassischen SAP-Systembetriebs hin zum vollautomatisierten Betrieb Hunderter ERP-Systemlandschaften auf der Basis einer intelligenten und flexiblen Monitoring- und Automatisierungsplattform. Damit bekommt der SAP-Bestandskunde ein tragfähiges Fundament für eine erfolgreiche und nachhaltige S/4-Conversion.
Peter M. Färbinger, E3 Magazin
25. Mai 2023
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SAP strebt in die Cloud und vernachlässigt die Basis

Die Methoden, Konzepte und Werkzeuge von Avantra, siehe auch Seite 34, und Nagarro zeigen jedoch, dass sich viele Herausforderungen vor, während und nach einem Releasewechsel bereits an der SAP-Basis lösen lassen. Die Anforderungen eines erfolgreichen SAP-Bestandskunden oder Providers an ein zentrales Monitoring gehen längst über eine vorausschauende Analyse hinaus und fordern heute Agilität und Geschwindigkeit, denen nur noch mit maximaler Automatisierung begegnet werden kann.

Automatisierung und Monitoring können auch die Antwort auf IT-Personalmangel an der SAP-Basis sein, ebenso lässt sich eine gute Security mit dediziertem Monitoring aufbauen. Moderne SAP-Systeme wie ECC 6.0 und S/4 sind komplexe Architekturen, mit denen durch Automatisierung eine Entlastung von Routinearbeiten auf der einen Seite und eine Fokussierung auf die digitale Transformation auf der anderen Seite erfolgen können. Avantra und Nagarro haben dafür die Pläne, Werkzeuge und das Know-how.

Jenseits von SAP

SAP ist gut, aber SAP ist nicht ausreichend: In der digitalen Transformation braucht es speziell an der Basis dedizierte IT-Werkzeuge und Methoden, die auch über den SAP’schen Tellerrand hinausschauen. Mithilfe von Avantra und Nagarro gelingt dieser Blick auf eine ganzheitliche IT- und ERP-Architektur. Laut klassischer SAP-Lehrbuchmeinung sollte der SAP Solution Manager für die Steuerung und Überwachung eines ECC-Systems ausreichend sein. Ist dem wirklich so? CTO Bernd Engist von Avantra stellt gleich zu Beginn der Diskussion klar: „Anwender brauchen heute mehr Unterstützung beim SAP-Betrieb, vor allem bei größeren Umgebungen und da vor allem in der Automation. SAP bietet das nur in einem weiteren komplexen und kostenpflichtigen Produkt an, SAP LaMa, der auch aufgekündigt ist.“ SAP Landscape Management und der SolMan wurden von SAP im Zuge der S/4-Conversion abgekündigt. Für den SAP Solution Manager soll ab 2027 dann Cloud ALM, Application Lifecycle Management, verfügbar sein.

Bernd Engist, Avantra



An den Fragen zu bestimmten Features war erkennbar, dass sich Nagarro intensiv mit der Avantra-Lösung beschäftigt hat.

Bernd Engist,
Chief Technology Officer, Avantra

SolMan und LaMa

Bernd Engist betont, dass über SolMan und LaMa die SAP-Bestandskunden mehr Funktionalität an der Basis benötigen, seien es Schnittstellen zu den Hyperscalern für IaaS-deployte Systeme, zu ITOM-Lösungen wie ServiceNow oder Machine-Learning-gestützte Predictive Analytics, um Fehlalarme auf ein Minimum zu reduzieren. Auch eine Lösung zum Managen von SAP-Hot-News, die skaliert, ist für die Basis relevant. Manager Engist: „SolMan hat eine etwa 20-jährige Geschichte und in den vergangenen Jahren waren keine Innovationen mehr spürbar.“

Lösungen für das Monitoring und den automatisierten Betrieb von SAP-Systemen gibt es viele. Die Kunden und speziell Provider haben hier eine Vielzahl von verschiedenen Lösungen für die Überwachung der Infrastruktur zur Auswahl. Für die Überwachung der komplexen SAP-Systemlandschaft stehen ebenfalls unterschiedliche Lösungen von SAP selbst und Drittanbietern zur Verfügung. Avantra hatte lange Jahre das Managed-Service-Geschäft selbst betrieben, sich ab 2017 aber allein auf den Software-Geschäftsbereich konzentriert. Die gleichnamige Software war seit jeher auf das native Überwachen von SAP-Umgebungen und SAP-Systemen spezialisiert und mit Ideen und Anregungen des bekannten SAP-Providers Nagarro hat Avantra über die vergangenen 20 Jahre eine Plattform entwickelt, die allen Anforderungen an einen professionellen Systembetrieb begegnet.

