Smart Factory braucht ein optimiertes ERP-Herz
Digitale Technologien und Echtzeitprozesse vernetzten die Wertschöpfungsketten in der Smart Factory oder im Rahmen von Smart Logistics umfassend. Das schafft die Grundlage für neue Geschäftsprozesse, Services und Businessmodelle.
Welches Potenzial Industrie 4.0 birgt, zeigen unter anderem Schlagworte wie „Losgröße 1“ und „vorausschauende Wartung“ (Predictive Maintenance). Losgröße 1 bedeutet die individuelle Konfiguration von Produkten zu Kosten wie bei der Serienfertigung.
Die vorausschauende Wartung sorgt für große Flexibilität in der Produktion, weil sich der Herstellungsprozess für die „Losgröße 1“ entsprechend anpassen lässt. Eine Smart Factory führt außerdem zu einer deutlichen Verbesserung der Produktqualität, da fehlerträchtige Stellen im Produktionsprozess vorab identifiziert werden. Dadurch verringert sich die Nacharbeitsquote und Kosten sinken.
Ich bin überzeugt, dass die heimische Wirtschaft, egal ob Automobil-, Fertigungs- oder Elektronikindustrie, enorm von den Möglichkeiten profitieren kann, die das Konzept von Industrie 4.0 zur Optimierung der Prozesse in Lager, Produktion und Transport oder zur Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen bietet.
Aus meiner Sicht aber klaffen Vision und Wirklichkeit in deutschen Unternehmen beim Thema Industrie 4.0 noch weit auseinander; aktuelle Studien bestätigen dies. Der Verband der Elektrotechnik und Elektronik (VDE) etwa fand bei einer Umfrage unter seinen Mitgliedern heraus, dass die Smart Factory erst im Jahr 2025 Realität werden soll.
Eine McKinsey-Untersuchung bei 300 Entscheidern kommt zu dem Ergebnis, dass sich 40 Prozent der deutschen Firmen auf Industrie 4.0 nicht gut vorbereitet fühlen.
ERP-Landschaft oft zu komplex
Die Vorbereitung aber ist der Knackpunkt. Wer ein Industrie-4.0-Szenario effizient aufbauen will, muss erst die Grundlagen dafür schaffen – in organisatorischer, vor allem aber auch in technologischer Hinsicht.
Die Technologien zur Vernetzung von Dingen, Nutzern, Unternehmen und Partnern im Sinne eines „Internets der Dinge“ sind vorhanden: Sensoren, Auto-ID-Systeme oder eine IT-Plattform zur Echtzeitverarbeitung und -analyse von Big Data.
Doch in einem ersten Schritt sollte die für ein Industrie-4.0-Vorhaben notwendige Basis durch die Implementierung stabiler, integrierter, effizienter und weitgehend automatisierter IT-Prozesse im ERP geschaffen werden.
Ein integriertes ERP-System wie SAP ERP stellt das „Herzstück“ der kaufmännischen und logistischen Kernprozesse im Unternehmen dar. Allerdings ist die SAP-ERP-Landschaft vielerorts im Laufe der Jahre durch Eigenprogrammierungen oder hart codierte, nicht konfigurierbare Erweiterungen sehr komplex und unübersichtlich geworden, was die Flexibilität und Transparenz einschränkt.
Das liegt unter anderem daran, dass spezielle Prozesse und gesetzliche Vorschriften, Besonderheiten beim Austausch von Geschäftsdaten oder bestimmte EDI-Formate im SAP-Standard häufig nicht praxistauglich abgebildet werden können.
Optimierung mit Add-ons
Abhilfe schaffen hier Abap-basierte, modulare Add-on-Lösungen, die durch ihre nahtlose Integration in SAP ERP uneingeschränkt releasefähig sind und wie ein Baukastensystem oder eine „Toolbox“ wiederverwendbare Lösungsbausteine enthalten. Auf diese Weise können die SAP-Standardprozesse modifikationsfrei ergänzt, erweitert und angepasst werden.
Die Unternehmen profitieren davon gleich in mehrfacher Hinsicht: Weil es nicht mehr notwendig ist, das System individuell anzupassen, kann die SAP-ERP-Landschaft schlanker und überschaubarer und somit auch kosteneffizienter gestaltet werden.
Auch die Agilität und Flexibilität der Betriebsabläufe wird erhöht, denn neue Prozessanforderungen oder Erweiterungen lassen sich zügig umsetzen – bei vollständiger Integration in den SAP-Standard. Das ist durchaus ein wettbewerbsrelevanter Aspekt.
Zugleich bildet die mit Add-ons optimierte und vereinfachte SAP-Landschaft ein solides Fundament für den Aufbau neuartiger Prozesse, die auf dem Konzept von Industrie 4.0 basieren.
Dies wie auch die Tatsache, dass unsere Firmengruppe in Kooperation mit Kunden und der Wissenschaft sehr positive Ergebnisse bei der Entwicklung und Implementierung praxistauglicher Smart-Factory-Lösungen erzielt, macht mich zuversichtlich, dass das in Industrie 4.0 schlummernde Potenzial bald umfassend gehoben werden kann.