SAP SolMan – Die eierlegende Wollmilchsau?
Auf Marketingpräsentationen gibt es kaum etwas, das der SolMan (SAP Solution Manager) nicht kann. Die Software für das gesamte Application Lifecycle Management ist für SAP-Bestandskunden meist lizenzkostenfrei; ein Argument, welches CFOs freut.
Der SolMan bildet alles ab – vom Projektbeginn über die Implementierung bis zur Wartung. Mithilfe der umfangreichen Werkzeuge können unter anderem Monitoring-Daten, Projektdokumentationen, Störungen, Probleme und Änderungen verwaltet werden. Zudem fungiert er für SAP als Gateway in die Kundeninfrastruktur. Klingt wie die eierlegende Wollmilchsau, die günstig alle Bedürfnisse befriedigt.
Systemlandschaften bei Kunden werden immer komplexer, Gleiches gilt für den SolMan. Er ist, man kann es nicht anders sagen, vollgestopft mit Werkzeugen und Tools, um den gesamten Software Lifecycle (Einführungs- und Betriebsunterstützung) abzubilden.
Der Aufwand, um diese Tools zum Laufen zu bringen – inklusive Grundkonfiguration, Customizing und Anpassung an die Kundenbedürfnisse – ist nicht nur von Tool zu Tool unterschiedlich, sondern auch von Kunde zu Kunde.
Die riesige Freiheit ist Chance und Fluch zugleich. Weil der SolMan so mächtig ist, muss man Kunden ab und an sogar bremsen. Ohne richtige Beratung kann man sich im SolMan ganz schnell verirren; man benötigt Experten-Know-how. Denn ohne kann der Kunde z. B. beim Aufbau der in Release 7.2 nun sehr flexiblen und mächtigen „Solution Documentation“ in eine Sackgasse geraten.
Aus meiner Sicht ist es Aufgabe eines seriösen Beraters, dem Kunden zuerst den SAP-Standard zu erläutern – bevor man fragt, was er denn gerne alles hätte. Man muss dem Kunden aufzeigen, dass eine Anpassung nicht nur einmaligen, sondern vielfachen Mehraufwand bedeutet – bei Updates, Migrationen, weiteren Erweiterungen etc. Die Liste ist lang.
Natürlich könnte man sagen, je umfangreicher die Anpassungswünsche des Kunden, umso mehr können wir in Rechnung stellen (mein CFO würde sich vielleicht sogar freuen, der des Kunden weniger).
Aber solch ein Vorgehen kann sich ganz schnell rächen. Dies, wenn der Nutzer, der die Tools täglich braucht, mit dem komplizierten Handling unzufrieden ist. Und für eine nachhaltige Kundenbeziehung ist es nicht förderlich.
Es gibt massenweise Tools, die auf Folien super wirken und einen Wow-Effekt auslösen. Ich habe es schon erlebt – Stichwort BPCA (Business Process Change Analyzer) –, dass für die Implementierung Wochen vergehen und der Outcome ist am Schluss doch gleich null. Aufwand und Ertrag stehen in keinem gesunden Verhältnis.
Beim vergangenen SolMan-Release hieß es „alles wird besser, alles wird einfacher“ – meiner Meinung nach wird es immer komplexer. Man soll aber auch fair sein: Es gibt im SolMan durchaus kleine und noch relativ unbekannte Features, welche sich schnell einrichten lassen und echten Mehrwert bieten.
Unsere Erfahrung zeigt, dass es Tools gibt, die entweder noch nicht ausgereift genug (Dashboards, Fiori Apps) oder einfach zu aufwändig sind; außer, man hat zu viele interne Ressourcen, aber wer hat die schon? Wer will sich mit einem Change-Management-Tool herumschlagen?
Es sind fast ausschließlich für die Endnutzer mühselige Tools, darum sollte man deren Arbeitsweise so einfach und klar wie möglich machen, um die Akzeptanz zu steigern. Auch beim Testen ist es wichtig, zu verstehen, was alles abgeklärt werden muss, bevor man anfängt, Testfälle zu dokumentieren. Es ist essenziell, Testdaten zu definieren und einen Refresh-Prozess auszuarbeiten.
Zu den richtig komplexen Tools gehört das technische Monitoring. Hier stößt der SolMan klar an seine Grenzen. Wir plädieren für automatisierte SAP-Monitoring-Tools vom Spezialisten, einfach und elegant, wie z. B. unsere SAP-Sensoren für PRTG.
Wir vertrauen – sorry, SolMan – auf den PRTG Network Monitor von Paessler, er ist selbsterklärend, günstig und funktioniert auch noch nach Updates der zu überwachenden Systeme. Damit lassen sich alle SAP-Systeme und Umsysteme auf einen Blick überwachen.
2 Kommentare
Bruno Müller
Gut geschriebener Beitrag, spricht mir aus der Seele. Durch meine Tätigkeit komme ich vor allem mit den Themen Transportmanagement in komplexen Landschaften, ChaRM (cCTS, CTS+), Retrofit, ATC, CCM, CCLM in Berührung. Ich kenne auch die andern Tools (Conigma, Realtech, Basistechnology) etc. Aktuell gibt es mir zu denken wie fehlerbehaftet (und eben auch kompliziert) die SAP eigenen Tools sind, Hinweise suchen und Einspielung gehört schon zum Tagesbetrieb, nicht einmal TCI’s Notes gibt es richtig dazu, was eben dann nicht nur simpler Note Einspielungen bedeutet.
Was mich interessieren würde aus der Sicht des Schreibers, was sie als Serviceprovider Ihren Kunden anbieten im ALM und ChaRM Umfeld (Nicht Monitoring), die Implementierung/Consulting des SAP Standards auf Basis des SAP Solution Manager oder eben auch Drittanbieterlösungen (oder Adons) der bekannten Anbieter? Ich bin eigentlich jemand wo auf standardisierte SW setzt, bei den Themen rund um ChaRM habe ich wirklich so meine Fragezeichen wenn man eben alles betrachtet.
Pascal Adami
Vielen Dank für den Kommentar und das positive Feedback.
Als SAP Beratungsunternehmen sind wir selbstverständlich fokussiert auf die Produkte von SAP, und dennoch verfolgen wir auch die Entwicklungen der Add-On Entwickler und Konkurrenten.
Mittlerweile konnten wir im ALM-/ChaRM-Umfeld einige Projekte erfolgreich realisieren, wo Kunde und Benutzer auch nachhaltig davon überzeugt ist, eine einfach zu bedienende und wartungsarme, stabile Applikation bekommen zu haben!
Wir agieren international mit Standorten in der Schweiz (Hauptsitz), Deutschland, Rumänien und Neuseeland.
Melden Sie sich bei uns für einen Erfahrungsaustausch: http://www.itesys.expert