Wo lässt sich dann der Solution Manager noch sinnvoll einsetzen? „Der SolMan bietet eine Vielzahl an Modulen, wie zum Beispiel das Change Control Management, die Testsuite, die Projektdokumentation und natürlich den ganzen Maintenance-Bereich“, erklärt CTO Bernd Engist. „Die Überlappung mit Avantra ist übrigens gar nicht so groß und wir haben auch eine Embrace-Solution-Manager-Strategie, denn kein Kunde kann derzeit auf den Solution Manager verzichten.“ Vor einigen Jahren schon hat Nagarro vorgeschlagen, auch den Solution Manager und seine Satellitensysteme zu überwachen. „Deshalb haben wir einige Funktionen genau für diesen Zweck an Bord“, ergänzt Engist.

Nagarro ist im Markt bekannt als professioneller Provider von Managed Services und als renommierter Betriebspartner für eine Vielzahl von großen und namhaften SAP-Bestandskunden aktiv. Im Rahmen einer Suche nach einer neuen SAP-System-Monitoring-Lösung vor weit über zehn Jahren hat Nagarro den Schweizer Softwarepartner Syslink/Avantra kennengelernt und die bereits zu diesem Zeitpunkt extreme Spezialisierung auf das native Monitoring von SAP-Systemen verbunden mit der Flexibilität und Innovationskraft als eigenes Auswahlkriterium gewertet.

Stefan Rother als Executive Director und verantwortlich für den Geschäftsbereich Managed Services und Mathias Keifel, Lead für die technischen Services sowie das Business Development bei Nagarro, sind überzeugt, dass diese Entscheidung für Avantra und die Investition in die Plattform einen wichtigen Erfolgsfaktor im professionellen SAP-Systembetrieb der eigenen, großen Kundenbasis und dem zukünftigen Erfolg von Managed Services bei Nagarro darstellen.

Mathias Keifel, Nagarro, Copyright Anja Limbrunner


Unsere Mitarbeiter müssen über ein Problem informiert werden, bevor der Kunde das Problem bemerkt und uns kontaktiert.

Mathias Keifel,
Senior Business Development Manager, Nagarro

Robuste SAP-Basis

Somit entstand eine fruchtbare Zusammenarbeit, die aktuell jedem SAP-Bestandskunden eine robuste und erfolgsversprechende Basis anbieten kann. Darüber hinaus hat das Team von Nagarro den Standardumfang von Avantra schnell um zahlreiche Funktionen erweitert. Bernd Engist, Chief Technology Officer bei Avantra, erinnert sich im E-3 Gespräch: „Allein an den Fragen zu bestimmten Features war erkennbar, dass sich Nagarro sehr intensiv mit der Avantra-Lösung beschäftigt hat. Entsprechend wurden sehr viele kundenspezifische Systemüberwachungs-Checks auf Basis der Avantra-Plattform realisiert – und damit holt Nagarro deutlich mehr aus dem System heraus, als dies durchschnittliche Anwender üblicherweise tun.“

Entstanden ist eine intensive Partnerschaft mit direkten Eingaben und Ideen aus dem professionellen Outsourcing-Betrieb, was schnell über das Systemmonitoring hinaus in den Bereich des intelligent automatisierten Systembetriebs ausgedehnt wurde. Nachdem Avantra 2017 die Entscheidung getroffen hat, den eigenen Service-Provider-Teil runterzufahren, gingen die Anforderungen aus dem Markt damit nicht verloren. Für die SAP-Community stellt sich dennoch die Frage: Wo braucht ein ECC-Bestandskunde unbedingt ergänzende IT-Werkzeuge? Bernd Engist: „Beim heutigen Fachkräftemangel kann sich kein SAP-Kunde mehr manuelle Routinetätigkeiten leisten, die eigentlich automatisierbar sind. Dazu gehört zum Beispiel ein System-Refresh, um ein Qualitätssicherungssystem fit für Testaufgaben zu halten.“ Jeder SAP-Bestandskunde weiß, wenn es einmal automatisiert ist, profitiert die ganze Dev-Ops-Kette, denn mit aktuellen Testdaten können schneller und mit mehr Sicherheit Updates in den produktiven Betrieb customized werden. SAP-Anwender brauchen auch Hilfe im Security-Bereich, insbesondere wenn es sich um eine größere Anzahl an Systemen handelt.

In der E-3 Diskussionsrunde ergänzt dazu Stefan Rother: „Unsere Erfolgsfaktoren sind eine sehr hohe Expertise und leidenschaftliche Kundenverantwortung. Unsere Kunden erleben im SAP-Betrieb neben einer gesamtdurchschnittlichen Systemverfügbarkeit von über 99,995 Prozent eine sehr hohe Qualität in der Leistungserbringung.“ Im Unterschied zu manchen Service-Providern nutzt Nagarro die Avantra-Lösung global für alle Systeme aller seiner Kunden und hat dies tief im Technik-Stack verankert. „Das heißt“, erklärt Nagarro-Manager Rother, „alle Kunden kommen in den Genuss der vielfältigen Avantra-Funktionen und profitieren von der maximalen Effizienz dieser umfassenden Lösung.“ Und Mathias Keifel betont: „Unsere Mitarbeiter in Bereitschaft müssen über ein Problem informiert werden, bevor der Kunde das Problem bemerkt und uns kontaktiert.“ 

Stefan Rother, Copyright Anja Limbrunner



Unsere Erfolgsfaktoren sind
eine sehr hohe Expertise und leidenschaftliche Kundenverantwortung.

Stefan Rother,
Executive Director Managed Services, Nagarro

SAP ist keine Insel: Wie wichtig sind den Anwendern eine Automatisierung und ein Monitoring über die SAP-Systemgrenzen hinweg? Bernd Engist sagt zu diesem immer wichtigeren Faktor: „Wir hören diese Fragen, kann Avantra das oder jenes automatisieren oder managen? Wir unterstützen viele Standardkomponenten, wie Datenbanken oder Applikationsserver out of the box, die nicht von SAP sind. Darüber hinaus haben diese Anfragen dazu geführt, dass wird schon vor vielen Jahren unsere Plattform für zusätzliche Entwicklungen geöffnet haben. Man kann heute so viel auf der Plattform bauen, seien es neue Checks oder eigene Automationen, die entweder voll selbst entwickelt werden können oder auf unseren Templates basieren, die wir ausliefern. Zu sehen, was Kunden alles damit anstellen, erfüllt mich immer wieder mit Freude.“

Wartung und Basisarbeit werden eine Herausforderung mit Innovation, Maintenance und Extended Line – bis 2040 soll das Konstrukt dann bestehen.

Erfahrung und Checks

Neben der jahrelangen Avantra-Erfahrung im Systembetrieb mit ausgearbeiteten Baseline Checks werden von Nagarro intensiv „Custom Checks“ definiert und genutzt. Bei der Avantra-Plattform ist es möglich, zusätzlich zu den ohnehin zahlreich vorhandenen Standard-Checks beliebig viele kundenspezifische Kontrollen aufzubauen, wie Bernd Engist zuvor erklärte. Mathias Keifel von Nagarro ergänzt: „Wir gewinnen immer wieder Kunden, die eine spezielle Überwachung einer bestimmten Funktionalität oder eines End-to-End-Prozesses wünschen.“ Vor diesem Hintergrund hat Nagarro inzwischen weit über 1000 dieser zusätzlichen Custom Checks schnell und unkompliziert in Avantra eingerichtet. Diese können sich auf dem ganzen Stack befinden, auf dem Betriebssystem, der Datenbank, dem Application Server oder ganz applikationsspezifisch auf dem SAP-System. Ein weiterer integraler Bestandteil ist das vollständig automatisierte Reporting. Nagarro hat sein gesamtes Service Level Reporting weitestgehend automatisiert, dazu gehören auch kundenindividuelle Wünsche zu Auslastungsberichten und speziellen Benachrichtigungen auf Kundenseite.

Nagarro verfolgt den Ansatz einer kontinuierlichen Standardisierung und Automatisierung und hat die technischen Fortschritte und Möglichkeiten der Avantra-Automatisierungsplattform bereits in einem frühen Stadium in Betriebsabläufe integriert und inzwischen eine Vielzahl von Standardabläufen wie Start/Stopp von Systemlandschaften über ST-PI/-API und HCM-Add-on sowie Updates und SAP-Hot-News als auch Security-News bis hin zur Erstellung von Systemkopien in intelligenten und vollautomatisierten Prozessen abgebildet. Mathias Keifel von Nagarro: „Wir begegnen den Anforderungen durch vollautomatisierte Workflows mit Rolling Restarts und der Reduktion von manuellen Eingriffen.“

Inwieweit unterscheidet sich Automatisierung von Workflows und Monitoring hinsichtlich der Betriebsmodelle On-prem, Private und Public Cloud? Dazu nochmals Bernd Engist: „Es gilt hier die einfache Regel: Dort, wo man am meisten tun muss, kann man es auch. Beim On-premises-Modell bin ich als Betreiber für alles verantwortlich, kann dort aber leistungsfähige Lösungen wie Avantra einsetzen. Sicher muss ich mich drum kümmern, wenn SAP eine neue Hot-News mit CVSS 10.0 released, aber ich kann mit Out-of-the-box-Automatisierung beispielsweise einen neuen Kernel superschnell ausrollen.“

Avantra-CTO Engist hat dazu ein Beispiel im Bereich System-Refresh: „Ich kann das on-prem per Automation auf mehrere Stunden verkürzen, in der Private Cloud bin ich auf den Anbieter angewiesen und im Falle der SAP-Enterprise-Cloud-Services, die im Rise Offering angeboten werden, gehen dafür zwei Wochen ins Land. Glücklicherweise kann Avantra auch im Falle von Easy Content Solution durch den Agentless Betriebsmodus dennoch einen großen Mehrwert bringen. Zwar müssen Anwender auf OS-spezifisches Monitoring verzichten, darum kümmert sich ja auch der Cloud-Betreiber, aber mehr als 80 Prozent unseres eingebauten Monitorings adressieren den Applikationslayer und basieren auf RFC und DB-Verbindungen, die weiterhin funktionieren. Wir sind mit unserer Schnittstelle auch zertifiziert als Works with Rise with SAP.“

Stefan Rother von Nagarro betont in der E-3 Diskussion: „Die Welt spricht heute mehrere Sprachen: On-premises, Cloud Computing sowie Hyperscaler und oft heißt die Wahrheit Hybrid. Die Anforderungen für einen intelligenten und automatisierten Systembetrieb müssen unabhängig von der Plattform in einem System erfolgen.“ Durch die Avantra-Integration von APIs der namhaften Hyperscaler bietet sich hier eine einheitliche Überwachungs- und Steuerungsebene unabhängig vom Betriebsmodell. Nagarro betreibt erfolgreich SAP-Kundeninstallationen auf allen Hyperscalern und darüber hinaus hybride Kundenlandschaften und hat diese gesamthaft in einer Avantra-Installation vereint.

Keifel, (Nagarro) Engist (Avantra) Rother (Nagarro)
Dreamteam: Mathias Keifel (Nagarro), Bernd Engist (Avantra) und Stefan Rother (Nagarro) diskutieren gemeinsam die optimale SAP-Basis-Lösung.

Die Anforderungen der SAP-Bestandskunden reichen von sehr einfachen Funktionen, wie einem regelmäßigen Update von bestimmten SAP-Add-ons, bis hin zu komplexen Analysen. Aber die Add-ons müssen nicht mehr individuell bei jedem SAP-System einzeln hochgeladen werden, sondern werden über das Avantra-Back-end zentral verwaltet und ausgerollt. Dadurch ist zum einen eine schnelle Reaktionsmöglichkeit, aber vor allem eine enorme Reduktion des Aufwands für die SAP-Basis-Experten entstanden. Die Kunden können viel schneller die gewünschten Änderungen in ihren Systemen sehen, bei gleichbleibender, wenn nicht sogar besserer Qualität, da durch die Automatisierung die Fehlerquote auch sinkt. Im Managed-Services-Geschäft ist es sehr wichtig, einen genauen Überblick über alle Systeme zu haben.

Jedoch haben nicht alle Systeme den gleichen Releasestand. Es müssen jedoch für alle Systeme die gängigen Parametereinstellungen bzw. Vorgaben überwacht werden. Mithilfe von Avantra überwacht Nagarro automatisiert und individuell für jeden Systemtyp die Einhaltung der korrekten Parametereinstellungen und alarmiert bzw. korrigiert Abweichungen sofort. Dies gilt sowohl für die Einhaltung der Security-Vorgaben für Betriebssystem, Datenbanken und SAP-Systeme, aber auch für bestimmte Parameter, die aufgrund eines SAP- oder Datenbankfehlers als Workaround fungieren. Über die Selektionsregeln, welche Avantra bietet, muss nicht individuell das betroffene System oder die Datenbank ausgewählt werden, sondern die Software erkennt selbst, ob der betroffene Releasestand vorhanden ist, und aktiviert den Check dann entsprechend im Hintergrund.

Ein besonderes Thema sind das Monitoring und Updates bei der Datenbank SAP Hana: Auf was ist hierbei zu achten? „Avantra bietet eine All-in-One-Lösung für Monitoring und Automation und natürlich haben wir ein besonderes Augenmerk auf SAPs Flagship-Produkt“, antwortet Bernd Engist im E-3 Gespräch. „Für keine andere Datenbank bieten wir so umfangreiche Out-of-the-box-Funktionalität an. Wir betrachten die ganze Hana-Landschaft bezüglich Performance, Security und können sogar die umfangreichen sogenannten Minichecks automatisieren, die SAP in einem Hinweis zur Verfügung stellt. Dazu mussten wir die Funktion abhängig von den Hana-Version-Checks ausrollen und sogar bis auf die Buildnummer ergänzen. Dazu kommt eine automatische Aufzeichnung von Parameteränderungen, die schon so manchem Kunden ermöglicht hat, aus einer kritischen Situation mit der Hana-Datenbank, die nicht mehr starten will, schnell wieder herauszukommen.“

SAP hat die Community in den vergangenen Jahren mit vielen Innovationen überrascht, sodass Stefan Rother von Nagarro im E-3 Gespräch auch noch auf folgenden Umstand hinweist: „Die zukünftigen Systemlandschaften im Kontext von SAP S/4 mit BTP und angeknüpften Cloud-Lösungen erfordern heute eine Betriebsplattform, die über die reine SAP-Systemlandschaft hinausgeht.“ Avantra hat den Gedanken einer notwendigen Business-Application-Lösung auch außerhalb des reinen SAP-Kontextes früh erkannt und dieser mit generischen Schnittstellen und Adaptern Rechnung getragen. So können komplexe Anforderungen auch aus der Welt von Salesforce und Ariba integriert werden. Bernd Engist erinnert sich an eine Kundenanforderung an businessrelevantes Monitoring im Kontext SAP ECC 6.0 mit Ariba im Rahmen des Rechnungsabgleichs.

Optimale Automatisierung und Monitoring können bei einem ECC- und S/4-Bestandskunden welche Funktionen abdecken? „Optimales Monitoring führt in erster Linie zu einem proaktiven Betriebsmodus, aber es können auch Bereiche wie Security-Baseline und System-Hardening sehr schön umgesetzt werden“, beschreibt CTO Bernd Engist die Situation. „Bei Avantra sprechen wir beim Monitoring gern von Observe-Automation. Dazu gehört auch der automatische Download von SAP-Hot-News und in einem nächsten Schritt werden wir das direkt mit den zugehörigen Automationen verknüpfen, wie zum Beispiel einen signierten Note einzuspielen oder den Kernel upzugraden. Es gibt da viele Beispiele. Derzeit sind wir im Pilotbetrieb für das automatische Update von Zertifikaten, die mit der Abap-Transaktion Strust verwendet werden. Das Monitoring triggert hier vollautomatisch einen Workflow, der das abgelaufene Zertifikat ermittelt, ein neues abholt und dann automatisch installiert, ggf. auch gleich den ICM neu startet.“

Keep the Core Clean

Alle Schritte, welche beim Kernel-Tausch notwendig sind, werden über die Avantra-Software durchgeführt. Einzig die Überprüfung des Workflows liegt bei Nagarro. Speziell bei komplexen und großen Systemen ist der Kernel-Tausch aufwendig und führt zu menschlichen Fehlern, da er teilweise spätnachts erfolgen muss. So kann es durchaus vorkommen, dass einfache Nacharbeiten wie die Ausführung von saproot.sh vergessen werden. Genau diese Fehler werden durch die Automatisierungslösung vermieden. Ein normaler manueller Kernel-Tausch dauert schnell einige Stunden für ein SAP-System. Über eine Automatisierung führt Nagarro die Kernel-Updates im Schnitt in fünf bis zehn Minuten für alle ausgewählten Systeme durch. Die Anzahl ist hier irrelevant, da die Ausführung parallel für die Systeme erfolgt. Eine manuelle Tätigkeit ist nicht erforderlich, selbst ein Rollback im Falle eines Fehlers erfolgt vollautomatisiert.

Neben den Security-Parametern werden von SAP regelmäßig aktuelle Sicherheitshinweise veröffentlicht. Mit dem Avantra-Dashboard bietet Nagarro als Service-Provider eine Gesamtübersicht über alle veröffentlichten Hinweise und den jeweiligen CVSS-Score an. Diese Ansicht entspricht der im SAP-Marketplace. Da Nagarro jedoch Systeme für viele verschiedene Kunden betreibt, benötigen die SAP-Basis-Berater nicht nur einen Blick auf einen Kunden, sondern immer eine Übersicht über alle Systeme aller Kunden.

Avantra bietet genau diesen Blick. Durch die interne Avantra-CMDB sind alle SAP-Komponenten bekannt und eine automatisierte Übersicht über die von der Sicherheitslücke betroffenen SAP-Systeme der verschiedenen Kunden steht zur Verfügung. Dadurch haben die Security-Teams die Möglichkeit, sehr schnell die betroffenen Systeme zu finden und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Diese Maßnahmen werden je nach Sicherheitslücke wieder vollautomatisiert über Avantra eingeplant und ausgeführt.

Zukunft: BTP und ChatGPT

Bernd Engist fast zum Abschluss das Diskussionsergebnis zusammen: „Früher waren wir eine Lösung von Experten für Experten – heute muss man darüber hinausgehen und im Zuge des Fachkräftemangels und Tendenzen zu den neuen Technologien wie S/4 Hana und der SAP-Business-Technology-Plattform braucht es Lösungen, die nicht das tiefste Fachwissen voraussetzen, sondern die Möglichkeit schaffen, auch weniger erfahrene Administratoren einzusetzen. Derzeit experimentieren wir, inwieweit die Check-Ergebnisse über ChatGPT oder eigene Dienste noch mehr Kontext zu Fehlern, Meldungen oder Hintergründen liefern könnten. Unser erklärtes Ziel ist es, über einen intelligenten virtuellen Assistenten Probleme nicht nur genau zu analysieren, sondern auch die Automation zur Behebung eines Problems zur Verfügung zu stellen und dabei eine optimale Zeit für die Umsetzung vorzuschlagen.“

Systemcopy

Ein weiterer Aufgabenbereich, welcher im Betrieb eines SAP-Systems regelmäßig anfällt, ist die Systemkopie, d. h., das produktive SAP-System wird durch eine Kopie auf das Qualitätssicherungssystem kopiert, um somit aktuelle Testdaten zu haben. Hierfür gibt es Tools, welche nur die System- oder Mandantenkopie abdecken. Dies bedeutet jedoch immer, dass eine weitere Produktlösung in einem Unternehmen implementiert und betrieben werden muss. Zudem sind die Lizenzmodelle oft nicht auf Service-Provider ausgelegt.

Mit Avantra hat Nagarro eine Lösung, welche bereits voll beim Service-Provider integriert und entsprechend betrieben wird. Die Systemkopie wird von Avantra mit einem Template ausgeliefert. Nagarro hat dieses Template um kundenindividuelle Schritte erweitert. Somit kann eine Systemkopie weit über 100 Einzelschritte haben, angefangen mit der Sicherung von Einstellungen über den Restore der Datenbank bis hin zu allen Nacharbeiten. Mithilfe von Avantra ist es nun möglich, alle diese Schritte vollautomatisiert durchzuführen. Somit kann die Laufzeit für eine Systemkopie extrem reduziert werden und im Idealfall sind keine manuellen Tätigkeiten durch den SAP-Basis-Administrator mehr notwendig, lediglich die Abstimmung mit dem Kunden zur Definition, welche Schritte integriert werden sollen und wann die Systemkopie stattfinden soll. 

Die Kopie selbst wird von den Mitarbeitern von Nagarro dann entsprechend eingeplant und kann über Nacht laufen, sodass am darauffolgenden Tag das System wieder für den Kunden zur Verfügung steht. Auf dem gleichen Weg ist es möglich, Schulungssysteme für Trainings bereitzustellen. Auch hier hat Nagarro spezifische Workflows entwickelt, die sowohl die Quelle für die Schulungssysteme erstellen als auch die regelmäßige Wiedereinstellung der Kopie, inklusive der SAP-Vor- und -Nacharbeiten, wie  Stoppen und Wiederaufsetzen einer SLT-Replikation. Dadurch wurde die Zeit, bis die Kunden ein aktuelles Schulungssystem haben, enorm reduziert und einer erfolgreichen Schulung der Endanwender steht nichts im Wege.

Ein weiteres Workflow-Template verknüpft das bestehende SSL-Zertifikats-Monitoring mit einem automatisierten Update-Prozess von in Kürze ablaufenden Zertifikaten. Hierfür wurden die Avantra-Steps um die bereits bei Nagarro vorhandenen Scripts und Abläufe zur Erstellung von SSL-Zertifikaten erweitert. Dadurch ist es möglich, Zertifikate automatisiert in den SAP-Systemen zu erneuern und entsprechend einem Ausfall vorzubeugen.

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Community Info Nagarro
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Peter M. Färbinger, E3 Magazin

Peter M. Färbinger, Herausgeber und Chefredakteur E3-Magazin DE, US und ES (e3mag.com), B4Bmedia.net AG, Freilassing (DE), E-Mail: pmf@b4bmedia.net und Tel. +49(0)8654/77130-21


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Die Arbeit an der SAP-Basis ist entscheidend für die erfolgreiche S/4-Conversion. 

Damit bekommt das sogenannte Competence Center bei den SAP-Bestandskunden strategische Bedeutung. Unhabhängig vom Betriebsmodell eines S/4 Hana sind Themen wie Automatisierung, Monitoring, Security, Application Lifecycle Management und Datenmanagement die Basis für den operativen S/4-Betrieb.

Zum zweiten Mal bereits veranstaltet das E3-Magazin in Salzburg einen Summit für die SAP-Community, um sich über alle Aspekte der S/4-Hana-Basisarbeit umfassend zu informieren.

Veranstaltungsort

Mehr Informationen folgen in Kürze.

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 21. Mai, und
Donnerstag, 22. Mai 2025

Early-Bird-Ticket

Verfügbar bis Freitag, 24. Januar 2025
EUR 390 exkl. USt.

Reguläres Ticket

EUR 590 exkl. USt.

Veranstaltungsort

Hotel Hilton Heidelberg
Kurfürstenanlage 1
D-69115 Heidelberg

Veranstaltungsdatum

Mittwoch, 5. März, und
Donnerstag, 6. März 2025

Tickets

Reguläres Ticket
EUR 590 exkl. USt
Early-Bird-Ticket

Verfügbar bis 20. Dezember 2024

EUR 390 exkl. USt
Veranstalter ist das E3-Magazin des Verlags B4Bmedia.net AG. Die Vorträge werden von einer Ausstellung ausgewählter SAP-Partner begleitet. Der Ticketpreis beinhaltet den Besuch aller Vorträge des Steampunk und BTP Summit 2025, den Besuch des Ausstellungsbereichs, die Teilnahme an der Abendveranstaltung sowie die Verpflegung während des offiziellen Programms. Das Vortragsprogramm und die Liste der Aussteller und Sponsoren (SAP-Partner) wird zeitnah auf dieser Website veröffentlicht.